Wie sich Vögel fortbewegen
Das Fliegen macht den Vogel aus. Doch das Gleiten durch die Lüfte ist längst nicht das einzige Fortbewegungsmittel der Gefiederten. Sie können auch laufen, gehen, hüpfen, springen, klettern, hangeln, schwimmen und tauchen.
Vögel bewegen sich neben ihren unterschiedlichen Flugtechniken sehr vielseitig fort. Es gibt sogar einige Vögel, die das Fliegen nie erlernt oder im Laufe ihrer Entwicklung verlernt haben. Und auch mit den hinteren Gliedmaßen, also den Füßen, bewegen sie sich auf ganz verschiedene Weise fort.
Unterschiedliche Flugweisen
Je nach Lebensweise ist das Flugvermögen der Vögel sehr unterschiedlich ausgeprägt. Wenn wir verschiedene Vogelarten betrachten, dann sehen wir einen gewaltigen Unterschied zwischen dem bedächtigen Fliegen eines großen Papageis mit langen Gleitphasen zwischen den wenigen Flügelschlägen und dem schwirrenden Flug der Kolibris mit bis zu 80 Schlägen pro Sekunde. Die Flügelschlag-Frequenz liegt bei den meisten Ziervögeln zwischen drei und zehn Schlägen in der Sekunde.
Bei der Landung müssen Vögel ihre Fluggeschwindigkeit von durchschnittlich 30 km/h bei Kanarien und 60 - 80 km/h bei Wellen- und Nymphensittichen abbremsen. Um mit dem erzeugten Luftwiderstand die Geschwindigkeit zu verringern, stellen sie ihre Flügel hoch und spreizen sie den Schwanz. Zwar ist das Fliegen den Vögeln angeboren, doch das perfekte Landen lernen sie erst nach etlichen Versuchen.
Gut zu Fuß
Beim Laufen liegt der Strauß mit einer Dauergeschwindigkeit von 50 km/h und einer Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h einsam an der Spitze. Es folgen andere flugunfähigen Vögeln wie Emu, Nandu und Kasuare. Auch die Hühnervögel wie zum Beispiel Tauben oder Wachteln sind gute Läufer. Das Vorschnellen des Kopfes beim Laufen gibt ihnen bei jedem Schritt zusätzlichen Schwung. Papageien und Sittiche können ebenfalls laufen, wenngleich meistens mehr watschelnd. Ihre Füße sind eher für gutes Klettern entwickelt. Einige Papageien, zum Beispiel Loris, sind so beweglich, dass sie an fast alle Blüten und damit an Nektar kommen können.
Hüpf, Vöglein, hüpf!
Einige Vögel, wie etwa Stare, laufen recht behände. Andere Vögel, wie zum Beispiel die Drossel, können laufen und hüpfen. Prachtfinken, Farbfinken und viele andere Kleinvögel sind nur am Hüpfen. Manche von ihnen, so zum Beispiel die Meisen, können nicht nur durch das Gezweig springen, sondern daran hangeln. Das erleichtert ihnen vor allem die Suche nach Nahrung auf den Blattunterseiten. Kolibris können zwar gut auf Zweigen sitzen, sich aber nur schwer auf dem Boden bewegen. Selbst das Nistmaterial heben sie selten vom Boden auf. Sie bevorzugen es, Gräsern, Blättern, umher fliegende Fasern oder Federchen aus der Luft zu schnappen.
Meisterschwimmer
Natürlich beherrschen die meisten Vögel verschiedene Arten der Fortbewegung mit den Füßen. So haben alle Enten- und anderen Wasservögel einen schwerfälligen Gang, können dafür mit verbreiteten Zehen oder Schwimmhäuten dazwischen hervorragend schwimmen und tauchen. Hierin haben es die flugunfähigen Pinguine zur wahren Meisterschaft gebracht. Der Kaiserpinguin taucht bis 260 Meter tief und kann fast 20 Minuten unter Wasser bleiben. Die Füße bewähren sich dabei zusammen mit den Flügelstummeln als Antrieb und Steuer. Auf den Füßen rutschen sie bei Schnee und Eis die Hänge hinab. (Horst Bielfeld)