Haut- und Gefiederkrankheiten bei Ziervögeln
Vögel mit Haut- und Gefiederschäden bieten einen schockierenden Anblick. Gerade jene, die sonst in den schönsten Farben strahlen, sehen mit lädiertem Federkleid nicht traurig aus, sondern fühlen sich auch so.
Das Federkleid macht den Vogel aus. An seinem Erscheinungsbild erkennen wir die Art und können Männchen und Weibchen unterscheiden. Die Paare stellen bei der Balz die Vorzüge ihres Gefieders heraus, das sie durch Baden und Putzen sorgfältig pflegen. Darum sind für die Vögel, aber auch für uns als ihre Freunde und Bewunderer Gefiederschäden und -krankheiten schwer zu ertragen. Oft treten sie sogar in Verbindung mit Hautkrankheiten auf.
Dermatitis
Anzeichen für Dermatitis sind kahle Stellen in den Schnabelwinkeln, im Gesicht, auf dem Hinterkopf und auf den Unterseiten der Flügel, also auf den Spannhäuten. Teilweise zeigt die Haut dort auch krustige Stellen. Die Ursachen und Möglichkeiten der Behandlung sind kaum bekannt. Sowohl Infektionen durch Pockenviren, ein Befall durch Grabmilben oder Pilzerkrankungen werden als Ursachen erwogen.
Abbrechen und Verblassen der Federn
Manchen Jungvögeln brechen die Flügel- und Schwanzfedern gleich nach dem Verlassen des Nestes ab. Die Ursache ist noch nicht bekannt, man nimmt aber an, die Vögel hätten zu viel Vitamin A und zu wenig Vitamin E und K erhalten. Eine entsprechende Umstellung des Futters ist deshalb zu erwägen.
Ebenso sind die möglichen Ursachen für das Verblassen oder gar das völlige Weißwerden einiger oder aller Schwungfedern bis heut nicht ausgemacht. Anfangs spekulierten die Experten auf eine Mutation, später vermutete man, ein Mangel oder ein zu hoher Anteil an Vitalstoffen könnte der Grund für das Verblassen sein. Erstaunlich ist auch, dass dieses Ausbleichen der Federn nicht alle Jungvögel eines Geleges erfasst.
Rennerkrankheit oder Französische Mauser
Einige junge Wellensittiche, aber auch Unzertrennliche, Kanarien und Prachtfinken sind kaum flügge, da verlieren sie schon einige oder alle noch nicht ganz ausgewachsene Schwung- und Schwanzfedern. Sie werden damit flugunfähig, was man Französische Mauser oder Rennerkrankheit nennt. Die betreffenden Vögel können nur noch rennen. Die Hoffnung, sie würden ihr Flugvermögen wieder zurückerlangen, erfüllt sich nur bei wenigen von ihnen. Der Grund für die Rennerkrankheit ist unbekannt. Man nimmt eine Mangelerscheinung während der Nestlingszeit oder eine Infektion an. Nach dem Auftreten dieser Krankheit sind die Altvögel für ein Jahr aus der Zucht zu nehmen. Ihre Erholung und die Desinfektion aller Zuchträume und Käfige samt Zubehör sind ratsam.
Stockmauser
Temperaturschwankungen, unerkannte Krankheiten, Futterwechsel und unzureichende Ernährung können zu einer Stockmauser führen. Dabei gerät der Wechsel des gesamten Gefieders, der normalerweise innerhalb von sechs bis acht Wochen abgeschlossen ist, ins Stocken. So kann es drei Monate, ein Jahr oder sogar noch länger dauern, bis der Vogel ein neues Federkleid angelegt hat. Manchmal wird die Mauser auch immer wieder unterbrochen. Um lang anhaltendes oder unterbrochenes Mausern zu vermeiden, sollte auf eine gleichmäßige Temperatur und Luftfeuchtigkeit geachtet werden. Mineralstoffe und Spurenelemente sind in Form von Grit, Kalk- und Taubensteinen, Sepiaschalen und den zerstoßenen Schalen gekochter Hühnereier stets zur freien Verfügung zu stellen. Weichfressern mischt man ein pulverförmiges Kalk-Mineralstoff-Präparat unter ihr Weichfutter oder streut es über Obst- und Gemüsestücke oder die tierische Nahrung.
Zysten
Eine sehr häufige Erkrankung bei Kanarien, aber auch bei anderen Vögeln, sind die Zysten. Sie treten bei manchen Arten in freier Natur auf. Die Gründe dafür sind bislang ungeklärt. Dies im englischen "lumps" genannten Zysten treten finden sich bevorzugt bei gezüchteten Rassen der Kanarien, Gloster, Crested sowie bei Schau-Wellensittichen, die besonders dichtes und langes Gefieder haben. Das sind zuerst trockene Verdickungen unter der Haut, vor allem im Bereich der Flügeldecken. Darin findet man zusammen gerollte Federn, die nicht wie normale Federn in ihren Spelzen durch die Haut brechen können, sondern unter der Haut bleiben. Bei den Versuchen der Vögel, diese "Fremdkörper" loszuwerden, entzünden sie sich oft und müssen durch einen Tierarzt ausgeräumt und behandelt werden. Manche Zysten vertrocknen und können einfach abgehoben werden. In vielen Fällen hat auch die Übersteigerung der Wünsche mancher Züchter nach immer längeren und weicheren Federn und die damit einhergehende Verpaarungen zweier nicht intensiver Vögel über Generationen hinweg zur Zystenbildung geführt. (Horst Bielfeld)