Wildtier-Lexikon

Giraffe

Giraffen sind außergewöhnliche Tiere und stark gefährdet. Erfahren Sie hier alles zu Systematik, Aussehen, Fortpflanzung, Entwicklung, Lebensweise, Verhalten und Ernährung von Giraffen.

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Der Hals einer Giraffe kann bis zu 2,5m lang werden.© Peter-stock.adobe.com

Giraffen sind in den afrikanischen Savannen beheimatet. Heute leben sie nur noch südlich der Sahara, vor allem in den Grassteppen Ost- und Südafrikas.

Steckbrief

Körperlänge: Weibchen: 3,5 - 4,5 m, Männchen: 4,5 - 6 m
Gewicht: Weibchen: 550 - 1000 kg, Männchen: 700 - 1900 kg
Lebenserwartung: 10 - 30 Jahre
Verbreitung: Afrika, südlich der Sahara
Lebensraum: Savanne, Buschland
Artbestand: je nach (Unter-) Art bedroht, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht

Systematik

Klasse: Säugetiere
Ordnung: Paarhufer
Familie: Giraffenartige
Gattung: Steppengiraffen
Art: Giraffe (Giraffa) mit bis zu neun Unterarten (Je nach Systematisierung)

Inhaltsübersicht:

Aussehen von Giraffen

Charakteristisch für Giraffen sind ihre langen Hälse: Sie erreichen mit bis zu 2,5 Metern Länge im Tierreich einzigartige Ausmaße und sind mit einer Stehmähne geschmückt. Zudem haben Giraffen durch den langen Hals eine größere Körperoberfläche was es ihnen ermöglicht, Wärme besser abzugeben. Auf dem Kopf befinden sich zwei mit Fell überzogene Stirnfortsätze mit schwarzen Haarbüscheln an den Enden.

Das Fell ist von hell- bis dunkelbraunen, eckigen Flecken bedeckt, die je nach (Unter-)Art verschieden aussehen können: So hat die Netz-Giraffe zum Beispiel dunklere, große Flecken mit ausgefransten Rändern, während die Flecken der Kordofan-Giraffe heller und etwas kleiner sind. Das besondere Muster erfüllt gleich mehrere Zwecke

  1. Zum einen sorgen die Flecken für Tarnung vor Beutegreifern.
  2. Es hilft auch dabei, die Körpertemperatur zu regulieren. Um jeden Fleck verläuft ein ringförmiges Blutgefäß mit wiederum kleineren Gefäßen direkt unter den Flecken. Dadurch kann Körperwärme abgegeben werden.
Jede Giraffe hat ein einzigartiges Fellmuster. Die einzelnen Giraffenbestände aus unterschiedlichen Regionen lassen sich anhand ihrer Zeichnung unterscheiden.

Die Giraffen-Männchen erreichen ein durchschnittliches Gewicht von 1600 Kilogramm, die Weibchen (Kühe) sind etwas leichter. 

Während lange die Ansicht vorherrschte, dass es eine Giraffenart und neun Unterarten gibt, fand eine Studie im Jahr 2016 heraus, dass es womöglich vier Giraffenarten gibt, die sich in freier Wildbahn auch nicht kreuzen:

  • Süd-Giraffe (Giraffa giraffa)
  • Massai-Giraffe (Giraffa tippelskirchi)
  • Netz-Giraffe (Giraffa reticulata)
  • Nord-Giraffe (Giraffa camelopardalis)

Diese Arten haben zum Teil wiederum weitere Unterarten.

Fortpflanzung und Entwicklung

Giraffenbullen erkennen durch 'Flehmen', ob das Weibchen ihrer Wahl paarungsbereit ist. Dabei heben sie den Kopf leicht an, schieben die Oberlippe hoch und öffnen den Mund leicht. So können sie den Geruch der Giraffendame besser wahrnehmen.

Mit fünf Jahren ist eine Giraffe geschlechtsreif. Männliche Giraffen verlassen mit drei Jahren die Herde, die um allein oder mit anderen Artgenossen zu leben. Jungkühe hingegen bleiben häufig bei der Mutter oder in ihrem Geburtsrevier.

