Mit dem Hund am Arlberg
Eva-Maria und Ulrich Uhlmann machten mit ihrer ungarischen Mischlingshündin Kora Wanderferien am österreichischen Arlberg. Hier ist ihr Bericht
Endlich sind wir am Ziel. Der kleine, aber feine Urlaubsort Lech Zürs am österreichischen Arlberg mit seinen 1500 Einwohnern unweit der schweizerisch-italienischen Grenze ist erreicht. Blumenbunte Häuser, schicke Hotels, in denen sich die Sterneköche tummeln, anheimelnde Pensionen, Lift- und Seilbahnstationen verleihen ein besonderes Flair. Dazwischen plätschert glasklar der Lech, später in die Donau mündend und einer der letzten Wildflüsse Europas. Das große Plus von Lech aber sind Ruhe und Abgeschiedenheit. Der Strom der Autos hält sich in Grenzen. Selbst die jordanische und die holländische Königsfamilie wissen das zu schätzen. Sie und viele andere Prominente finden sich Jahr für Jahr vor allem zum Wintersport hier ein. Für uns ist Urlaub mit Hund in der Alpenwelt angesagt. Gebucht haben wir im Hotel "Goldener Berg" in Oberlech, gelegen in 1750 Meter Höhe. Gleich an der Rezeption wird Kora, unsere Hündin, mit netten Worten und Streicheleinheiten empfangen. Im großzügig ausgestatteten Zimmer mit hundefreundlicher Terrasse ohne Absturzgefahr und mit weitem Panoramablick über die Berge rundum die nächste Überraschung – als Willkommensgruß für den Hund eine kuschelige Decke, Futter- und Wassernapf, ein Maulkorb für Busfahrten und schmackhafte Leckerlis. Auch eine Hundebadewanne steht vor dem Haus parat. Für Frauchen, Herrchen und Hund dann hervorragende österreichische Gastfreundlichkeit, verbunden mit regionalen Gaumenfreuden. Kora zum Beispiel wird gleich mit einem schmackhaften Gourmet-Hundemenü verwöhnt, bestehend aus 200 Gramm Bio-Rindfleisch mit Gemüse und Ei.
Besuch auf dem "Mond"
Also alles paletti, um mit unserer Hündin die Umgebung zu erkunden. Denn Lech hat zu jeder Jahreszeit seine eigenen Reize. Wir fragen den 37-jährigen Hotel-Haustechniker Ricky Voigt, einen ehemaligen Leipziger, nach dem Wohin. "Am besten gleich um die Ecke den Weg zu den ,Gipslöchern‘ rauf", empfiehlt er. Gut ausgeschildert und meist geschottert führt der Wanderweg vorbei an grün-saftigen Wiesen, Almhütten und Herbergen. Genug Raum rechts und links für den Hund, um sich auszutoben. Ab und an lädt ein Bächlein zum Schnüffeln und Trinken ein. Schafe, Ziegen und Maultiere auf den Koppeln unterwegs werden von Kora aufmerksam beobachtet. Nach etwa einstündiger Tour ab Oberlech ist in 1800 Meter Höhe der Einstieg zum Naturschutzgebiet "Gipslöcher" erreicht. Hier führt ein geologischer Lehrwanderweg mit aufschlussreichen Informationstafeln durch das in Europa einmalige Gelände. Fast eine Mondlandschaft erwartet uns, wo sich vor Jahrmillionen Gips sammelte und später ausgewaschen wurde. Rund eintausend Dolinen gibt es zu entdecken, die größte mit einem Durchmesser von hundert Metern und einer Kratertiefe von 35 Metern.
Orchideen am Kraterrand
Das Mikroklima der Dolinen ermöglicht eine außergewöhnliche Vielfalt an Blumen und Gräsern und lässt allein im Juli/August zehn unterschiedliche Orchideenarten direkt am Rundweg blühen. Mit etwas Glück kann der Wanderer sogar Murmeltiere überraschen. Sie fühlen sich in dieser einzigartigen Landschaft besonders wohl, lässt das weiche Gipsgestein sich doch hervorragend zum Höhlenbau nutzen. Übrigens lebt im Raum Lech Zürs mit 600 Tieren auch die größte Steinbock-Kolonie Europas. Am nächsten Tag geht es mit Kora hoch hinauf. Die Rüfikopfbahn – Hunde sind kostenlos dabei – bringt uns in etwa zehn Minuten bis auf 2350 Meter Höhe. Mit von der Partie ist als sachkundiger Wanderer Christian Algner, einst zu Hause bei Wismar. Heute wirkt der 29-jährige Spitzenkoch in unserem Hotel in Oberlech. Sein Vorschlag: Ausgangspunkt für Wanderungen nach jedem Geschmack sei die Bergstation der Kabinenbahn – da gibt es auf dem Rüfikopf- Plateau zahlreiche Touren für sportliche Bergerfahrene, aber auch für unternehmungslustige Senioren. Als Belohnung für alle Mühen erwarte einen der einmalige Rundumblick auf die Gipfel der Alpen.
Ein Goldschatz zur Belohnung
Ist die Zeit knapp bemessen, lohnt sich der kurze Ausflug zum kleinen Monzabonsee, der in seiner Einsamkeit so recht zum Träumen einlädt. Wenn der Wanderer Glück hat, kann er hier sogar mit einem Goldschatz beschenkt werden. Er muss nur – so die Sage – die vielen Namen des Sees fröhlich vor sich hinträllern: Montzabon, Munzabun, Munzenbun, Montapan, Motapon, Montzapon und natürlich auch Monzabon. Eine gute Fee würde dann die schönste Stimme zum Sommerausgang belohnen. Doch auch für die kältere Jahreszeit ist Lech bestens gerüstet. Neben Herbstwanderungen garantieren 97 Lifte und Bahnen, 350 Kilometer Skiabfahrten und 200 Kilometer hochalpine Tiefschneeabfahrten Wintervergnügen für jeden Geschmack. Wer seinen Urlaub geruhsamer angehen möchte, den locken 40 Kilometer auch für Hunde geeignete Winter-Wanderwege, Pferdekutschfahrten und als besonderes Erlebnis eine Tour zur Wildtierfütterung der Hirsche und Rehe, natürlich mit fachkundiger Begleitung. Und noch ein empfehlenswerter Tipp für den diesjährigen Herbsturlaub: die Lech Card. Übernachtungsgästen wird so u. a. kostenlose Beförderung mit Seilbahnen, Sesselliften sowie Orts- und Wanderbussen geboten, aber auch manch andere Abwechslung für trübe Tage. Für die Wintermonate ist dann die Ski-Arlberg- Card zu empfehlen, die die Nutzung aller Lifte und Bergbahnen rund um Lech Zürs gegen einen geringen Obolus ermöglicht. Ein Angebot, das sich zu nutzen lohnt, um die Urlaubskasse im recht exklusiven Lech ein wenig zu entlasten.
Text: Ulrich Uhlmann
Tipps der Uhlmanns
Infos vor Ort: Lech Zürs Tourismus GmbH: www.lech-zuers.at
Unterkunft: Hotel Goldener Berg in Oberlech, www.goldenerberg.at