Zeitaufwand und Kosten für Kleintiere im Überblick

Kleinere Heimtiere wie Kaninchen, Meerschweinchen und Hamster werden oft vorschnell angeschafft und der Zeit- und Kostenaufwand für sie unterschätzt. Wir haben Ihnen zusammengefasst, wie viel Arbeit und Kosten kleine Haustiere wirklich bedeuten.

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So viel Zeitaufwand und Kosten verursachen Kleintiere.© dieter76 – stock.adobe.com

Heimtiere wie Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster, Chinchilla und Degu haben den Ruf, dass sie besonders pflegeleicht sind, nicht viel Zeit beanspruchen und günstig in der Anschaffung und Haltung sind. Aus diesem Grund werden Kleintiere oft vorschnell und unüberlegt angeschafft, vor allem wenn Kinder sich diese Tiere wünschen. Jeder Haustierkauf sollte aber gut überlegt sein. Deshalb sollten Sie sich zuvor damit auseinandersetzen, wie viel Zeit und Geld Kleinsäuger beanspruchen.

Zeitaufwand für Kleintiere

Kleine Heimtiere gelten als besonders pflegeleichte Tiere, für die man wenig Zeit investieren muss. Erst nach der Anschaffung fällt dann oft auf, wie viel Arbeit die kleinen Tiere wirklich bedeuten.

Zeitaufwand vor der Anschaffung

Wie Michael Diesner, Kleintierpfleger im Tierheim München, erklärt, muss man schon viel Zeit für seine Haustiere investieren, bevor man sie überhaupt hat. Sie müssen sich nicht nur mit theoretischem Wissen über Haltung, Ernährung, Pflege und Verhalten der Tiere auseinandersetzen, sondern auch mit dem Kauf der Erstausstattung. Besonders wichtig ist es dem Tierpfleger zufolge, sich bei der Auswahl des Geheges viel Zeit zu nehmen: Die meisten der im Zoofachhandel angebotenen Käfige, bzw. Gehege sind zu klein für die Bedürfnisse der Tiere!

Täglicher Zeitaufwand für Kaninchen und Co.

Sind die Tiere erst einmal in einem artgerechten Gehege untergebracht, so fällt einiges an Arbeit an, die Sie (gemeinsam mit Ihren Kindern) täglich erledigen müssen.

1. Fütterung, Gehegereinigung, Pflege

Wie Daniela Rickert von der „Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e.V“ erklärt, müsse man für alle „üblichen“ Arbeiten etwa 20-30 Minuten pro Tag pro Kaninchen einplanen, also für das Besorgen des Futters (kaufen/Gras pflücken), das Reinigen der Futter- und Wasserbehälter sowie das Füttern an sich. Auch dreckige Einstreu muss entfernt werden. In manchen Fällen könne es auch länger dauern, zum Beispiel wenn die Fellpflege hinzukommt (bei Langhaarkaninchen oder während des Fellwechsels) oder Ohrenpflege notwendig ist (z.B. bei Kaninchen mit Schlappohren wie Zwergwidder).

Ganz ähnlich sieht es Michael Diesner vom Tierheim München. Er rechnet für die Fütterung an sich täglich etwa 15 Minuten, genauso wie für kleinere Reinigungsarbeiten (Entfernen von dreckiger Einstreu, Säubern von Futter- und Wassernapf). Wasser und Heu sollten einmal täglich gefüttert werden, Frischfutter könne in kleinen Portionen auch zweimal täglich gegeben werden.

Mindestens einmal die Woche muss das Gehege zusätzlich grundgereinigt werden. Das nimmt natürlich mehr als 15 Minuten in Anspruch. Daniela Rickert schätzt das auf etwa 20 Minuten pro Kaninchenpärchen.

