Systematik der Froschlurche
Diese Ordnung umfasst etwa 5.600 Arten und stellt damit den Löwenanteil innerhalb der Amphibien, nämlich fast 89 Prozent. Im Gegensatz zu den Schwanzlurchen weisen sie nach Abschluss ihrer Entwicklung keinen Schwanz auf.
Im Unterschied zu den Schleichenlurchen besitzen sie immer vier Extremitäten, von denen die hinteren kräftiger entwickelt sind.
Die Vermehrung erfolgt gewöhnlich durch das synchrone Absetzen von Laich und Sperma außerhalb des Körpers. Jedoch haben einige Familien diese Art der Fortpflanzung modifiziert oder ganz aufgegeben. Die Quappen haben im Gegensatz zu denen der Schwanzlurche einen Atemtubus, ferner weisen sie nur am Anfang ihrer Entwicklung äußere Kiemen auf, und zuerst entwickeln sich bei ihnen die Hinterbeine.
Froschlurche sind weltweit verbreitet, mit Ausnahme der Polargebiete und extrem kalten und hohen Regionen. Erfolgreich haben sie sämtliche Habitate besetzt, von der Wüste bis in den Tropenwald und vom Tiefland bis ins Hochgebirge (teils bis 4.000 Meter ü. d. Meeresspiegel). Ihre größte Diversität erreichen sie allerdings in den Tropen. Sie ernähren sich insektivor und carnivor. Zahlreiche Familien sind uns geläufig, z.B. Laubfösche (Hylidae), Wasserfrösche (Ranidae), Unken (Bombinatoridae) und Kröten (Bufonidae), andere wiederum sind uns relativ unbekannt, wie Riedfrösche (Hyperoliidae), Krötenfrösche (Pelobatidae) oder Engmaulfrösche (Microhylidae).
Die Masse an Arten ist systematisch in eine ganze Reihe von Familien geordnet, von denen nur relativ wenige Unterfamilien zugeteilt sind. Die Charakteristika der Gattungen und Arten sind nicht immer äußerlich erkennbar, da sie häufig auf Merkmalen des Knochenbaus beruhen. Die Systematik der Amphibien befindet sich immer wieder in einem starken Wandel, da sie den Erkenntnissen neuester Untersuchungsmethoden angepasst wird. Aufgrund der Vielzahl der Familien stellen wir Ihnen hier lediglich die bekannteren in alphabetischer Reihenfolge vor.
Afrikanische Riedfrösche (Hyperoliidae) sind mit rund 200 Arten in 16 Gattungen in Afrika südlich der Sahara sowie auf Madagaskar und den Seychellen verbreitet. Die oft nur kleinen Frösche bewohnen sowohl Kulturlandschaften als auch Savannen und Wälder, wo sie ein dämmerungs- und nachtaktives Leben führen, bisweilen jedoch auch während des Tages aktiv sind. Zu ihnen zählen zahlreiche auffallend gefärbte Riedfroscharten (Gattung Hyperolius), die häufig sehr laute Rufe hervorbringen können.
Asiatische Kröten (Megophryidae) sind von Pakistan und dem westlichen China bis zu den Philippinen und den Großen Sundainseln verbreitet. Knapp 140 Arten in zehn Gattungen gehören zur Familie. In Terrianerkreisen bekannter sind die fünf Arten von Zipfelkröten (Gattung Megophrys), von denen besonders die Nasenzipfelkröten wegen ihres bizarren Aussehens oft gepflegt werden. Es sind boden- und waldbewohnende Kröten, bei denen die Weibchen deutlich größere Längen erreichen.
