Artgerechte Haltung bei Pferden
Immer noch werden viele Pferde nicht ihrer Art gemäß, also nicht artgerecht, gehalten. Voraussetzung für eine artgerechte Haltung ist die Kenntnis der Bedürfnisse des Pferdes.
Die Grundbedürfnisse des Pferdes sind schnell aufgezählt: Licht, Luft, Bewegung, Gesellschaft, Futter und Wasser. Ausreichend gefüttert und getränkt werden die meisten Pferde, Haltungsmängel zeigen sich eher in den ersten vier Punkten.
Licht und Luft
Traditionelle, alte Stallgebäude lassen oft gerade in diesen Punkten viel zu wünschen übrig. Dunkle Dämmerstimmung empfängt den Besucher, warmer Mief schlägt einem durch die Stalltür selbst im Winter entgegen. Was wir als angenehm warm beschreiben, entspricht jedoch nicht dem Empfinden unserer Pferde. Klimatische Außenreize spielen eine große Rolle für das Wohlbefinden der Vierbeiner, Tageslicht ist unverzichtbar für ein gesundes Pferd, Stallmief mit den in der Mistmatratze enthaltenen Ammoniakdämpfen schädigt die Atemorgane. Die erste Forderung an die Pferdehaltung lautet daher: Licht und Luft in den Stall! Öffnen Sie die Fenster, lassen Sie ruhig einen frischen Wind durch den alten Stall wehen. Und nicht zuletzt: Der Stall ist nicht für den Daueraufenthalt geeignet. Weidegang und freie Bewegung im Auslauf sind zu jeder Jahreszeit, bei jedem Wetter unverzichtbar.
Bewegung
Pferde sind Lauftiere. Von Natur aus jederzeit fluchtbereit, sind sie die meiste Zeit des Tages im ruhigen Weideschritt unterwegs, unterbrochen von kurzen Schläfchen einerseits und Laufspielen bzw. Fluchtsituationen andererseits – wenn man sie lässt. Steht ein Pferd bis zu 23 Stunden täglich in der Box, so steht es sich buchstäblich kaputt. Für diese Art der Belastung ist ein Pferd nicht ausgelegt. Sehnen, Bänder, Gelenke, Knochen – der ganze Bewegungsapparat wird von der Geburt an durch Bewegung trainiert.
Gesellschaft
Pferde sind Herdentiere. In der Konsequenz heißt das, dass ein Pferd nur in Gesellschaft von Artgenossen artgerecht und zufrieden leben kann. Die Herde gibt Sicherheit, sie bietet eine feste Struktur. Darüber hinaus pflegen Pferde auch intensive und dauerhafte Freundschaften. Oft lässt sich beobachten, dass ein Pferd Wache hält, während die anderen entspannt schlafen: Das geht nur gemeinsam! Alleine kann ein Pferd keine sozialen Kontakte pflegen und muss ohne den Schutz der Herde zurechtkommen – viele Pferde leiden unter einer solchen Haltung. Weder kann der Mensch andere Pferde ersetzen, noch können artfremde Gesellschafter wie Esel, Schafe oder Ziegen die Lücke wirklich füllen. Es müssen daher immer mindestens zwei Pferde gemeinsam gehalten werden, um den Bedürfnissen der Vierbeiner gerecht zu werden. (Britta Schön)