Wildtier-Lexikon

Europäischer Maulwurf

Steckbrief, Systematik, Aussehen, Fortpflanzung, Entwicklung, Lebensweise, Verhalten und Ernährung. Hätten Sie's gewusst?

Maulwurf
Im Gegensatz zu der weit verbreiteten Meinung ist der Maulwurf nicht blind.© Tramper2 / Fotolia

Steckbrief

  • Körperlänge: 14 - 16 cm
  • Gewicht: 80 - 120 g
  • Lebenserwartung: 3 - 5 Jahre
  • Verbreitung: Europa, Asien
  • Lebensraum: Äcker, Wiesen, Wälder
  • Artbestand: nicht gefährdet

Systematik

  • Klasse: Säugetiere
  • Ordnung: Insektenfresser
  • Familie:  Maulwürfe
  • Gattung: Talpa
  • Art: Europäischer Maulwurf (Talpa europaea)

Aussehen

Da der Maulwurf sein Leben unter der Erde verbringt, ist er perfekt an die engen und dunklen Gänge angepasst, die er sich selbst gräbt: Sein Körper hat eine zylindrische und längliche Form. Das samtige, schwarze Fell wächst in keine bestimmte Richtung und baut somit auch beim Rückwärtsgehen keinen größeren Widerstand auf. Mit seinen großen und schaufelförmigen, vorderen Gliedmaßen kann sich der Maulwurf fast mühelos und blitzschnell durch die Erde graben. Seine Schnauze ist relativ lang und gut beweglich, die kleinen Augen sind fast völlig unter dem Fell verborgen. Die Ohren haben keine äußere Muscheln, die bei der Fortbewegung untertage hinderlich sein könnten.

Fortpflanzung und Entwicklung

Die Paarungszeit beginnt im Frühjahr. Maulwurfweibchen werfen einmal, selten zweimal im Jahr. In dieser Zeit verteidigen die Männchen ihr Territorium heftig gegenüber Rivalen. Nach einer Tragezeit von ca. vier Wochen bringt das Weibchen zwei bis fünf Junge zur Welt. Die Neugeborenen sind blind und nackt. Erst nach der dritten Woche wächst ihnen das Fell und ihre Augen beginnen sich zu öffnen. Schon nach vier bis fünf Wochen werden die Kleinen selbstständig und verlassen kurze Zeit später die Wohnhöhle und das mütterliche Revier. Bereits im selben Jahr sind die Jungtiere in der Lage, sich fortzupflanzen.

Lebensweise und Verhalten

Maulwürfe sind Einzelgänger und finden nur in der Paarungszeit zusammen. Sie bewohnen ein großes Netzwerk von unterirdischen Gängen und Kammern, das mit Drüsensekreten markiert wird, um Artgenossen fernzuhalten. Die mit weichem Material gepolsterten "Wohnkessel" dienen sowohl zur Nahrungsaufnahme, als auch zur Paarung und Aufzucht der Jungen. Die Tiefe, in der sich das Gangsystem befindet, ist abhängig von den Jahreszeiten. Im Winter ziehen sich die Tiere in tiefere Erdschichten zurück. Die beim Graben zur Seite geschaffte Erde wird in den typischen Hügeln an die Oberfläche befördert. Besonders große Haufen weisen auf ein darunter liegendes Winternest hin, das bis zu einem Meter Durchmesser haben kann. Maulwürfe sind tag- und nachtaktive Tiere. Ihre Aktivität ist in drei Wach- und Schlafphasen eingeteilt. In der kalten Jahreszeit halten sie keinen Winterschlaf und ernähren sich von zuvor angelegten Vorräten.

Sinnesleistungen

Im Gegensatz zu der weit verbreiteten Meinung ist der Maulwurf nicht blind. Er sieht zwar sehr schlecht, kann seine Umwelt mit den Augen aber durchaus wahrnehmen. Sein Gehör und sein Tastsinn sind hervorragend ausgeprägt, auch Erschütterungen kann er sehr gut wahrnehmen. Das erlaubt ihm, sehr schnell und sicher den Standort von Tieren zu bestimmen, die in sein Revier eindringen. Sein Hauptsinnesorgan ist die längliche Schnauze, die mit den so genannten "Eimerschen Tastkörperchen" besetzt ist. Sie wird zum Tasten und Riechen benutzt. Mit ihrer Hilfe kann sich der Maulwurf trotz ständiger Dunkelheit problemlos orientieren und in seinem Gangsystem zurechtfinden.

Ernährung

Die Nahrung der Maulwürfe besteht ausschließlich aus wirbellosen Tieren, wie Würmern, Insektenlarven, Asseln und Schnecken. Regenwürmer machen 90 Prozent ihres Speiseplans aus. Bei großem Nahrungsangebot legen Maulwürfe auch Vorräte beiseite. Dabei werden Regenwürmer nicht getötet. Der Maulwurf beißt lediglich ihren Kopf ab, um sie am Wegkriechen zu hindern. Auf diese Weise legen sich die Grabespezialisten oft einen Vorrat von hunderten von Regenwürmern an. An die Erdoberfläche kommt der Maulwurf zum Jagen nur, wenn ein sehr knappes Nahrungsangebot oder Trockenheit ihn dazu zwingt. An der Erdoberfläche jagt er aber nur nachts. Falls größere Tiere wie Blindschleichen, Mäuse oder Frösche von oben in sein Revier eindringen, können auch diese zur Beute werden.

Hätten Sie's gewusst?

Ein Maulwurf kann das 20-fache seines eigenen Körpergewichts nach oben drücken, bei weicher Erde schafft er es, pro Minute einen 20 Zentimeter langen Gang zu graben. So bewegt er in 20 Minuten bis zu sechs Kilogramm Erde. Die kleinen Raubtiere sind sehr gefräßig: Jeden Tag verspeisen sie so viel, wie sie selber wiegen.

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