Wildtier-Lexikon

Koala

Obwohl der Koala auch "Koalabär" genannt wird, gehört er eigentlich gar nicht zu den echten Bären. In diesem Steckbrief erfahren Sie alles über Systematik, Aussehen, Fortpflanzung, Verhalten, Kommunikation und Ernährung von Koalas. 

Koala
Koalas sind reine Vegetarier. Sie fressen ausschließlich Blätter, und davon nur die einer ganz bestimmten Art: Das Laub des Eukalyptusbaums.© Maridav-stock.adobe.com

Koalas leben in den Wäldern und Baumsteppen Australiens. Doch ihr Lebensraum ist bedroht.

Inhaltsübersicht

Steckbrief

Körperlänge: 60 - 85 cm
Gewicht: Weibchen: 5 - 8, Männchen: 6,5 - 12 kg
Lebenserwartung: 10 - 15 Jahre
Verbreitung: im Osten Australiens
Lebensraum: offener Wald, Baumsteppe
Artbestand: gefährdet

Systematik

Klasse: Säugetiere
Unterklasse: Beuteltiere
Ordnung: Diprotodontia
Familie: Koalas (Phascolarctidae)
Gattung: Koalas (Phascolarctidae)
Art: Koala (Phascolarctos cinereus)

Insgesamt gibt es drei verschiedene Koala-Unterarten:

  • New-South-Wales-Koala (Phascolarctos cinereus cinereus): "Typische" Unterart
  • Victoria-Koala (Phascolarctos cinereus victor): Südliche Unterart
  • Queensland-Koala (Phascolarctos cinereus adustus): Nördliche Unterart

Aussehen von Koalas

Trotz ihres etwas plumpen Körperbaus sind Koalas gute Kletterer. Sie haben sogar zwei abspreizbare Daumen an den Vorder-, und je einen an den Hinterfüßen, um Äste besser umfassen zu können. Die drei Koala-Unterarten unterscheiden sich in ihrem Aussehen ein bisschen:

  • Von allen drei Unterarten haben die Victoria-Koalas das längste Fell – das brauchen sie auch, denn sie bewohnen den Südosten des Landes, in dem es im Winter am kältesten wird. Wie bei allen Koalas ist ihr Fell grau, aber mit einer Tendenz zu zimtfarben.
  • Der Queensland-Koala, der kleiner als der Victoria-Koala ist, hat kürzeres, silbergraues und auch ein wenig rostfarbenes Fell. Bei ihm sind auch die Ohren größer als bei seinen Vettern.
  • Der New-South-Wales-Koala hat dichtes, graues Fell.

Die Koala-Weibchen tragen wie alle Beuteltiere noch eine Art Transporttasche für ihre Jungen mit sich herum: Den Beutel an ihrem Bauch.

Fortpflanzung und Entwicklung

Die Fortpflanzungszeit der Koalas fällt in den australischen Sommer zwischen September und Januar. Das Männchen versucht durch einen Duftstoff und lautes "Bellen" geschlechtsreife Artgenossinnen zu sich zu locken. Bei der Paarung kann es dann ganz schön zur Sache gehen, denn nicht selten kratzen und beißen sich die Partner beim Liebesspiel.

Nach rund 35 Tagen bringt die Mutter dann ein winziges nacktes Junges zur Welt, das nicht einmal ein Gramm schwer ist. Es verbringt die nächsten sieben Monate in ihrem Beutel, wo es durch die dort liegenden Zitzen auch gut versorgt ist. Danach können sich die Kleinen noch bis sie etwa ein Jahr alt sind auf Mamas Rücken die Welt ansehen, bevor sie sich abnabeln und geschlechtsreif werden. Das geschieht bei den Weibchen mit ungefähr zwei, bei den Männchen mit drei bis vier Jahren.

Lebensweise und Verhalten

Koalas sind dämmerungs- und nachtaktiv. Außerhalb der Paarungszeit leben sie als Einzelgänger in ihren Revieren, die durch Urin, Kot und Kratzspuren markiert werden. Wenn es dann soweit ist und die niedlichen Vierbeiner sich zusammentun, kann es zu erbitterten Kämpfen unter den Männchen kommen.

