Hunde sollen Coronavirus erschnüffeln können

Der Kampf gegen das neuartige Coronavirus geht weiter. Jetzt setzt man in Großbritannien darauf, eine schnellere und sichere Diagnose mithilfe von Hunden zu erreichen. Doch dieses Vorhaben stößt auf viel Kritik.

Corona Hunde schnüffeln
Können Hunde Corona riechen?© adobestock.com/Fly_dragonfly

Die Organisation Medical Detection Dogs in Großbritannien hat sich zum Ziel gesetzt, innerhalb von sechs Wochen Assistenzhunde dazu auszubilden, den Geruch von Corona-Infizierten zuverlässig zu erkennen. Mit dieser Fähigkeit sollen die Hunde zur Diagnose des neuartigen Coronavirus eingesetzt werden und die strapazierten Kapazitäten bestehender Diagnose-Methoden entlasten.

Wie könnten Hunde das Coronavirus erschnüffeln?

Hunde sind bereits in der Lage Krankheiten wie Diabetes, Krebs und bakterielle Infektionen zuverlässig zu erschnüffeln. Deshalb erscheint es nicht abwegig, dass Hunde auch eine Lungenerkrankung, wie sie auch durch das Coronavirus verursacht wird, erkennen.

Für Professor James Logan, Leiter der Abteilung für Krankheitsbekämpfung an der London School of Hygiene & Tropical Medicine, liegt es durchaus nahe, dass Hunde genauso Coronainfektionen riechen können: "Wir wissen, dass andere Atemwegserkrankungen ähnlich wie Covid-19 unseren Körpergeruch verändern, sodass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass Hunde diese Gerüche erkennen können."

Auch Christin Hutterer des Deutschen Assistenz-Hunde-Zentrums ist sich dessen sicher, da Hunde dazu in der Lage sind, eine veränderte Sauerstoffzusammensetzung im Blut allein durch die Atemluft des Betroffenen zu erschnüffeln.

Was spricht gegen den Einsatz von Hunden in der Corona-Diagnose?

Die Sachverständige für Assistenzhunde Katharina Küsters ist allerdings etwas weniger optimistisch: Bisher werden Assistenzhunde lediglich zur Erkennung bakterieller Krankheiten oder Krebs eingesetzt. Hunde erkennen nämlich die Ausscheidung der Bakterien und Krebszellen. Bisher findet sich noch keine einzige Viruskrankheit im Schnüffelkatalog.

Aktuell ist ebenso unklar, wie man den Geruch eines Corona-Patienten am besten isolieren und dem Hund präsentieren könnte. Dr. Claire Guest, CEO und Mitbegründerin von Medical Detection Dogs, ist sich allerdings sicher, dass sobald diese Frage geklärt sein wird, Hunde sicherlich erfolgreich zur Diagnose von Coronainfektionen eingesetzt werden können.

Christin Hutterer vom Deutschen Assistenz-Hunde-Zentrum erkennt ein weiteres Problem: Hunde sind bisher noch nicht in der Lage, eine Lungenentzündung, die durch das Coronavirus verursacht wurde, von einer anderen zu unterscheiden. Jedoch sei dies nur ein geringes Hindernis: Man rechnet aktuell damit, dass momentan die meisten Lungenentzündungen ohnehin durch COVID-19 ausgelöst werden.

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Hunde brauchen eine eindeutige Geruchsprobe.   ©adobestock.com/ Couperfield

Straffer Zeitplan für die Corona-Schnüffelhunde

Katharina Küsters, Sachverständige für Assistenzhunde, hält außerdem den Zeitplan der britischen Organisation für problematisch: Innerhalb von nur sechs Wochen Assistenzhunde zuverlässig für die Diagnose des Coronavirus auszubilden, sei eine sehr kurze Vorgabe. Ein Hund, der bereits Schnüffelerfahrung mitbringt und bereits andere Gerüche im Atem des Menschen zu ignorieren weiß, bräuchte etwa 10 bis 12 Wochen, um einen neuen Geruch zu erkennen. Es bleibt also spannend, ob es der Organisation und den Wissenschaftlern tatsächlich gelingt, Schnüffelhunde für Coronainfektionen auszubilden.

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