Nachwuchs im Aquarium

Brutpflege im Aquarium zieht auch viele Nichtaquarianer in ihren Bann und signalisiert dem Pfleger: Wir Fische fühlen uns zum Fortpflanzen wohl!

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© Thomas Brodmann / animals-digital.de

Das Aquarium als Kinderstube

Nachwuchs ist immer ein Grund zur Freude, besonders dann, wenn sich die Fische erst durch ganz bestimmte (Umwelt-)bedingungen zur Fortpflanzung entschließen. Diese im Aquarium erfolgreich zu simulieren, ist Teil der artgerechten Haltung. Für den Pfleger eine teils erhebliche, aber gleichzeitig sehr aufregende Herausforderung. Dabei müssen auch die Mitbewohner im Aquarium berücksichtigt werden, inwieweit sie die Nachwuchsförderung beeinflussen könnten oder nicht. Oder vielleicht auch umgekehrt, denn Fische können   fürsorgliche Eltern sein, mit denen nicht zu spaßen ist, wenn sich jemand in die Nähe wagt.

Andere Fischarten wiederum vermehren sich leicht und ohne besonderes Zutun von außerhalb. Proteinreiches Futter – mengenmäßig etwas üppiger als gewohnt – sowie ein Wasserwechsel mit kühleren Temperaturen versetzt z.B. Metallpanzerwelse (Corydoras aneus) meist umgehend in temperamentvolle Paarungsstimmung.

Familienbande

Die Aufgaben der Brutpflege ähneln sich: Laich pflegen, schützen, sowie Betreuung der Kleinen. Je nach Fischart können diese Aufgaben beide Geschlechter übernehmen, und so werden hauptsächlich drei Familienstrukturen unterschieden: Vaterfamilien, Mutterfamilien und Elternfamilien.

Die Vaterfamilie ist die häufigste Familienform und wird von vielen Labyrinthfischen, Welsen, Sonnenbarschen und den Stichlingen praktiziert. Die Männchen sorgen für eine Eiablagemöglichkeit und versuchen damit Weibchen anzulocken. Sie bauen gelegentlich Nester oder nutzen – wie der Stichling – besonders geschützte Räume für den Laich: er wählt lebende Teichmuscheln als Kinderstube. Nach der Eiablage werden die Weibchen aus der Vaterfamilie vertrieben und das Männchen übernimmt die weitere Betreuung der nächsten Generation allein.

Kampffische (Betta splendens) bauen sog. Schaumnester für den Laich. Ihre Weibchen können bei Bedarf als Ersatzbrutpflegerin einspringen, wenn das Männchen verhindert ist. Bei ausreichend geräumigen Aquarien kommt es vor, dass die Weibchen die Außenbezirke des Laichbereiches überwachen und ggf. verteidigen.

Mutterfamilien werden von der überwiegenden Mehrheit der maulbrütenden Buntbarsche und einigen Zwergbuntbarschen gebildet. Übernimmt das Männchen die Verteidigung des umliegenden Reviers, bildet dieses Paar eine Mann-Mutter-Familie. Überhaupt wird die überwältigende Vielfalt der (Buntbarsche (Cichliden) aufgrund ihrer Fortpflanzungsstrategien unterschieden.

Typische Vertreter der Elternfamilie sind Skalare sowie einige Zwergbuntbarsche aus Zentralafrika (Congochromis). Diese Familienform ist erwartungsgemäß eine Mischform der vorgenannten. Der Zusammenhalt im Schwarm und auch der Elterntiere ist sehr eng. Meist dominiert das Männchen beim Ablaichen, danach dominiert das Weibchen.

Laichpflege

Der Laich wird unabhängig von der Familienform an den unterschiedlichsten Orten platziert: in einfachen Erdmulden, im freien Wasser, unter Blättern, in Schaumnestern oder auch Höhlen und Muscheln. Er wird regelmäßig gereinigt und dabei teilweise regelrecht abgelutscht. Verpilzte Eier werden gefressen und mithilfe der Flossen wird für eine ausreichende Frischwasserzufuhr gesorgt. Neugierige oder gar hungrige Zeitgenossen aller Art sind unerwünscht. Dies wird kompromisslos demonstriert.

Jungfische

Die winzigen Schlüpflinge ernähren sich in den ersten Tagen noch von ihrem Dottersack. Viele Jungfische sind von Anfang an auf sich gestellt, wie etwa junge Metallpanzerwelse. Ihre Eltern kümmern sich nach der Eiablage in kleinen Häufchen nicht mehr um sie. Kleine Fische, deren Eltern Brutpflege betreiben, müssen sich meist ebenfalls selbst ernähren. Daher muss im Aquarium für ausreichend "Babynahrung" gesorgt werden. Der Nachwuchs von Skalaren und Diskusfischen (Symphysodon discus) darf dagegen Hautabsonderungen der Eltern fressen.

Die Brutpflege beinhaltet bis auf wenige Ausnahmen nicht die Ernährung, sondern vorwiegend den Zusammenhalt des Schwarmes, sowie die Verteidigung bzw. den Schutz der Winzlinge. Maulbrüter schützen ihren Nachwuchs direkt im Maul und entlassen ihn, wenn "die Luft wieder rein" ist.

Familienzusammenhalt

Maulbrüter (einige Cichlidenarten) erkennen ihren Nachwuchs optisch sowie am Geschmack. Falls Maulbrüter während der Aufzucht fressen, erscheinen die Jungen unversehrt aus den Kiemenöffnungen. Die Kleinen ihrerseits reagieren laut einiger Experimente auf bestimmte Farbkombinationen und Bewegungsmuster. (Annette Berkelmann)

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