Toter Wal auf Sylt angespült: War die Reuse schuld?
Ein vor Sylt angespülter Zwergwal war in Fischereigeräte verstrickt. Ob dies zu seinem Tod führte, wird derzeit in Jagel untersucht – ein Biologe aus Sylt hält dies für sehr wahrscheinlich.
Ein bei Rantum (Kreis Nordfriesland) an Land gespülter Zwergwal könnte durch eine Reuse, die zum Fang von Taschenkrebse dient, ums Leben gekommen sein. Das vermutet der Sylter Biologe Lothar Koch, der über viele Jahre für die Schutzstation Wattenmeer tätig war. Laut Koch sei die Verwicklung des Wals in das Fischereigerät eindeutig:
„Ich gehe zu 90 Prozent davon aus, dass der Wal durch diese Reuse stranguliert wurde“, sagte er.
Bekannte von Koch hatten die Reste der Fischereigeräte dokumentiert und ihm die Aufnahmen zur Verfügung gestellt.
Kadaver wird in Jagel untersucht
Auch der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN.SH) hält diese Todesursache für denkbar, so ein Sprecher. Am Donnerstag (5. Juni) wurde der tote Wal auf Sylt mithilfe eines Radladers in einen Container verladen. Anschließend brachte ein auf Tierverwertung spezialisiertes Unternehmen den Kadaver zur Tierkörperbeseitigungsanlage nach Jagel (Kreis Schleswig-Flensburg). Dort wird das Tier von einem Team der Tierärztlichen Hochschule Hannover untersucht. Ziel ist es, die genaue Todesursache zu ermitteln – mit Ergebnissen wird laut LKN.SH frühestens nächste Woche gerechnet.
Andere Todesursachen nicht ausgeschlossen
Biologe Lothar Koch weist darauf hin, dass es auch – wenn auch unwahrscheinliche – Alternativen geben könnte: „Es ist möglich, dass der Wal erst nach seinem Tod in die Leinen geraten ist. Das wird die Obduktion zeigen müssen.“ Weitere mögliche Todesursachen könnten Parasiten, Unterernährung oder Schadstoffe sein. „Das Foto spricht allerdings eine recht klare Sprache“, so Koch.
Spur führt nach Nordirland
Bei eigenen Recherchen konnte Koch Hinweise auf den Ursprung des Fanggeräts finden. Eine Kennzeichnung an der Reuse wies auf ein Unternehmen in Nordirland hin, das solche Körbe produziert. „Der Wal könnte sich also vor der nordirischen Küste in dem Gerät verfangen haben, verendet sein und dann durch die Meeresströmung über den Ärmelkanal bis nach Sylt getrieben worden sein“, vermutet der Biologe.
6,5 Meter langes Tier in Rantum entdeckt
Am Mittwochmorgen (4. Juni) war das Tier im Bereich Rantum entdeckt worden. Nach Angaben des LKN.SH handelt es sich um einen Zwergwal mit einer Länge von etwa 6,5 Metern. Die Schutzstation Wattenmeer weist darauf hin, dass Zwergwale mittlerweile als heimisch in der Nordsee gelten. Jedes Jahr werden mehrere tote Tiere an der Küste angespült.
„Die Funde von Zwergwalen im Wattenmeer nehmen seit rund 10 bis 15 Jahren zu. Möglicherweise ist die Art in der Nordsee inzwischen häufiger anzutreffen“, erklärt Rainer Borcherding, Biologe bei der Schutzstation Wattenmeer.
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