Rund 14 bis 15 Monate nach der Paarung kommt ein Junges zur Welt. Die Giraffe gebärt im Stehen und so fällt das Junge recht unsanft aus etwa zwei Metern Höhe auf den Boden. Das macht dem Baby aber nichts:

  • Schon nach 30 Minuten können die meisten Neugeborenen – wenn auch noch unsicher – stehen. Das ist wichtig, denn eine neugeborene Giraffe hat viele Feinde, z.B. Löwen, Hyänen und Wildhunde.
  • Bei der Geburt ist der Nachwuchs schon etwa 1,8 Meter groß.
  • Der Nachwuchs wird etwa ein Jahr lang gesäugt. Nach vier bis fünf Jahren ist es dann selbst geschlechtsreif.

Nach der Geburt wird das Junge von der Mutter beschützt. Wenn es angst bekommt, sucht es zwischen den Beinen seiner Mutter Schutz. Giraffenmütter und ihre Kälber leben in sogenannten "Kindergartengruppen". Diese besteht dann aus Kälbern, die von einer Giraffenmutter beaufsichtigt werden, während die anderen umherstreifen und fressen können. 

Ein Giraffenjunges wächst bis zu drei Zentimeter am Tag.

Nach den ersten zwei Wochen beginnen Giraffenjunge bereits damit, erste Blätter anzuknabbern. Entdecken Giraffen aus der Entfernung ein Löwenrudel oder andere Beutegreifer, treten Sie die Flucht an. Die großen Tiere schaffen es im Sprint auf bis zu 50 Kilometer in der Stunde. Dabei verfallen sie in den sogenannten Passgang. Das bedeutet, dass sie im Galopp erst die Beine der einen Seite fortbewegen, dann die andere. Sind die Beutegreifer bereits zu nah, sodass eine Flucht nicht mehr möglich ist, verteidigen sich Giraffen durch Tritte mit ihrem scharfkantigen Hufen. Davor haben sogar Löwen Respekt. 

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© stock.adobe.com/mattiaath

Lebensweise und Verhalten

Giraffen sind sehr gesellig und leben in lockeren Herden von zehn bis 20 Tieren zusammen. Innerhalb der Gruppen gibt es zwar Rangordnungen, aber die Langhälse sind so friedfertig, dass man diese kaum erkennt. Kommt es doch einmal zum Kampf zwischen zwei Bullen, zum Beispiel um ein Weibchen, wird dieser mit Hals, Kopf und Hörnern ausgetragen: Sie holen weit aus und schlagen dem Gegner dann mit der Kopfseite gegen den Hals.

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© stock.adobe.com/ gudkovandrey

Der Verlierer wird nach dem Streit aber nicht vertrieben, denn die Rangfolge ist geklärt und er muss sich unterordnen. Mit den Hufen wird bei diesen Rangeleien nie getreten. Aus gutem Grund: Die heftigen Tritte der Paarhufer haben schon so manche Raubkatze das Leben gekostet und sind viel zu gefährlich für einen Kampf unter Artgenossen. Der Sieger hat nun das Recht, sich mit den Giraffenkühen zu paaren. 

Giraffe
Giraffen sind sehr gesellig.© anitalvdb-stock.adobe.com

Kommunikation unter Giraffen

Giraffen verständigen sich in einem für Menschen nicht hörbaren, sehr tiefen Frequenzbereich unter 20 Hertz. Nur ab und zu ist ein Blöken zu hören. Zusätzlich nutzen sie Hals- und Schwanzbewegungen um miteinander zu kommunizieren. Dank ihrer scharfen Augen und der Fähigkeit, Farben zu sehen, erkennen sie sogar auf mehrere hundert Meter Entfernung die Mitglieder ihrer Herde. Die Rangordnung ist nur daran zu erkennen, dass die niedriger gestellten Tiere ein wenig den Kopf senken, wenn ein "hohes Tier" ihren Weg kreuzt. Das erhobene Haupt soll imponieren oder auch drohen.

Ernährung von Giraffen

Giraffen sind, wie Kühe, Wiederkäuer. Am liebsten fressen Giraffen:

  • Blätter
  • Knospen
  • Akazienlaub aus den Baumkronen.

Ihr langer Hals ermöglicht den Giraffen, höchste Baumkronen zu erreichen. Bis zu 70 Kilogramm Grünzeug frisst eine Giraffe am Tag. Allerdings hat eine solche Körpergröße auch Nachteile: Zum Trinken müssen sie ihre Vorderbeine spreizen und in den Ellbogen einknicken, um an Wasser zu gelangen. Aus dieser Position können sich die Giraffen nicht so schnell lösen und sind daher für Raubtiere angreifbarer. Aus diesem Grund fressen die Tiere auch sehr selten Gras: Es ist einfach zu umständlich. 

