Die Katze aus zweiter Hand
Katzen aus zweiter Hand sind meist schon erwachsen, haben bereits Erfahrungen mit einem oder vielen Menschen gemacht, haben Vorlieben und Abneigungen. Lesen Sie hier, wie Sie ihnen die Eingewöhnung erleichtern.
Wenn eine erwachsene Katze aus dem Tierheim oder aus ihrem alten Zuhause zu ihren neuen Menschen kommt, schwankt sie erst einmal zwischen Neugier und Misstrauen. Katze und Mensch müssen einander erst entdecken und kennen lernen. Je nach Vorleben kommt so ein Zweite-Hand-Tiger dann vorurteilsfrei auf die Zweibeiner zu, erobert mit hochgerecktem Schwanz und gespitzten Ohren sein neues Reich. Oder läuft in Hab-Acht-Stellung, eine Stufe "tiefergelegt”, geduckt und immer Deckung suchend, durch die Räume.
Die Selbstbewussten finden schnell ganz allein ihr Toiletteneck und die verschiedenen Trinkquellen im Zuhause und freuen sich über einen gefüllten Futternapf. Die Schüchternen dagegen sehnen sich nach einem sicheren, ruhigen Plätzchen, von dem aus sie alles Neue in Ruhe verarbeiten können. Für einen Begrüßungshappen sind sie viel zu aufgeregt.
Die Tage nach dem Einzug
In den Tagen nach ihrem Einzug offenbaren die Katzen dann allmählich ihre wahre Persönlichkeit. Sie zeigen, welche Spiele sie zu Höchstleistungen animieren und welche unter ihrer Würde sind. Sie besetzen ihre Lieblingsplätze, die ab dann bitte für sie reserviert sind. Sie gurren Zustimmung, wenn ihre Leibspeise im Napf ist, und rümpfen unwillig die Nase, wenn eine Mahlzeit nicht nach ihrem Gusto ist. Und sie lernen: Wann die neuen Menschen aufwachen, das Haus verlassen, sich am Tisch versammeln, Fernsehstunden einlegen. Wann es sich lohnt, ihre Beine zu umschleichen, welche Regalbesuche Entsetzensschreie auslösen.
Allerdings: Auch nach einem Jahr bleiben sie noch Wundertüten, deren Seelengeheimnisse manchmal niemals nach außen dringen. Oder durch Zufall ans Licht kommen, weil eine Stimme, eine Gestalt, ein Kleidungsstück sie an etwas aus ihrem früheren Leben erinnert. Denn Katzen vergessen keine ihrer Erfahrungen. Sie nutzen sie nur nicht immer alle.
Wichtig ist, dass Sie der Katze bei der Eingewöhnung soviel Zeit schenken, wie sie braucht. Respektieren Sie es, wenn die Katze sich noch nicht anfassen lassen möchte. Verbringen Sie Zeit in der Nähe der Katze. Am Anfang hilft es, sich einfach nur im selben Raum aufzuhalten, zu lesen oder zu schlafen. So kann die Katze den Abstand selbst bestimmen und langsam Vertrauen fassen. Auch kleine Spielpartien mit der Federangel locken schüchterne Katzen oft aus der Reserve.