Baumfrösche (Rhacophoridae) teilen sich auf in die beiden Unterfamilien Buergeriinae und Rhacophorinae. Nahezu 300 Arten werden zu ihnen gerechnet, 290 davon gehören in die Unterfamilie Rhacophorinae (Eigentliche Baumfrösche). Ihre Gesamtverbreitung ist Afrika südlich der Sahara, das südliche Asien von Sri Lanka, Indien und Nepal bis nach Japan, den Philippinen und Celebes (Indonesien). Zu den Flugfröschen (Gattung Rhacophorus) werden zurzeit 76 Arten gezählt, die ihre Verbreitung in Indien, Japan, den Philippinen und von China bis nach Sulawesi haben. Sie besitzen große Haftscheiben an Fingern und Zehen sowie breite Häute zwischen den Zehen und Hautlappen an Armen, Fersen und Anus. Aus ihrem Laich bilden sie sogenannte Schaumnester, die sie für gewöhnlich an Äste heften. Die schlüpfenden Larven fallen dann zur weiteren Entwicklung in das Gewässer darunter.
Baumsteigerfrösche (Dendrobatidae) setzt sich aus den Unterfamilien Colostethinae (55 Arten in vier Gattungen), Dendrobatinae (53 Arten in sieben Gattungen) und Hyloxalinae (57 Arten einer Gattung) zusammen. Mit über 160 Arten besiedeln diese kleinen Froschlurche Zentralamerika und das nördliche Südamerika. Es sind beliebte Terrarienpfleglinge, die sich gut halten und vermehren lassen. Die Männchen einiger dieser zumeist farbenfrohen Froscharten (Färberfrösche, Pfeilgiftfrösche) tragen die Larven auf ihrem Rücken zum Wasser.
Beutelfrösche (Amphignathdontidae) gibt es über 60 Arten in zwei Gattungen, die in Costa Rica und Panama, dem nordwestlichen Südamerika bis Argentinien, in Brasilien und auf Trinidad und Tobago siedeln. Die Weibchen der Beutelfrösche (Gattung Gastrotheca, 56 Arten) besitzen auf dem Rücken einen Hautbeutel, in den die befruchteten Eier bis zum Schlupf der Larven oder fertigen Froschlurche aufbewahrt werden.
Echte Frösche (Ranidae) sind wahre Kosmopoliten, die mit Ausnahme des südlichsten Afrikas, großen Teilen Australiens und den Polarregionen weltweit Verbreitung gefunden haben. Rund 330 Arten in 16 Gattungen bilden die Familie. Zu den Echten Fröschen (Gattung Rana) werden 47 Arten gezählt. Ihre Mitglieder sind in Europa, Asien bis nach Indochina und im westlichen Nordamerika verbreitet. Zu ihnen zählen auch die Grün- und Braunfrösche unserer Breiten.
"Eigentliche Kröten" (Bufonidae) sind mit über 500 Arten weltweit mit Ausnahme von Madagaskar, Australien, Ozeaniens und der Polgebiete verbreitet. Die überwiegend bodenbewohnenden Arten sind zumeist dämmerungs- und nachtaktiv. Dabei handelt es sich sowohl um kulturfolgende als auch um kulturflüchtende Arten. Zu den Echten Kröten (Gattung Bufo) werden etwa 38 Arten gerechnet, wobei 25 von ihnen als unsicher und mit weiterem Forschungsbedarf eingestuft werden. Auffallend sind die großen Augen, deutlich sichtbare Ohröffnungen, Finger ohne Verbindungshäute und die erhabenen Parotoiddrüsen. Die Vermehrung erfolgt über die Laichabgabe in Gewässer.
Engmaulfrösche (Microhylidae) setzen sich aus elf Unterfamilien mit über 400 Arten zusammen. Zu ihrem Verbreitungsgebiet gehört Nord- und Südamerika, Afrika südlich der Sahara und Asien von Indien und Korea bis zum nördlichen Australien. Der Unterfamilie Microhylinae (Eigentliche Engmaulfrösche) gehören neun Gattungen mit etwa 70 Arten an, wobei zu den Echten Engmaulfröschen (Gattung Microhyla) 30 Arten zählen.
Geburtshelferkröten (Alytidae) sind überwiegend nachtaktive Froschlurche, die das südwestliche Europa, Israel und das mediterrane Nordafrika bewohnen. Insgesamt elf Arten in zwei Gattungen gehören zur Familie. Bei den eigentlichen Geburtshelferkröten (Gattung Alytes, 5Arten) tragen die Männchen die zuvor von ihnen befruchteten Eier bis zum Schlupf der Larven zwischen den Hinterbeinen auf dem Rücken. Die Larven werden anschließend ins Wasser zur weiteren Entwicklung abgesetzt.
