Australien ließ 700 Koalas aus Hubschraubern erschießen: Was ist der Grund?
Nach einem verheerenden Buschbrand haben australische Behörden rund 700 Koalas getötet, was landesweit für große Empörung sorgt.
In den vergangenen Wochen wurden im Budj Bim-Nationalpark im Südosten Australiens etwa 700 Koalas aus Hubschraubern erschossen. Die Regierung des Bundesstaates Victoria verteidigt ihr Vorgehen: Viele Tiere seien durch ein durch Blitzschlag verursachtes Feuer schwer verletzt worden. Zahlreiche Koalas hätten an Verbrennungen, Rauchvergiftungen und anderen Verletzungen gelitten. Zusätzlich seien viele Manna-Eukalyptusbäume – ihre wichtigste Nahrungsquelle – durch die Flammen zerstört worden.
Koalas könnten bis 2050 in Teilen Australiens aussterben
Die Animal Justice Party kritisierte die Maßnahme scharf: „Verletzte und vertriebene Koalas wurden ohne Transparenz, Rechenschaft und Mitgefühl aus der Luft erschossen“, hieß es. „Das ist weder Tierschutz noch Naturschutz – es ist eine nationale Schande.“ Auch andere Organisationen äußerten Bedenken, da die Auswahl der Tiere aus der Distanz und damit auf eine bislang unbewährte Art erfolgt sei.
Australien tötet Koalas – eine „barmherzige“ Entscheidung?
James Todd, Leiter der Biodiversität im Department of Energy, Environment and Climate Action, sagte gegenüber dem „Guardian“, es habe nur zwei Optionen gegeben: die Tiere ihrem Leid zu überlassen oder aktiv einzugreifen. Im Gespräch mit dem Sender ABC erläuterte er, dass viele Koalas keinerlei Reaktion auf die Hubschrauber zeigten. Stattdessen seien sie durch verbranntes, verfilztes oder fehlendes Fell sowie auffälliges Verhalten aufgefallen.
Aufgrund der unzugänglichen Landschaft und der Gefahr durch herabstürzende Bäume nach dem Feuer sei der Einsatz aus der Luft notwendig gewesen. Erste Tests hätten gezeigt, dass die Luftabschüsse präzise und human erfolgten. Ein Tierarzt habe bei diesen Einsätzen den extrem schlechten Zustand der betroffenen Koalas bestätigt.
Warum keine Fütterung versucht wurde
Juristinnen der University of Melbourne kritisierten im Fachmagazin „The Conversation“, dass Alternativen wie die Versorgung mit frischem Futter nicht geprüft worden seien. Nach den Buschbränden 2020 war in anderen Regionen bereits erfolgreich Nahrung – wie Eukalyptusblätter, Karotten und Süßkartoffeln – aus der Luft abgeworfen worden, um gefährdete Tiere zu unterstützen.
Allerdings unterstützen nicht alle Fachleute diese Kritik. Wildtierökologin Desley Whisson von der Deakin University verteidigte die Maßnahme. Auf LinkedIn bezeichnete sie die Entscheidung als „politisch unpopulär, aber richtig“, da die Alternative ein „langsamer, qualvoller Tod durch Hunger, Lungenprobleme, Vergiftungen oder schwere Brandverletzungen“ gewesen wäre.
Bedrohte Koalas in Australien
Die hitzige Debatte im Netz rührt auch daher, dass der Koala als das wohl bekannteste Symbol der australischen Fauna gilt. Doch gerade dieses ikonische Beuteltier ist zunehmend bedroht. Entlang der Ostküste verlieren Koalas immer mehr Lebensraum durch Abholzung, Hundebisse, Brände, Verkehrsunfälle und Krankheiten. Besonders Chlamydien sind gefährlich: Sie machen Koalas unfruchtbar, lassen sie erblinden und dezimieren ganze Bestände. Auch der Klimawandel verschärft die Situation, da extreme Hitzeperioden und Dürren die Qualität der Eukalyptusblätter verschlechtern.
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Während Koalas in New South Wales, Queensland und im Australian Capital Territory als gefährdet gelten, sieht die Lage in Victoria und Südaustralien anders aus: In einigen Gebieten gibt es dort mehr Koalas, als die verbliebenen Wälder ernähren können. Diese Überpopulation kann empfindliche Ökosysteme erheblich belasten.
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