Danach bilden sich für einige Zeit so genannte "Haremsgruppen" aus einigen Weibchen um die Männchen, die sich als Anführer hervortun. Koalas sind von Natur aus eher behäbig: Sie sind sehr friedfertig, kümmern sich nicht viel um den Menschen, bewegen sich langsam und schlafen bis zu 20 Stunden am Tag.

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Koalababys verbringen die nächsten sieben Monate im Beutel ihrer Mutter, dann können sie sich noch bis sie ca. ein Jahr alt sind auf Mamas Rücken die Welt ansehen.© PixilRay-stock.adobe.com

Kommunikation bei Koalas

Vor allem nachts sind die Laute der Koalas gut zu hören. Koalas kommunizieren auf verschiedene Weise und in verschiedenen Situationen miteinander: 

  • Einer der wichtigsten Töne für die Kletterbeutler ist der Ruf, den sie ausstoßen, wenn sie Angst haben. Er klingt wie das Schreien eines Babys.
  • Besonders die Männchen machen sich außerdem gern durch ein Geräusch zwischen Grunzen und Bellen bemerkbar. Diese Stimmen hallen weit durch die Nacht und so ist jeder Rivale informiert, dass der Schreihals in diesem Gebiet das Sagen hat.
  • Auch in der Paarungssuche ist das Rufen nützlich, damit sich die Partner in den Eukalyptuswäldern besser aufspüren können.
  • Wenn ein Weibchen dann Nachwuchs hat sind oft leise quietschende, schnalzende oder auch summende Verständigungslaute zu hören.

Ernährung von Koalas

Koalas sind reine Vegetarier. Sie fressen ausschließlich Blätter, und davon nur die einer ganz bestimmten Art: Das Laub des Eukalyptusbaums. Davon gibt es in Australien rund 350 Arten, doch die wählerischen Baumbewohner bevorzugen vor allem fünf davon. Und wäre es bei soviel Extrawünschen nicht schon schwierig genug, satt zu werden, verschmähen sie auch noch bestimmte Blattbüschel ihrer Lieblingssorte.

Erst spät kamen Wissenschaftler dahinter, was es damit auf sich hat: Zu bestimmten Jahreszeiten bildet sich in den jungen Blättern des Manna-Eukalyptus die hochgiftige Blausäure. Im Laufe des Wachstums baut sie sich wieder ab, und erst dann greifen die cleveren Koalas zu.

Bedrohung von Koalas

Der Koala wird bei der Roten Liste der IUCN als "gefährdet" eingestuft, die Bestände sinken. Tatsächlich sind Koalas sehr bedroht. Gerade die Buschbrände in Australien in den vergangen Jahren haben vielen Koalas das Leben gekostet und zusätzlich ihren Lebensraum zerstört. Einer WWF-Studie zufolge seien die Koalapopulationen in den Gebieten der Buschbrände 2019/2020 um 71 Prozent zurückgegangen.

Eine weitere Bedrohung für Koalas ist das übermäßige Abholzen von Bäumen für die Landwirtschaft. So wird der Lebensraum der Tiere vernichtet, wie der WWF erklärt. Der Organisation zufolge könnten Koalas bereits in 30 Jahren in Ostaustralien in freier Wildbahn ausgestorben sein.

Hätten Sie's gewusst?

Die geläufige Bezeichnung "Koalabär" führt uns – wie so viele andere Tiernamen auch – einmal mehr in die Irre: Obwohl in diesem Fall selbst der wissenschaftliche Name "Phascolarctos cinereus" übersetzt "grauer Beutelbär" bedeutet, gehört der australische Baumbewohner ganz und gar nicht zu den "echten" Bären. Die gehören nämlich den Plazenta-Tieren an, während die Koalas (ebenso wie die zweite sehr bekannte Tierart Australiens, die Kängurus) zu den Beuteltieren gezählt werden.

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