Zucht von Schweinen

Bei der geschlechtsreifen Sau dauert ein Zyklus 21 Tage. Die Paarungsbereitschaft nennt man Rausche, sie dauert etwa drei Tage. Nur in dieser Zeit duldet die Sau das Aufreiten des Ebers und bleibt stehen.

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Bereits in der ersten Lebenswoche beginnen die Ferkel, Wasser zu trinken. Ab der zweiten Lebenswoche fressen sie auch feste Nahrung.© Image courtesy of Tina Phillips at FreeDigitalPhotos.net

Das Reproduktionswunder

Das männliche Schwein heißt Eber, das weibliche Sau, die Jungtiere nennt man Ferkel. Da das Fleisch von Ebern unangenehm riecht, werden alle männlichen Tiere, die nicht zur Zucht verwendet werden sollen, frühzeitig kastriert. Eine Sau ist mit etwa sechs Monaten geschlechtsreif, kann zweimal pro Jahr werfen und bringt pro Wurf etwa 8 bis 14 Ferkel zur Welt. Es gibt keine andere Tierart vergleichbarer Größe, welche eine solch hohe Fruchtbarkeit und Reproduktionsrate erreicht. Nur so lässt sich der jährliche Bedarf von über drei Millionen Tonnen Schweinefleisch allein in Deutschland überhaupt decken.

Belegung, Tragzeit, Geburt

Bei der geschlechtsreifen Sau dauert ein Zyklus 21 Tage. Die Paarungsbereitschaft nennt man Rausche, sie dauert etwa drei Tage. Nur in dieser Zeit duldet die Sau das Aufreiten des Ebers und bleibt stehen. Diesen Duldungsreflex kann auch der Mensch auslösen, um den richtigen Deckzeitpunkt (etwa am 2. Tag) bei der Sau auszumachen. Die Besamung erfolgt entweder natürlich durch einen Eber oder auch künstlich durch Ebersperma, das vom Tierarzt direkt in die Gebärmutter der Sau verbracht wird.

Hat eine Befruchtung stattgefunden, so dauert die Tragzeit etwa 114 Tage oder – als Eselsbrücke – drei Monate, drei Wochen, drei Tage. Einige Tage vor der Geburt sondert sich die Sau von der Gruppe ab, im Stall muss sie separat in einer Abferkelbucht untergebracht werden. Das Nestbauverhalten der Sau ist ein angeborener Instinkt, es wird auch dann ausgeführt, wenn der Mensch bereits ein sogenanntes Ferkelnest vorbereitet hat. In der Abferkelbucht sollte geeignetes Material, am besten Langstroh, zur Verfügung stehen.

Nach der Geburt, die in der Regel ohne Probleme verläuft, müssen die Ferkel innerhalb der ersten Stunden die sogenannte Biest- oder Kolostralmilch der Mutter bekommen, die sie mit wichtigen Abwehrstoffen versorgt. Da bei den Neugeborenen zunächst noch keine körpereigenen Abwehrstoffe vorhanden sind und sich das Immunsystem erst aufbauen muss, ist dieser mütterliche Schutz überlebenswichtig. Ebenso wichtig ist Wärme – neugeborene Ferkel benötigen eine Umgebungstemperatur von etwa 33 Grad Celsius, was mit Infrarotlampen über dem Ferkelnest erreicht werden kann. Dieses Ferkelnest sollte nur für die Ferkel zugänglich sein. Damit die Sau beim Abliegen nicht versehendlich Ferkel erdrückt, sollten an den Wänden schräge Gitter angebracht sein, hinter die ein Ferkel im Notfall schlüpfen kann.

Vom Ferkel zum Jungschwein

Bereits in der ersten Lebenswoche beginnen die Ferkel, Wasser zu trinken. Ab der zweiten Lebenswoche fressen sie auch feste Nahrung. Dennoch sollten sie frühestens mit sechs Wochen von der Muttersau abgesetzt werden – unter natürlichen Bedingungen zieht sich das Absetzen von der Mutter bis zu einem Zeitraum von drei bis vier Monaten. Für die artgerechte Entwicklung des Sozialverhaltens brauchen junge Schweine schon möglichst früh Kontakte zu Artgenossen. In der Natur kommt die Sau etwa zehn Tage nach der Geburt mit ihren Jungen zurück in die Gruppe. Unter Stallbedingungen können ab dem 10. bis 14. Lebenstag der Ferkel mehrere untereinander bereits bekannte Sauen mit ihren Jungtieren vergesellschaftet werden, wobei der Altersunterschied der einzelnen Würfe maximal fünf Tage betragen sollte.

Etwa fünf bis zehn Tage nach dem Abferkeln kommt die Sau bereits wieder in die Rausche und kann erneut gedeckt werden. Werden Schweine extensiv auf der Weide gehalten, so müssen Sauen und Eber nicht unbedingt getrennt werden, sodass ein relativ natürliches Paarungs- und Aufzuchtverhalten gefördert wird.

Hybridzucht in der industriellen Schweinehaltung

In der modernen, intensiven Schweinehaltung erfolgt meist keine Reinzucht bestimmter Rassen, sondern es werden immer nur wenige, für die Zucht besonders taugliche Tiere reinrassig gezüchtet. Für die Fleischproduktion werden dann geeignete Tiere verschiedener Rassen miteinander verpaart, um bei den Kreuzungstieren ein Maximum an Fleischausbeute und -qualität zu erreichen. Daher sind der größte Teil der in Deutschland gehaltenen und verwerteten Schweine sogenannte Hybridschweine.

( Autor: Heike Pankatz)

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