Die Schätzungen der beiden Experten sind selbstverständlich nur Richtwerte und beziehen sich auch in erster Linie auf Kaninchen. Bei den anderen Kleintieren sieht es wie folgt aus:

  • Bei Meerschweinchen ist der Aufwand ähnlich, er verteilt sich evtl. nur etwas anders, wie Rickert erklärt (mehr Zeit für das Ausmisten, stattdessen z.B. kein Kämmen notwendig).
  • Für die übrigen Kleintiere fällt der Aufwand etwas geringer aus, da z.B. kein Gras selbst gepflückt werden muss, kein Kämmen notwendig ist und die Gehege meist kleiner sind. Einen riesigen Unterschied gibt es aber nicht: Sie müssen genauso gefüttert und ihre Gehege gesäubert werden.

2. Täglicher Gesundheitscheck

Zusätzlich muss täglich bei allen Kleintieren ein kurzer Gesundheitscheck durchgeführt werden, wie Kleintierpfleger Michael Diesner erklärt. Das heißt, Sie müssen Ihre Tiere beobachten und überprüfen, ob sie sich normal verhalten und ob es körperliche Auffälligkeiten gibt (an Fell, Augen, Nase, Gang...), die auf Krankheiten hindeuten könnten. Das machen Sie am besten während des Freilaufs der Tiere und planen etwa 20 Minuten dafür ein.

Wichtig zu beachten ist, dass die Zeitangaben nur Richtwerte für gesunde Tiere sind. Ist ein Tier krank, so kann sich der Pflegeaufwand deutlich erhöhen, wenn das Tier zum Beispiel eine besondere Ernährung oder Medikamente braucht oder öfter zum Tierarzt gebracht werden muss. Auch alte Tiere können deutlich mehr Pflegeaufwand beanspruchen!

3. Beschäftigung und Auslauf

Zusätzlich benötigen alle Kleintiere Beschäftigung. Das bedeutet nicht unbedingt, dass die Tiere gestreichelt und gekuschelt werden wollen, ganz im Gegenteil. Die meisten Kleintiere brauchen (und wollen) das nicht, bzw. nur selten. Unter Beschäftigung wird stattdessen verstanden:

  • Täglicher Freilauf in der Wohnung oder im Garten (bei Außenhaltung) für mindestens zwei Stunden (jede Tierart). In dieser Zeit müssen Sie sich nicht aktiv mit den Tieren beschäftigen, aber Sie müssen auf jeden Fall anwesend sein!
  • Beschäftigung durch Gehegeeinrichtung/Futter: Lassen Sie sich immer mal wieder etwas Neues einfallen, um Langeweile bei Ihren Tieren vorzubeugen. Verstecken Sie Futter, basteln Sie neue Gehegeelemente, Labyrinthe oder was Ihnen sonst noch einfällt.
Zusammenfassend nennt Michael Diesner folgenden, ungefähren Pflegeaufwand für Kleintiere pro Tag:
1 Stunde aktiver Aufwand (Füttern, Pflege, Gesundheitscheck) + mindesten 2 Stunden täglich Anwesenheit während des Freilaufs.
Hamster
Alle Kleintiere brauchen täglich Freilauf in der Wohnung.© Melissa Keizer-stock.adobe.com

So viel kosten Kleintiere

Wir haben Ihnen grob zusammengefasst, mit wie viel Geld Sie bei der Anschaffung und Haltung verschiedener Kleintiere rechnen müssen, möchten aber darauf hinweisen, dass es sich dabei nur um Richtwerte handelt und die Beträge auch anders ausfallen können. Das hängt unter anderem z.B. von der Qualität des Futters/Einstreus/Geheges und den konkreten Produkten ab, die Sie einkaufen. Die Preisspannen sind enorm. Auch bei den Tierarztkosten lässt sich keine pauschale Aussage treffen.

