Agakröte

In der Hoffnung, mittels Agakröten Zuckerrohrschädlinge bekämpfen zu können, wurden sie seit den dreißiger Jahren in Australien ausgesetzt. Erfahren Sie im Steckbrief alles zu Systematik, Nachwuchs, Aufzucht, Sinnesleistungen, Ernährung und Haltung der Agakröte.

Steckbrief Agakröte
Agakröte im Steckbrief© Chris - stock.adobe.com

Steckbrief

  • Körperlänge: bis 23 cm, Männchen deutlich kleiner
  • Lebenserwartung: über 30 Jahre
  • Verbreitung: Süd-Texas bis Argentinien, in vielen Ländern eingeschleppt
  • Lebensraum: sämtliche Habitate, bis hin zur Kulturfolge
  • Lebensweise: nachtaktiv, anpassungsfähig
  • Artbestand: nicht gefährdet

Systematik

  • Klasse: Amphibien (Lurche)
  • Ordnung: Anura (Froschlurche)
  • Familie: Bufonidae (Krötenähnliche)
  • Gattung: Bufo (Echte Kröten)
  • Art: Bufo marinus (Agakröte)

Aussehen

Die Agakröte ist eine sehr große Kröte mit einem massigen Körper und auffallend dreieckigen Giftdrüsen (Paratoiddrüsen) hinter den Augen. Aus diesen Drüsen wird im Bedrohungsfall ein giftiges Sekret abgesondert, das Beutegreifer vertreiben soll. Beim Hantieren mit diesen Tieren sollte man darauf achten, dass man nichts von der schmutzig-weißen Flüssigkeit in offene Wunden oder die Schleimhäute bekommt. Agakröten sind von erdähnlicher Färbung, von Dunkelbraun bis Lehmig-Ocker, die Bauchseite ist immer deutlich heller pigmentiert. Die krötentypischen Warzen sind eher klein ausgebildet. Die Augen sind groß und dunkel, die Pupille horizontal geschlitzt.

Nachwuchs und Aufzucht

Um Agakröten zur Fortpflanzung zu stimulieren, muss eine Art Regenzeit simuliert werden. Mitunter paaren sich sie sich allerdings auch mehr oder weniger spontan. Findet ein Männchen nach den typischen Lockrufen ein paarungswilliges Weibchen, lässt es sich auf dem Rücken bis zum nächsten Laichgewässer tragen. Dort angekommen, beginnt das Weibchen, die Eier in Laichschnüren an Wasserpflanzen o. ä. zu heften, während sie vom Männchen befruchtet werden. In Abhängigkeit von der Wassertemperatur schlüpfen die Kaulquappen nach wenigen Tagen und beginnen, nachdem ihr Dottersack aufgebraucht ist, Algen und Schwebteilchen zu vertilgen. Später kommt Fischfutter in verschiedensten Darreichungsformen hinzu. Die Jungen sollten nach Größen sortiert werden, da Kannibalismus vorkommt, und das Aquarium sollte, um eine zu starke Strömung zu vermeiden, nicht zu stark gefiltert werden. Die Entfernung von Kot und Nahungsresten muss täglich erfolgen, da die Quappen sonst leicht an Pilzbefällen eingehen. Nach ungefähr 50 Tagen gehen die ersten Krötchen an Land und werden in Kleinterrarien oder Fauna-Boxen aufgezogen, die unbedingt einen trockenen Bereich aufweisen müssen. Insekten, Würmer und anderes Kleingetier bildet die Nahrung. Die Futtertiere werden mit Mineral-Vitamin-Gemischen aufgewertet, um Mangelerscheinungen vorzubeugen. Wichtig ist, reichlich Futter anzubieten, damit auch die schwächeren Tiere (wir können es mit mehreren hundert Babys zu tun haben!) genug abbekommen.

Lebensweise und Verhalten

Agakröten sind nachtaktiv und überwältigen bei ihren nächtlichen Streifzügen alles, was sie schlucken können. Kommen sie in Habitaten mit Trockenzeiten vor, graben sie sich mitunter monatelang in feuchten Bodenbereichen ein und warten auf ausreichend Regen. In der Gesellschaft des Menschen suchen sie z.B. Leuchtreklamen auf, um angelockte Nachtinsekten zu erbeuten. Auch vor der eigenen Art wird nicht Halt gemacht. Neben der Giftabsonderung reagieren sie auf Beutegreifer durch ein Hochstellen auf die Füße, um sich größer und bedrohlicher zu machen. Geschieht ihnen durch Menschen nichts, lernen sie sehr schnell, geeignete Essensreste zu vertilgen.

