Wie oft müssen Kaninchenbabys trinken?

Lange hielt sich der Glaube, dass Kaninchenbabys immer nur einmal täglich trinken und es sich bei mehrmaligem Säugen um eine Verhaltensstörung handelt. Doch Studien fanden heraus, dass es nicht ungewöhnlich ist, wenn Kaninchenbabys mehrmals täglich gesäugt werden.

Kaninchenbabys trinken
Wie oft sollen Kaninchenbabys am Tag trinken?© Andriy Medvediuk-stock.adobe.com

Lange wurde angenommen, dass das mehrmalige Säugen lediglich durch eine Unterbringung der Kaninchen in (zu) engen Boxen provoziert wird. Wie Untersuchungen zeigen, kann das täglich mehrmalige Säugen beim Kaninchen aber nicht nur arttypisch sein, es gibt auch individuelle Unterschiede zwischen den einzelnen Tieren.

Mehrjährige Studien von Prof. Dr. Steffen Hoy vom Institut für Tierzucht und Haustiergenetik zeigen, dass es auch normal ist, wenn Kaninchenbabys so oft trinken können wie sie wollen. Die Untersuchungen waren wie folgt angelegt:

  • Die Wissenschaftler in der Forschungsstation richteten zwei 150 qm große, ausbruchssichere Freigehege mit Kunststoff- und Tonröhren als Unterschlupf ein.
  • Sie bezogen nicht nur Haus-, sondern auch Wildkaninchen in die Studien mit ein.
  • Über den Wurfboxen wurden Infrarotkameras angebracht, die zusammen mit Infrarotstrahlern ein für die Kaninchen nicht sichtbares Licht abgaben und 24 Stunden lang Aufzeichnungen machten.
  • Die Boxen der Wildkaninchen wurden abgedichtet, damit wie in einem normalen Bau auch tagsüber Dunkelheit herrschte.

Mehrfache Säugung ist normal

Wie die Auswertung der Aufzeichnungen ergab, wird die mehrfache Säugung nicht, wie vielfach angenommen, durch eine Unterbringung der Kaninchen in (zu) engen Boxen provoziert. Die einzelnen Ergebnisse der Studie sind:

  • Im Durchschnitt säugten die Wildkaninchen (elf Würfe von sechs Häsinnen) ihre Jungen 1,28-mal in 24 Stunden, die Hauskaninchen (acht Häsinnen mit 15 Würfen) mit 1,12 Mal etwas seltener.
  • Sowohl Haus- wie auch Wildkaninchen stillten am häufigsten in der zweiten und am wenigsten in der vierten Woche.
  • Je öfter die Jungen bei der Mutter tranken, desto mehr verkürzte sich die Dauer des Trinkens.
  • Die Gesamtdauer des Säugens war mit 237 Sekunden beim Hauskaninchen und 228 Sekunden pro Tag beim Wildkaninchen beinahe identisch.
  • Haus- und Wildkaninchen gaben ihren Jungen überwiegend nachts zu trinken: Wildkaninchen zu 84%, Hauskaninchen zu 86%.

Unterschiede zwischen Haus- und Wildkaninchen

Während die Hauskaninchen vor allem zwischen 19 und 21 Uhr aktiv waren, tranken die Wildkaninchen in der Studie erst nach Mitternacht. Die Unterschiede im Säugeverhalten hängen für Prof. Dr. Steffen Hoy mit dem Licht-Dunkel-Wechsel zusammen, der für das Hauskaninchen als Zeitgeber fungiert: "Wenn es dämmert, bekommt die Häsin eine biologische Information, die Jungen zu säugen. Möglicherweise geschieht das durch Hormone oder Nervenreize aus dem mit Milch gefüllten Gesäuge". Das nächtliche Füttern bei Wildkaninchen ist biologisch zweckmäßig, weil sie so die Luft- und Bodenfeinde nicht auf die Jungen aufmerksam machen.

"Kaninchen-Halter sollten das bei der Haltung ihrer Tiere im Auge behalten", rät Prof. Hoy. "Manche sperren z.B. nachts die Muttertiere von den Jungtieren weg. Das ist ein Eingriff in die natürlichen Verhaltensabläufe." Daher sollten Eltern ihren Kindern auch erklären, dass ihre Kaninchen abends Ruhe brauchen, vor allem wenn sie Junge haben.

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