Kosten Kleintiere
Die ungefähren Kosten für die verschiedenen Kleintiere im Überblick.© Privat

Das richtige Kleintiergehege kaufen

Ein Punkt, bei dem oft gespart wird, ist das Gehege. Es ist ein großes Problem, dass es im Zoohandel so viele günstige, viel zu kleine Nagerkäfige gibt. Die typischen Gitterkäfige dort sind viel zu klein für Kaninchen und Meerschweinchen, selbst wenn sie die Bezeichnung "XXL" im Namen tragen. Hier die Minimalanforderungen für die Gehegegrößen der Kleintiere:

  • Kaninchen: mindestens 6m² Grundfläche, für jedes weitere Kaninchen weitere 1,2m²
  • Meerschweinchen: mindestens 2m² Grundfläche
  • Hamster: 100x50x50cm (LxBxH)
  • Chinchillas: 3m³ für zwei Tiere: mind. 1m² Grundfläche, besser 2m²; Breite mind. 50cm; Höhe mind. 150cm
  • Degus: 100x50x100cm (LxBxH)

Eine Übersicht von Daniela Rickert zu detaillierteren, grundlegenden Haltungsbedingungen der Tiere finden Sie hier.

Für Hamster, Chinchillas und Degus kann man durchaus fertige Gehege in der richtigen Größe im Zoohandel finden. Doch Gehege mit einer Grundfläche von 2 bzw. 6m², wie es Meerschweinchen bzw. Kaninchen verlangen, gibt es dort in der Regel nicht. Sie haben deshalb verschiedene Möglichkeiten zur Gestaltung des Kaninchen- oder Meerschweinchengeheges:

1. Bei Innenhaltung: Sie suchen im Internet nach Anbietern, die Gehege in den richtigen Maßen herstellen (Die Preise für solch ein Gehege beginnen bei minimum 250€ und können bis zu 700€ oder mehr kosten).

2. Bei Innenhaltung: Sie kaufen einen Käfig aus dem Zoohandel und zusätzlich einen Auslaufzaun für drinnen, den Sie mit dem Käfig verbinden und das Gehege von der restlichen Wohnung abgrenzen. Sie können alternativ auch nur mit den Zäunen ein Gehege kreieren und den Käfig weglassen.

3. Bei Innenhaltung: Sie richten ein ganzes Kaninchen-Zimmer ein.

4. Bei Außenhaltung: Sie stellen ein Gehege selbst zusammen aus Stall plus dauerhaftem Auslauf oder Sie bauen es ganz selbst.

Selbstverständlich können Sie auch für andere Kleintiere größere Gehege besorgen oder bauen. Ein "zu groß" gibt es nicht!

Kosten für Kaninchen werden häufig unterschätzt

Die Kosten, die in der Kaninchenhaltung anfallen, werden sehr häufig unterschätzt. Wie Martina Kuhtzböhnke, Tierärztin im Tierheim München, erklärt, seien Kaninchen bei guter Haltung teilweise mit den Kosten in der Katzenhaltung vergleichbar:

Hochwertige Kräuter zum Beispiel seien ziemlich teuer. Wie die Tierärztin erklärt, fallen bei Kaninchen, anders als bei den anderen Nagern, außerdem mehrmals im Jahr Impfungen an. Muss ein Kaninchen operiert werden, so kann das genauso viel kosten wie bei einer Katze.

Was viele Kaninchenhalter bei der Anschaffung der Tiere ebenfalls nicht bedenken, ist die relativ hohe Lebenserwartung dieser Tiere. „Kaninchen können zehn bis zwölf Jahre alt werden“, erklärt Kuhtzböhnke. „Und im Alter kommen dann oft erst die Tierarztkosten.“ Zahn-OPs seien bei älteren Kaninchen zum Beispiel häufig notwendig – keine günstige Angelegenheit.

Das gilt selbstverständlich auch für die anderen Kleintiere. Gerade die Tierarztkosten lassen sich im Vorhinein nie richtig bestimmen – wird ein Degu krank, so kann das genauso in den dreistelligen Bereich gehen. Legen Sie am besten monatlich ein kleines Polster zur Seite, damit Sie im Notfall für die Kosten gewappnet sind.
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