Kommunikation und Sinnesleistungen

Agakröten können sehr gut sehen und verfügen über große Ohrplatten hinter den Augen. Gefährliche Schlangen werden scheinbar über den Geruch wahrgenommen, bevor sie in Sichtweite sind. Versucht ein Männchen, ein anderes zu begatten, wehrt sich dieses mit dem typischen Abwehr-Signallaut. Der Lockruf der männlichen Agakröten ist je nach Vorkommen unterschiedlich, meist ist es ein dunkles, rollendes Blubbern. Manche Tiere legen sich bei Kontakt mit Artgenossen platt auf den Boden und ziehen die Extremitäten an.

Ernährung

Diese Riesenkröten sind echte Vielfraße und nicht wählerisch: Neben großen Insekten, Würmern und Schnecken werden auch Kleinsäuger und Vögel sowie Wechselwarme erbeutet, praktisch alles, was sie hinunterschlucken können. Essensreste, rohe Fleisch- und Fischstücke oder Hunde- oder Katzenfutter, alles verschwindet im Schlund dieser gierigen Tiere. Da sie zur Verfettung neigen, sollte nur ein- bis zweimal pro Woche Futter angeboten werden. Dies gilt natürlich nur für ausgewachsene Tiere.

Haltung

Wichtig bei diesen großen Tieren ist ein entsprechend dimensioniertes Terrarium. 180 x 80 x 80 cm (Länge x Tiefe x Höhe) sollten einem Paar zur Verfügung stehen. Kröten werden oft viel zu feucht gehalten, was leicht zu Hautkrankheiten führen kann. Ein feuchter Bereich, ein Versteck und eine angemessen große Badeschale, die wegen der Hautabsonderungen täglich gereinigt werden sollte, gehören in ein solches Becken. Als Bodengrund sollte ein grab- und saugfähiges Medium (wegen der Ausscheidungen) wie feiner Rindenmulch oder Terrarienerde angeboten werden. Die Beleuchtung kann vernachlässigt werden, jedoch sollte ein Hot-Spot mit 26 bis28° C erreichbar sein. Im Gegensatz zu Fröschen können Bufo marinus nicht sehr gut springen, jedoch erstaunlich gut klettern. Echtpflanzen haben nur in robusten Töpfen eine Chance. Viele Terrarianer halten die Tiere frei in der Wohnung; eine Schale mit Erde zum Verbringen des Tages, vielleicht unter einem Heizkörper, und eine weitere mit Wasser zum Baden (und als Toilette) bewährten sich in mehreren Fällen über Jahrzehnte. Artgerechter ist jedoch das Halten in einem beheizbaren Gewächshaus, in dem die Tiere Schädlinge jeglicher Art vertilgen. Natürlich kann man dann keinerlei andere Terrarientiere, wie Geckos, frei halten, da sie über kurz oder lang aufgefressen würden. Agakröten werden erstaunlich zahm und anhänglich und reagieren auf Rufe oder Pfiffe, stets in der Hoffnung, etwas zu fressen zu bekommen.

Hätten Sie's gewusst?

In der Hoffnung, mittels Agakröten Zuckerrohrschädlinge bekämpfen zu können, wurden sie seit den dreißiger Jahren in Australien ausgesetzt. Sie vermehrten sich in ungeahnten Dimensionen und lösten einen biologischen Super-GAU aus. Zuerst vernichteten sie alle teilweise höchst seltene Kleinbeutler, dann wurden sie zur tödlichen Bedrohung für australische Beutegreifer wie Schlangen, Warane, Greifvögel und selbst Krokodile, da diese alle im Gegensatz zu ihren natürlichen, amerikanischen Prädatoren nicht immun gegen das Sekretgift sind. Jegliche Versuche, die Kröten auszurotten, schlugen fehl. Im Gegenteil, sie erobern jährlich neues Territorium dazu. Forscher meinen, dass sie eine echte Bedrohung für die gesamte australische Nahrungskette werden könnten.

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