Körperbau und Sinnesleistungen bei Terrarieninsassen

Es gibt keinen generell gleichen Körperbau, der für alle Reptilien zutreffend wäre, mit Ausnahme, dass alle einen Kopf, Körper und Schwanz aufweisen. Ebenso ist es mit den Sinnesleistungen.

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Es gibt keinen generell gleichen Körperbau, der für alle Reptilien zutreffend wäre.© pixabay.com/Joergelman (CC0 Public Domain)

Es gibt einfach zu viele Anpassungen an die, teilweise sehr speziellen Lebensräume, sodass es Sinn macht, sich die Ordnungen im Einzelnen zu betrachten.

Ordnung Schildkröten (Testudines)

Alle Schildkröten weisen schon im Körperbau eine spezielle Besonderheiten auf, die sofort augenfällig ist: ihr Panzer. Dieser ist in Rücken- und Bauchpanzer unterteilt und durch unterschiedlich breite und bewegliche Knochen- und Knorpelteile miteinander verbunden. Die Knochen der Wirbelsäule sind fest mit denen des Rückenpanzers verbunden. Schildkröten atmen über Lungen, doch muss dies aufgrund des Panzers von den Gliedmaßen unterstützt werden. Nur an den Weichteilen des Körpers befindet sich eine Schuppenhaut, denn der Panzer ist mit Haut (Weichschildkröten) oder mit Hornplatten bzw. -schilden bedeckt. Sie weisen Kauleisten oder Hornscheiden auf, Zähne fehlen ihnen. Generell können Schildkröten sehr gut sehen, wobei sie besonders auf Bewegungen reagieren, jedoch auch Farben unterscheiden können und auch bestimmte Teile in anderen Spektren (Ultraviolett, Infrarot) wahrnehmen können. Dies gilt auch für stark aquatil lebende Arten. Weiterhin besitzen sie einen ebenfalls sehr stark ausgeprägten Geruchssinn, der durch die zahlreichen Rezeptoren in Nase und Kiefer ermöglicht wird. Über den Geruch – auch unter Wasser – werden u.a. Nahrung und Geschlechtspartner gefunden und unterschieden. Ebenfalls gut entwickelt ist ihr Orientierungssinn, denn sie können sich z.B. Nahrungsquellen und -plätze, sowie auch Fluchtwege merken und nutzen ihn während ihrer saisonalen Wanderungen (Meeresschildkröten). Sie hören auch recht gut, aber nur im Bereich der niederen Frequenzen.

Ordnung Schuppenkriechtiere (Squamata)

Schuppenkriechtiere besitzen ein paarig angelegtes Begattungsorgan, eine quer zur Körperachse liegende Analspalte und eine aus unterschiedlichen Hornschuppen bestehende Haut. Bei ihnen gibt es kein einheitliches Aussehen, da sowohl Echsen als auch Schlangen zu den Schuppenkriechtieren zählen. Einige Familien verfügen über das Jacobsonsche Organ, das die Geruchsleistung einer Nase meist übertrifft. Es wird zur Suche nach geeigneten Geschlechtspartnern sowie zur Nahrungs- und Feinderkennung genutzt.

Die Mitglieder der Unterordnung Echsen weisen größtenteils vier Beine auf, aber es gibt auch solche mit nur zwei oder ganz ohne Gliedmaßen. Ihre Schwänze können kurz oder lang sein und dabei zum Schlagen (Warane) oder Greifen und Halten (Chamäleons) ausgebildet sein. Gewöhnlich können sie gut sehen, mit Ausnahme einiger stark unterirdisch lebender Arten. Manche können ihre Augen unabhängig voneinander bewegen (Chamäleons) und haben daher einen perfekten Rundumblick. Gehör und Tastsinn sind zumeist sehr gut entwickelt. Einige Arten verfügen über Stimmen (Geckos). Ebenfalls gut entwickelt ist der Gleichgewichtssinn, besonders bei kletternden und zum Gleitflug befähigten Arten (manche Agamen).

Schlangen (Unterordnung Serpentes) zeichnen sich gewöhnlich durch einen schlanken, länglichen Körper und Schwanz, sowie durch fehlende Beine aus. Daher tragen Hals- und Rumpfwirbel sehr lange Rippen, die ihre enorme Beweglichkeit unterstützen. Bisweilen besitzen sie Reste des Beckengürtels im Skelett und äußerlich sichtbare Aftersporne (Riesenschlangen). Eine Besonderheit vieler Arten ist die enorme Dehnbarkeit des Kieferbereichs, die durch den Zusammenhalt von Bändern und Muskeln, sowie einem Aushaken der Unterkiefer ermöglicht wird. Der Aufbau der Zähne wird den unterschiedlichen Ansprüchen gerecht (Giftzähne).

Schlangen können gewöhnlich sehr gut sehen, mit Ausnahme einige unterirdisch lebender Arten. Sie sind grundsätzlich taub, können aber mittels ihres Tastsinns sehr gut auf Erschütterungen reagieren. Ihr Geruchssinn ist sehr gut ausgeprägt, wird aber durch die Leistungen des Jacobsonschen Organs – in der Verbindung Zunge-Schädeldach – ergänzt. Einige verfügen über die Möglichkeit, mittels besonders gebauter Zähnen, das in der Giftdrüse erzeugte Gift abzugeben (Trugnattern, Giftnattern, Vipern). Durch das zwischen Nase und Auge liegende Grubenorgan können Grubenottern kleinste Wärmeunterschiede wahrnehmen und ihre zuvor mit einem Giftbiss versehenen Beutetiere zuverlässig verfolgen. Ebenso dienen die gut mit Nervenenden ausgestatteten Labialgruben der Unterscheidung von Temperaturunterschieden.

Die Doppelschleichen (Ordnung Amphisbaenia) haben einen schlangenähnlichen Habitus ohne Gliedmaßen, jedoch gibt es auch solche mit einem Beinpaar. Ihre gesamte Haut ist in Ringel gegliedert, und nur am Kopf findet sich bisweilen Schuppenhaut. Ihre Augen sind nur schwach entwickelt und reichen nur zum Unterscheiden von Dunkel und Hell aus. Gut entwickelt sind dagegen ihre Geruchs- und Tastsinne.

Ordnung Panzerechsen (Crocodilia)

Krokodile weisen einen flachen Körperbau mit länglicher Schnauze und seitlich abgeflachte Schwänze auf. Dazu kommen vier stark ausgebildete Gliedmaßen, die sie zum Laufen an Land und zum Schwimmen benutzen. Die Kloakenspalte liegt längs zur Körperachse, die Männchen weisen einen ausstülpbaren Penis auf. Ihre Zähne werden bei Ausfall lebenslang durch neue ersetzt. Ihre großschuppige Haut ist besonders auf dem Rücken häufig mit Knochenplatten unterlegt, woher auch der Trivialname "Panzerechsen" stammt. Panzerechsen können ausgezeichnet sehen, hören und riechen. Nase und Augen befinden sich oben am Kopf, sodass Sehen und Atmen auch knapp unter Wasser möglich ist. Nase, Rachenraum und Gehörgänge werden beim Tauchen verschlossen.

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