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© stock.adobe.com/ 25ehaag6
Giraffen trinken nur alle zwei bis drei Tage, um sich nicht angreifbar zu machen. Die benötigte Flüssigkeit ziehen sie derweil aus der Nahrung. Wenn es darauf ankommt, können sie sogar Wochen lang, länger als Kamele, ohne Wasser auskommen.

Bei der Nahrungsaufnahme kann es schon mal sein, dass sich die Tiere einen Kilometer voneinander entfernen. Das ist jedoch kein Problem, es reicht ihnen, wenn sie sich nicht aus den Augen verlieren.

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© stock.adobe.com/Wim

Bedrohung von Giraffen

Was viele nicht wissen: Giraffen sind stark gefährdet und verschwinden vermeidlich unauffällig immer weiter aus ihren ursprünglichen Verbreitungsgebieten. Die Nubische Giraffe und die Kordofan Giraffe sind bereits vom Aussterben bedroht. Von vielen Unterarten, zum Beispiel der Thornicroft-Giraffe oder der Rothschild-Giraffe leben außerdem nur noch wenige hundert bis tausend Tiere in isolierten Regionen Afrikas. Auch andere Giraffenarten wie die Massai Giraffe sterben in immer mehr afrikanischen Ländern aus. Die Populationen sinken weiter.

Zwischen 1985 und 2015 ist die Giraffenpopulation um 36-40 Prozent gesunken. Schätzungen gehen von weniger als 100.000 Giraffen in ganz Afrika aus. Die Gründe dafür sind:

  • Lebensraumverlust
  • Wilderei
  • (Trophäen-) Jagd

In Afrika werden Giraffen als Fleischquelle und wegen verschiedener Körperteile gehandelt. Außerdem besteht der Irrglauben, dass das Rückenmark von Giraffen ein Wunderheilmittel gegen Aids und HIV sei. In den USA, in Europa und Asien sind sie als Jagdtrophäen oder Deko-Artikel gefragt. In der Natur werden Giraffen bis zu 25 Jahre alt, im Zoo können Sie auch älter werden. 

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© stock.adobe.com/ EcoView

Hätten Sie's gewusst?

Giraffen sind die größten Säugetiere unserer Erde. Trotz Ihres langen Halses, haben sie jedoch nur sieben Halswirbel. Den Kopf oben zu tragen ist für sie keine Anstrengung, sondern eine entspannte Körperhaltung. Schwierig wird es dann, wenn sie den Kops senken müssen, beispielsweise zum Trinken. Das ist schwere Muskelarbeit

Zudem haben sie eine blaue, sehr bewegliche Zunge, die bis zu einem halben Meter lang sein kann. Mit ihr können sie Blätter in großer Höhe packen und von den Ästen abstreifen. Eine Hornhaut schützt sie vor spitzen Zweigen und scharfen Dornen.

Auch diese großen Tiere müssen sich ausruhen und erholen. Schlafen gestaltet sich jedoch als echte Herausforderung. die meisten Giraffen schlafen im Stehen und befinden sich dann in einem Dämmerzustand. Das erlaubt es ihnen, bei Gefahr schnell die Flicht zu ergreifen. Giraffen erreichen Geschwindigkeiten bis zu 60km/h. Nur in seltenen fällen legt sich eine Giraffe wirklich auf den Boden um tiefer zu schlafen.

Schon lange hält sich das Gerücht, dass Giraffen zwei Herzen haben. Das ist jedoch falsch. Das Herz einer Giraffe ist noch nicht mal sonderlich groß, doch es erbringt eine unglaubliche Leistung. Es muss das Blut bis zu zwei Meter hoch ins Gehirn pumpen. Dafür ist die Muskelwand der linken Herzseite zuständig.

Zusätzlich tragen Giraffen natürliche Stützstrümpfe. Die Haut an ihren Beinen sitzt besonders eng, wodurch das Blut nicht versacken kann. Verschlusskappen in den Venen verhindern, dass das Blut aus dem Gehirn zurückfließt, wenn sich die Giraffe mal nach unten beugt. Unter dem Gehirn befindet sich das sogenannte Wundernetz. Hierbei handelt es sich um elastische Blutgefäße, die überschüssiges Blut aufnehmen können. Wenn die Giraffe ihren Kopf wieder hebt, verengen sich die Blutgefäße wieder und sichern damit den Blutfluss zum Gehirn. Das verhindert, dass die Giraffe ohnmächtig wird. 

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© stock.adobe.com/francovolpato
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