Laubfrösche (Hylidae) setzen sich aus den Unterfamilien Hylinae, Pelodryadinae und Phyllomedusinae zusammen. Mit über 850 Arten bewohnen die Laub- oder auch Baumfrösche Nord- und Südamerika, die Australisch-Papuanische-Region, das klimatisch geeignete Eurasien und das nördliche Afrika. Die meisten Arten haben deutlich verbreiterte Haftscheiben an den Fingern und Zehen, Spannhäute zwischen Fingern und Zehen, horizontal liegende Pupillen und eine unpaare Schallblase (Kehlsack). Den Echten Laubfröschen (Gattung Hyla) werden 32 Arten zugerechnet.
Madagaskarfrösche (Mantellidae) setzen sich mit rund 175 Arten aus den Unterfamilien Boophinae, Laliostominae und Mantellinae zusammen. Sie sind nur auf Madagaskar und den Komoren anzutreffen, wo sie gewöhnlich eine bodenbewohnende Lebensweise führen oder sich im bodennahen Gesträuch aufhalten. Es gibt farblich sehr ansprechende Arten, die in entsprechenden Feuchtterrarien gerne gepflegt werden. Zu der Unterfamilie Mantellinae (Eigentliche Madagaskarfrösche) werden über 110 Arten in neun Gattungen gerechnet, wobei den Echten Madagaskarfröschen (Gattung Mantella) 16 Arten zugerechnet werden.
Schaufelkröten (Pelobatidae) sind monotypisch, d.h. ihnen gehört nur eine Gattung (Pelobates) an. Die vier Arten der Gattung sind im südlichzentralen Europa, dem westlichen Asien und dem nordwestlichen Afrika zu Hause. Es sind nachtaktive Bodenbewohner, die viel Zeit in selbst gegrabenen Verstecken verbringen. Im Gegensatz zu den Echten Kröten fehlen ihnen die hervorstehenden Parotoiddrüsen.
Unken (Bombinatoridae) werden im Volksmund auch Feuerbauchkröten genannt. Die Familie wird nur aus zwei Gattungen mit insgesamt acht Arten gebildet. Die Echten Unken (Gattung Bombina) stellen mit sechs Arten die Mehrheit. Von Frankreich sind sie ostwärts bis in die Türkei und über Russland, China, Korea bis nach Vietnam verbreitet. Auf Borneo und den Philippinen siedeln die zwei Arten der Gattung Barbourula (Dschungelkröten).
Zungenlose Frösche (Pipidae) gibt es rund 30 Arten in fünf Gattungen. Ihr gehören auch die Krallenfrösche (GattungXenopus) an. Die aquatil lebenden Froschlurche sind in Südamerika östlich der Anden und im angrenzenden Panama verbreitet, während die Krallenfrösche in Afrika südlich der Sahara siedeln. Aufgrund ihrer Lebensweise sind sie in Aquarien zu pflegen. Von den Wabenkröten (Gattung Pipa) werden sieben Arten anerkannt. Sie sind flache, nahezu taillenlose Kröten mit dreieckigem Kopf und Hautzipfeln. Bei ihnen haftet der befruchtete Laich auf der Rückenhaut der Weibchen, dringt dort ein und bildet sogenannte Waben, in denen sich die Entwicklung der Larven vollzieht.
Detailinfos mit Haltebedingungen finden Sie zu folgenden Arten:
- Agakröte (Bufo marinus)
- Amerikanischer Laubfrosch (Hyla cinerea)
- Chinesische Rotbauchunke (Bombina orientalis)
- Färberfrosch (Dendrobatis tinctorius)
- Gestreifter Baumsteiger (Phyllobates vittatus)
- Goldbaumsteiger (Dendrobates auratus)
- Großer Krallenfrosch (Xenopus laevis)
- Rotaugen-Laubfrosch (Agalychnis callidryas)
- Zwergkrallenfrosch (Hymenochris boettgeri)