Das Frettchen

Im Gegensatz zu ihren wilden Verwandten, den Iltissen, sind Frettchen keineswegs Einzelgänger. Sie sind sehr gesellig und leben am liebsten in einer Gruppe. Alles zu Lebenserwartung, Fortpflanzung und Kommunikation erfahren Sie hier.

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Das Frettchen ist die domestizierte Form des Iltis. © stock.adobe.com/otsphoto

Das Frettchen ist die domestizierte Form des Iltis. Erfahren Sie hier alles über Aussehen, Herkunft, Haltung und Verhalten. 

Steckbrief

Körperlänge: Weibchen: 25 - 40 cm; Männchen: 45 - 65 cm
Gewicht: Weibchen: 600 - 1000 g; Männchen: 800 - 1900 g
Körper: schlank, langgestreckt mit behaartem Schwanz
Kopf: kurz mit kleinen abgerundet Ohren
Fellhaar: kurze Unterwolle, längeres Deckhaar
Lebenserwartung: 6 - 8 Jahre

Systematik

Klasse: Säugetiere
Ordnung: Raubtiere
Familie: Marder
Gattung: Erd- und Stinkmarder
Art: Europäischer Iltis

So sehen Frettchen aus

Frettchen haben einen schlanken und lang gestreckten Körper mit einem behaarten, elf bis 19 Zentimeter langen Schwanz. Der Kopf ist klein, rundlich und gedrungen. Die kurzen, abgerundeten Ohren liegen nahe dem Kopf an. Die Beine des Frettchens sind kurz aber kräftig. An den Füßen haben die Tiere lange Zehen. Im Herbst futtern sich die kleinen Räuber Winterspeck an und können zu dieser Jahreszeit gut ein Drittel mehr auf die Waage bringen. Männliche Frettchen, auch Rüden genannt, sind deutlich größer und schwerer als die Weibchen.

Die Fellfarbe des Frettchens kann je nach Zuchtform unterschiedlich sein. Allen gleich ist aber der Fellwechsel, der zweimal im Jahr stattfindet. Im Herbst wächst den Frettchen eine helle, wärmende Unterwolle. Sobald die Tage im Frühjahr wieder wärmer werden, verlieren die Tiere dieses plüschige Fell und legen sich ein luftig leichtes, etwas dunkleres Sommerfell zu.

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Frettchen sind nur mit einem Artgenossen glücklich. © stock.adobe.com/AFG

Herkunft des Frettchens

Frettchen sind domestizierte Iltisse. Der Stammvater ist wahrscheinlich der europäische Waldiltis. Noch bevor die Katze als Mäusefänger zum Einsatz kam, wurden Frettchen als Ungezieferräuber verwendet. Schon zu Zeiten von Aristoteles sollen diese kleinen Räuber zur Jagd eingesetzt worden sein.

Die erste verlässliche Quelle stammt von dem griechischen Geographen Strabon, der zwischen 20 v. Chr. und 60 n. Chr. gelebt hat. Er berichtet davon, dass auf den balearischen Inseln Frettchen zur Kaninchenbekämpfung eingesetzt wurden – denn Frettchen sind Meister im Kaninchenaufstöbern. Die Tiere gewannen als Jagdgehilfe für den Menschen so an Bedeutung, dass diese Jagdmethode einen eigenen Namen erhielt: Das Frettieren.

Mit der Zeit entwickelte sich aus dem gegenseitigen Nutzen eine Bindung zwischen dem Menschen und dem kleinen Raubtier. So wurde aus dem wilden Iltis über die Jahrhunderte eine neue Rasse gezüchtet – das domestizierte Frettchen.

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Wenn Frettchen Nachwuchs bekommen

Frettchen sind nur zu einer bestimmten Jahreszeit paarungsbereit. Diese so genannte Ranzzeit dauert von März bis September. Dadurch fallen Geburt und Aufzucht der Jungen von Natur aus in eine möglichst optimale Zeit. Das Weibchen, auch Fähe genannt, ist mehrmals im Abstand von sechs bis zehn Tagen paarungsbereit. 

Nach einer Tragzeit von 40 bis 42 Tagen kommen bis zu 14 Junge zur Welt. Nach drei Wochen können die Welpen schon festes Futter zu sich nehmen und ab der achten Woche von der Mutter getrennt werden. Wenn Ihr Frettchen trächtig ist, suchen Sie sich für den Nachwuchs rechtzeitig Abnehmer. Eine Fähe, die keinen Nachwuchs bekommen soll, sollte unbedingt kastriert werden!

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Frettchen können viele Junge bekommen. © stock.adobe.com/Blechvogel

Lebens und Verhalten des Frettchens

Im Gegensatz zu ihren wilden Verwandten, den Iltissen, sind Frettchen keineswegs Einzelgänger. Sie sind sehr gesellig und leben am liebsten in einer Gruppe. Halten Sie niemals ein Frettchen alleine.

Frettchen haben ihren Jagdinstinkt nicht verloren und jagen gerne hinter einer Beute her. Junge Frettchen sind sehr bewegungsfreudig. Sie springen und hopsen hin und her und geben dabei keckernde Geräusche von sich. Je älter das Tier wird, desto behäbiger bewegt es sich auch.

