Mythos Eule
Eulen mussten schon mit vielen Vorurteilen leben, in heutiger Zeit faszinieren sie jedoch in erster Linie aufgrund ihrer einzigartigen Lebensweise als lautlose Jäger der Finsternis.
Es ist ihr besonnener, fast schon menschlicher Gesichtsausdruck, der den Eulen zu ihrem Ruf verhalf, besonders klug und weise zu sein. In Wahrheit ist ihr Gehirn jedoch eher klein und ihr geheimnisvoller Blick und ihre Gestalt zeugen weniger von tiefer Einsicht als vielmehr von einer optimalen Anpassung an die nächtliche Jagd.
Augen wie ein Adler, Ohren wie ein Luchs
Im Vergleich zu anderen Vögeln sind die Augen der Eulen nämlich besonders lichtempfindlich und sitzen nicht an den Seiten des Kopfes, sondern vorne, wie zwei große Frontscheinwerfer. Dadurch sind sie in der Lage, räumlich zu sehen und ihre Beute auch bei Vollmond noch aus einer Entfernung von über 300 Metern zu fixieren. Doch sogar in absoluter Finsternis entgeht der Eule kaum ein Beutetier. Denn dann verlässt sie sich auf ihr fabelhaftes Gehör. Unterstützt werden die Ohren dabei durch den für Eulen so typischen Gesichtsschleier, der zum Beispiel bei der Schleiereule besonders ausgeprägt ist und trichterförmig das ganze Gesicht einnimmt. Wie eine Satellitenschüssel sammelt und verstärkt der Schleier den Schall und leitet ihn direkt an die beiden unter dickem Federkleid versteckten Ohröffnungen weiter.
Lautlose Jäger der Finsternis
Hat die Eule erst einmal eine Maus ins Visier genommen, bleibt ihrem Opfer kaum Zeit für die Flucht – denn der Angriff erfolgt völlig überraschend. So lautlos wie ein Geist nähert sich die Eule ihrer Beute aus der Luft. Möglich machen ihr das ein extrem dickes Gefieder, das kaum Luftturbulenzen erzeugt, und spezielle Federn an den Flügeln, die sämtliche Fluggeräusche schlucken.
Große Augen, Schleier, plumpe Gestalt und großer Kopf – das ungewöhnliche Aussehen der Eulen hat uns Menschen von jeher fasziniert. Auch Singvögel kennen diese typischen Eulen-Merkmale, reagieren darauf jedoch weitaus weniger begeistert. Begegnet ihnen tagsüber eine Eule, fliegen sie mit lautem Gezeter um den müden Feind herum. Ein sonderbar aggressives Verhalten, das sich darum auch "Eulen- Hassen" nennt. (Alexander Weiss)