Eine Wüstentour mit Hunden
Abenteuer pur in Tunesien, Algerien und Libyen! Maike Nitschke und die Schlittenhunden Maggy und Pepsi erleben so einiges auf ihrer Sahara-Expedition. Lesen Sie hier die fernöstliche Reisereportage.
Urlaub in der Wüste
Am 1. November beginnt unsere Sahara-Expedition. Mit drei Offroadfahrzeugen geht’s nach Genua, auf die Fähre nach Tunis. Die Fahrtzeit von 24 Stunden müssen die Hunde in Boxen auf Deck verbringen. Wir Zweibeiner haben eine Vierbett-Kabine, 1. Klasse, mit Dusche und Toilette gebucht. Bei den Deckspaziergängen mit den Hunden kommt Urlaubsfreude rüber. Am nächsten Tag, vor der Einreise in Tunesien, muss jeder durch eine Formalitätentortur. Schlange stehen, Stempel holen usw. Von den Hunden will keiner etwas, nicht einmal das tierärztliche Zeugnis, das zur Einreise vorgeschrieben ist. Die erste Nacht campieren wir außerhalb von Tunis. Die Vierbeiner können endlich wieder ausgiebig ihren Geschäften und ihrem Bewegungsbedürfnis nachgehen.
Nach Libyen kommen wir Tage später, weil die Autos streiken und unerklärbare behördliche Abwicklungen, nicht wegen der Hunde, sondern wegen unserer Ausrüstung, unseren Reiseplan umwerfen. Doch am 3. Tag tauchen wir ein in eine schier im Universum endende Wüstenlandschaft – von jetzt ab unser Terrain. Nach selbst gegrilltem Hammelfleisch und Bratkartoffeln beginnt bei angenehmen Tagestemperaturen nahe 30 Grad unser Wüstentrip. Nachts sinkt das Thermometer auf 5 Grad und weniger ab. Dazu gibt es einen fantastischen Sternenhimmel zu bewundern. Unzählige Sternschnuppen blitzen auf. Die Hunde sind hoch motiviert und bester Laune, was sich in alberner Spielerei im Wüstensand ausdrückt.
Sandünen, Höhlen und Oasen
In Darj, in Richtung Süden, nehmen wir Proviant, Wasser und Sprit auf. Und hier in der Nähe wählen wir unser Quartier zwischen Datteln und Palmen. Die Hunde können sich frei bewegen und freuen sich über ihr mitgebrachtes Trockenfleisch und Trockenfutter. Überall, wo die Huskys auftauchen, flößen sie zunächst einmal der Bevölkerung großen Respekt ein, meistens aber siegt dann die Neugier und wir bekommen schnell Kontakt. Für die Menschen dort sind Hunde ein Statussymbol der Reichen. Wer es sich leisten kann, Hunde zu füttern, der muss etwas Besonderes sein.
Dann endlich erreichen wir die ersten Dünen. Die Hunde freuen sich riesig über die weiche "Unterlage" und tollen wie wild im Sand umher. Bei unserer Weiterfahrt ist das Vorwärtskommen oft sehr mühsam. Manchmal schaffen wir nur 6 km Luftlinie pro Tag. Wenn wir wieder einmal nur langsam vorwärts kommen, dürfen die Hunde aussteigen. Sie rasen dann übermütig die Sandberge rauf und runter, ein gutes Kraft-Training für die Schlittenrennsaison. Aber auch für die Fahrer unserer Offroader sind die Dünen ein toller Spielplatz. Mir klopft zuweilen ganz schön das Herz. Zum Glück haben die Fahrer alle Libyenerfahrung und wissen, auf was sie sich einlassen. Das beruhigt. Es wird auch ziemlich früh und ganz schnell dunkel. Schon um 19 Uhr hat man das Gefühl, es wäre fast Mitternacht, und verkriecht sich im Schlafsack. Die Hunde schlafen meistens schon vor dem Abendessen tief und fest ein.
Zur Befahrung des Akakusgebirges müssen wir einen Guide, einen der echten Tuareg, an Bord nehmen. Die Wachposten passieren wir dank Guide ohne Stopp. In einer der Polizeistationen gibt es Hunde. Hier werden wir gebeten, uns mit allen anwesenden Zwei- und Vierbeinern fotografieren zu lassen. Den Wüstenhunden schenken wir ein wenig Trockenfleisch.
Es folgen beeindruckende Tage im Akakus, einem Muss für jede Libyenreise: Wir sehen Tausende von Felsformationen, die weltberühmten elftausend Jahre alten Felsmalereien mit afrikanischen Tieren und Jagdszenen, reich verzierte Tonscherben, finden einen Vorderlader aus dem 1. Weltkrieg, Fossilien vom Urgetier, unternehmen Kletterpartien in Felsschächten, passieren Unmengen von schwarzem, versteinertem Holz, kommen auf ein Hochplateau mit herrlicher Aussicht. Für eine Übernachtung fahren wir zum Salzsee Um el Ma, eine Oase mitten in den Sanddünen. Vor dem Schlafengehen haben wir noch Zeit, auf allen vieren eine Düne zu erklimmen.
Schlittenhunde und Berberhunde
In Shwayrif werden gerade Kamele zusammengetrieben, 500 schätzen wir. Im Café trifft man Vorbereitungen für ein großes Grillfest. Vorher macht der Restaurantchef Fotos von uns und den Hunden, dann fahren wir mit neuem Proviant weiter. Es wird bitterkalt. In Deutschland sei eine Kältewelle, hören wir im Radio. Eingehüllt in dicke Decken, suchen wir Schlaf, der Wind rüttelt an unseren Zelten. Die Hunde wärmen uns. Dann fahren wir durch Regionen, wo Palmen im Wasser stehen.
In Yfren, am Abbruch des Nafusagebirges, nehmen wir das Hotel Yfren, das schon bessere Zeiten gesehen hat. Der Lunch beschert uns zartes Fleisch. Wir sitzen in Faserpelzjacken eingepackt da, der Wirt trägt einen Wintermantel, denn es ist kalt. Auch das ist Sahara. Unsere Hunde dürfen im Zimmer schlafen. Wir bekommen Kaufangebote für sie. Dabei gibt es hier die großen, weißen Berberhunde. 70 km von Tripolis entfernt besuchen wir eine Ausgrabungsstätte aus Zeiten der Römer und Phönizier. Dann beschließen wir, uns eine Nacht am Meer zu gönnen, am unverbauten weiten Strand. Die Hunde veranstalten Freudentänze und verteidigen uns mutig vor den ängstlichen Strand-Hunden.
In Zuara, Richtung Tunis, brauchen wir eine Autowerkstätte und lernen dort 20 Männer kennen. Sie lachen über den Namen unseres Hundes: "Pepsi". Sie rufen ihn Pepsi Cola, denn das ist Libyens Nationalgetränk, neben Kaffee und grünem Tee. Wieder bekommen wir Kaufangebote. Mit dem Grenzübertritt nach Tunesien beginnt das Ende unserer Reise, einer Reise, die zu dieser Jahreszeit alles bereithält – unendliches Sandgebirge, blaues Meer, schneeweiße Dünen. Es war ein Erlebnis, und den Hunden hat’s Spaß gemacht.
Voraussetzungen
Offroad-geeignetes Fahrzeug, Trekking-Grundausrüstung, Tourenerfahrung, Fitness. Für den Hund ist ein tierärztliches Zeugnis vorgeschrieben und ein gültiger Internationaler Impfpass. Die Reise muss mit dem Tierarzt besprochen werden.
(M. Nitschke)