Wildtier-Lexikon

Falbkatze

Steckbrief, Systematik, Aussehen, Fortpflanzung, Entwicklung, Lebensweise, Verhalten und Ernährung. Hätten Sie's gewusst?

Falbkatze
© Chris Fourie / iStockphoto

Steckbrief

  • Körperlänge: Weibchen: 50 - 55 cm, Männchen: 60 cm
  • Gewicht: Weibchen: 5 - 6 kg, Männchen: 6 - 7 kg
  • Lebenserwartung: bis zu 15 Jahre
  • Verbreitung: Afrika, Sizilien, Sardinien
  • Lebensraum: Savanne, Steppengebiete, Buschland, lichte Wälder
  • Artbestand: ernsthaft bedroht
Systematik
  • Klasse: Säugetiere
  • Ordnung: Raubtiere
  • Familie: Katzen
  • Gattung: Felis
  • Art: Wildkatze
  • Unterart: Falbkatze (Felis silvestris lybica)
Aussehen

Die Falbkatze, gelegentlich auch afrikanische Wildkatze genannt, ist eine mittelgroße Kleinkatze. Sie ähnelt optisch stark den Hauskatzen. Die Falbkatze wirkt jedoch durch ihre langen und schlanken Beine etwas weniger gedrungen als Hauskatzen. Ihre Hinterbeine sind etwas länger als die Vorderbeine, was die Falbkatze so aussehen lässt, als stehe sie auf Zehenspitzen. Durch die ausgeprägten und hochstehenden Schulterblätter wirkt der Gang der Wildkatze wie der eines Leoparden. Das Fell der Falbkatzen ist kurzhaarig und zumeist sandfarben, variiert jedoch von Beige bis Grau. Je nach Lebensraum und Verbreitungsgebiet unterscheidet sich die Fellfärbung jedoch stark. Der breite wuchtige Kopf, die Flanken und auch der Körper sind leicht gestreift; diese schwachen Querstreifen dienen der Tarnung im natürlichen Lebensraum der Katzen.

Brust- und Bauchbereich sowie die Kehle weisen eine weißliche Färbung auf. Der Schwanz der Falbkatze ist dicht behaart, aber nicht sehr buschig. Ein Großteil der Falbkatzen hat eine schwarze Schwanzspitze. Charakteristisch ist außerdem die rötliche Färbung der Ohrenrückseite. Afrikanische Wildkatzen haben sehr große Augen – ein Indiz für die Nachtaktivität der Tiere. Ihre Augen sind hellgrün bis goldgelb gefärbt, und die Pupillen haben die Form senkrechter Schlitze. An den Vorderpfoten der Falbkatze befinden sich fünf Zehen, an den Hinterpfoten vier Zehen.

Fortpflanzung und Entwicklung

Die Falbkatze ist im Gegensatz zu Hauskatzen, die manchmal als Streuner in großen Gruppen leben, ein Einzelgänger. Sie halten sich in einem (je nach Beutetierdichte) ein bis vier Quadratkilometer großen Gebiet auf. Überschneidungen mit anderen Artgenossen sind jedoch möglich. Markante Punkte im Revier werden mit Urin markiert. Die Geschlechtsreife der Falbkatze tritt gegen Ende des ersten Lebensjahres ein. Nur in der Paarungszeit, die vom Frühjahr bis in die Regenzeit hineinreicht, treffen sich Männchen und Weibchen. Während dieser Ranzzeit kommt es zu erbitterten Kämpfen der Männchen um die Gunst der Weibchen, die meist von lautem Knurren und Kreischen begleitet werden. Nach der Paarung trennen sich Weibchen und Männchen sofort wieder. Die Aufzucht des Nachwuchses ist allein Aufgabe des Weibchens. Das Weibchen, das nur einmal im Jahr Junge bekommt, wirft dann zwei bis fünf noch blinde Welpen. Die meist zwischen März und September geborenen Welpen wiegen bei der Geburt nur zwischen 120 und 150 Gramm. Nach etwa zehn bis zwölf Tagen öffnen die Welpen ihre Augen. Gesäugt werden sie etwa vier Monate lang, dann werden sie langsam an feste Nahrung gewöhnt. Während der Aufzucht wechselt das Weibchen mehrmals das Versteck, trotzdem überlebt die Hälfte der Welpen das erste Jahr nicht; sie werden meist Opfer von Fleischfressern. Nach knapp einem Jahr verlassen die jungen selbstständigen Katzen ihre Mutter und suchen sich ein eigenes Revier. Dort können sie dann ein Alter von bis zu 15 Jahren erreichen.

Lebensweise und Verhalten

Falbkatzen sind vor allem nachts aktiv, während der kälteren Jahreszeit allerdings auch in der Morgen- und Abenddämmerung. Tagsüber ruhen sie in Erdbauten, die sie von anderen Tieren übernommen haben. In Waldgebieten kann man Falbkatzen auch in Baumhöhlen finden. Die Falbkatze ist eine ausgezeichnete Pirschjägerin, die sich unbemerkt an ihr Opfer anschleicht und es dann im Überraschungsangriff erlegt. Sie schleicht durch das Gelände und lauscht nach Bewegungen und Geräuschen auf der Suche nach einem Opfer. Wenn sie ein Beutetier entdeckt hat, schleicht sie sich immer näher heran und nutzt dabei jede Deckungsmöglichkeit. Sie greift erst dann an, wenn sie nah genug ist, um das Beutetier mit einem einzigen Sprung zu erreichen. Für diesen Sprung "verankert" sie ihre Hinterpfoten mit scharrenden Bewegungen im Boden, um beim Absprung nicht nach hinten wegzurutschen. Aus dem blitzschnellen Sprung heraus fällt die Falbkatze das Opfer an, packt es mit ihren scharfen Krallen der Vorderpfoten und tötet es mit einem gezielten Biss in die Nackenwirbel. Bei der Jagd in der Dunkelheit kann sich die Wildkatze vor allem auf ihr ausgezeichnetes Gehör und ihr exzellentes Sehorgan verlassen. Durch die enorme Lichtempfindlichkeit kann sie ihre Beute auch noch bei absoluter Dunkelheit erkennen. Natürliche Feinde der Falbkatze sind vor allem Hyänenhunde, Greifvögel und Giftschlangen.

Ernährung

Die Wildkatze ernährt sich überwiegend von kleinen Nagertieren wie Mäusen oder Ratten. Sie frisst auch Vögel, Reptilien und Amphibien, wie Eidechsen und Lurche. Insekten und Spinnen befinden sich ebenfalls auf dem Speiseplan der Falbkatze. Bei Nahrungsknappheit frisst sie sogar Aas. Es wurden schon Falbkatzen gesichtet, die sich – mit Erfolg – an jungen Antilopen versuchten. Hauptnahrungsmittel bleiben jedoch Nagetiere, wobei geschätzte 20 Prozent der Ernährung aus pflanzlichen Stoffen bestehen. Problematisch für den Bestand der Falbkatzen ist die Nahrungskonkurrenz in menschennahen Gebieten mit verwilderten Hauskatzen.

Hätten Sie's gewusst?

Noch größer als die Gefahr der Zerstörung ihres Lebensraumes für den Artenbestand der reinrassigen Wildkatze ist die Gefahr der Vermischung mit verwilderten Hauskatzen zu Hybriden!

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