Das Laufen der Frettchen ist sehr charakteristisch: Der Rücken biegt sich zu einem runden Bogen, sobald die Vorder- und Hinterfüße unter den Körper gezogen werden.

Außer dem Toben lieben es Frettchen mit den anderen Kameraden zu kuscheln. Dabei sehen sie aus, als wären sie alle miteinander verknotet.

Stinken Frettchen?

Wie die anderen Stinkmarder haben auch Frettchen die so genannten Stinkdrüsen. Bei den domestizierten Frettchen ist der Geruch ist aber kaum noch wahrnehmbar. Nur wenn sie Angst haben oder jemanden abschrecken wollen, ist der Geruch intensiver.

Die Entfernung der Stinkdrüsen ist laut Tierschutzgesetz verboten, und nur im Ausnahmefall, wie etwa einer Erkrankung erlaubt.
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Frettchen kuscheln gerne mit ihren Artgenossen. © stock.adobe.com/Mariusz Chmielewski

So sehen, hören und kommunizieren Frettchen

Die wilden Verwandten der Frettchen, die Iltisse, sind nacht- und dämmerungsaktive Tiere. Sie leben und jagen in dunklen Bauten. Daher ist der Sehsinn nicht so gut ausgeprägt. Auch beim Frettchen hat sich das nicht geändert. Wenn sie überhaupt Farben wahrnehmen können, dann nur sehr schlecht. Viel wichtiger und daher auch viel besser ausgeprägt sind Geruchs- und Tastsinn.

Wie bei vielen anderen Tieren spielt der Geruchssinn nicht nur bei der Futtersuche und bei der Partnerwahl eine entscheidende Rolle. Auch bei der Orientierung, der Einordnung der sozialen Rangstufen von Artgenossen und schließlich dem Erkennen von Freund und Feind ist dieser Sinn sehr hilfreich.

Tasthaare haben die Frettchen auf der Oberlippe und über den Augen. Sie ermöglichen dem kleinen Räuber das gefahrenfreie Bewegen in der Dunkelheit und das Abschätzen von Entfernungen.

Auch der Geschmackssinn ist bei diesen Tieren gut entwickelt. So können selbst geringste Mengen von giftigen Fremdstoffen im Futter wahrgenommen werden. Die Kommunikation unter den Frettchen findet nicht nur über Gerüche, sondern auch über Geräusche statt. Dabei verständigen sich die kleinen Räuber über Töne im Ultraschallbereich, also besonders hohe Geräusche, die außerhalb unseres Hörvermögens liegen. Die Rufe werden von verlassenen Jungtieren, die nach ihrer Mutter schreien abgegeben, aber auch bei der Paarung und beim Kampf.

Frettchen als Haustier halten 

Natürlich gefällt es Frettchen am besten, wenn sie quer durch die ganze Wohnung toben können. Denn sie sind sehr verspielte Gesellen, die es lieben herum zu springen oder durch etwas zu schlüpfen. Und das am liebsten mit anderen Artgenossen. Deshalb sollten Frettchen nie einzeln gehalten werden.

Wenn Sie für mehrere Stunden das Haus verlassen, brauchen Sie für Ihre Frettchen ein artgerechtes Heim. Das Frettchengehege sollte die Mindestmaße von 120 x 100 x 160 cm (L x B x H) haben. Je größer, desto besser. Am besten eignet sich ein Käfig mit Etagen, die über Treppen oder Röhren verbunden sind. Bei der Ausstattung des Frettchenheims können Sie Ihrer Phantasie freien Lauf lassen: Kuscheltücher, Hängematten, Röhren, Leitern zum Klettern und Versteckmöglichkeiten aus Pappschachteln. So wird Ihren Frettchen bestimmt nicht langweilig.

Außenhaltung von Frettchen 

Frettchen sind nicht kälteempfindlich. Mit einem geeigneten Gehege ist eine Außenhaltung auch im Winter möglich. Wichtig ist, dass die Tiere immer einen trockenen, windgeschützten Unterschlupf zur Verfügung haben. Im Sommer benötigen sie dagegen Schatten.

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Die Haltung von Frettchen ist sehr anspruchsvoll. © stock.adobe.com/okrasiuk

Hier ist die Haltung von Frettchen verboten

Ausgewilderte Frettchen, die einmal entlaufen sind, gibt es auf Sardinien, Sizilien und Neuseeland. In Neuseeland haben diese kleinen Räuber jedoch solch einen Schaden in der dortigen Tierwelt angerichtet, dass die Haltung von Frettchen verboten wurde. In Neuseeland gab es zuvor auch keine wilden Iltisse. Diese wurden erst mit den Frettchen "eingeführt".

In Deutschland hätten ausgesetzte Frettchen kaum eine Überlebenschance. Ihr Verdauungstrakt ist darauf ausgelegt, dass der kleine Räuber alle zwei bis drei Stunden ein Beutetier zu sich nimmt. Der Jagdinstinkt der domestizierten Iltisform hat schon soweit abgenommen, dass er zum Überleben nicht mehr ausreicht.

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