Wildtier-Lexikon

Rentier

Rentiere leben im hohen Norden. In diesem Steckbrief erfahren Sie alles über Systematik, Aussehen, Fortpflanzung, Lebensweise, Verhalten und Ernährung von Rentieren.

Rentiere
Rentiere sind Herdentiere.© Dmitry Chulov-stock.adobe.com

Das Rentier gehört zur Familie er Hirsche und gehört zu den am weitesten nördlich lebenden Großsäugern der Welt. 

Steckbrief

Körperlänge: 120 - 220 cm
Gewicht: 90 - 300 kg
Lebenserwartung: bis 20 Jahre
Verbreitung: Nördliches Nordamerika, Grönland, Nordeuropa bis Ostasien
Lebensraum: Taiga, Tundra
Artbestand: nicht gefährdet (Europa), gefährdet (weltweit)

Systematik

Klasse: Säugetiere
Ordnung: Paarhufer
Familie: Hirsche
Gattung: Rangtiere
Art: Ren (Rangifer tarandus)

Inhaltsübersicht

Aussehen des Rentiers

Je nach Verbreitungsgebiet können die Körpermaße der Rentiere sehr variieren. Auch im Aussehen treten große Unterschiede auf: Während amerikanische Rentiere meist ein braunes Fell haben, sind europäische und asiatische eher gräulich. Das Fell ist dicht und lang und eine dicke Unterwolle schützt die Tiere vor Kälte. Am Hals bildet es eine Mähne. Die Hufe sind ungewöhnlich breit, damit sie im Schnee und dem Morast der Tundra besser voran kommen.

Bei den Rentieren tragen Männchen und Weibchen ein Geweih – das ist einzigartig in der Familie der Hirsche. Das Geweih des Männchens ist größer als das des Weibchens. Wie andere Geweihträger, wirft das Rentier seines einmal im Jahr ab. Bei den Männchen passiert das im Herbst, bei den Weibchen erst im Frühjahr. Oft erfolgt der Abwurf einseitig, sodass die Tiere vorübergehend nur eine Geweihstange tragen.

Fortpflanzung und Entwicklung

In den meisten Verbreitungsgebieten findet die Paarungszeit bei Rentieren im Oktober statt. Die sonst als Einzelgänger lebenden Männchen suchen sich in dieser Zeit gleich mehrere Weibchen aus und scharen so einen kleinen Harem von fünf bis 15 Rentierdamen um sich. Mit lauten Brunftschreien werben sie um die Weibchen. Oft kommt es zu Kämpfen unter den Männchen, im schlimmsten (aber seltenen) Fall bleiben sie mit ihren Geweihen ineinander hängen und müssen verhungern.

Nach etwa 230 Tagen Tragzeit bringt das Weibchen im Mai oder Juni ein Junges zur Welt, manchmal auch zwei. Bereits kurz nach der Geburt ist das Kleine selbstständig. Schon nach einer Stunde steht es auf und kann laufen. Erst nach 18 bis 24 Monaten werden die Jungtiere selbst geschlechtsreif, wobei Weibchen früher im Stande sind, sich fortzupflanzen als Männchen.

Rentier mit Baby
Meistens bringt ein Rentier-Weibchen ein Junges zur Welt, manchmal auch zwei.© DANIL-stock.adobe.com

Lebensweise und Verhalten

Rentiere sind Herdentiere. Sie leben in riesigen Gemeinschaften, die bis zu 100.000 Tiere umfassen können. Dabei gibt es keine festen Strukturen, die Tiere können sich also jederzeit anschließen oder wieder ausgliedern. Um den Winter im Schutze von Wäldern zu verbringen, wandern sie oft bis zu 5.000 Kilometer aus der Tundra Richtung Süden.

Außerhalb der Wanderungszeiten lösen sich die riesigen Herden in kleine Gruppen von zehn bis 100 Tieren auf. Meist gehören die Mitglieder dieser Gruppen dann nur einem Geschlecht an: Nur Weibchen oder nur nicht-geschlechtsreife Männchen, da sich die älteren Männchen den Weibchen in der Regel nur zur Brunftzeit nähern und sonst Einzelgänger sind. Die Hierarchie der Gruppe entsteht durch die Größe des Geweihs oder wird in Kämpfen ausgefochten.

Ernährung des Rentiers

Rentiere sind Vegetarier. Hauptsächlich fressen sie Gräser, junge Triebe und Blätter, Kräuter und Rinde - sogar giftige Pflanzen werden verspeist. Im Winter begeben sich die Tiere auf weite Wanderungen auf der Suche nach Essbarem. Oft müssen sie sich dann auf Moose, Flechten oder Pilze beschränken.

Um an zugeschneite Nahrungsquellen zu gelangen, benutzen Rentiere ihre Vorderhufe. Damit schaufeln sie den Schnee beiseite und graben solange weiter, bis sie auch an den unteren Pflanzenteil gelangt sind.

Hätten Sie's gewusst?

Wenn Herden von Rentieren vorbeiziehen, kann man ein lautes Knacken hören. Das kommt nicht etwa von den zertrampelten Zweigen oder Blättern, sondern von der Sehnenbewegung der Rentierbeine. Seit hunderten von Jahren werden Rentiere domestiziert. Sogar ganze Völkerstämme leben von ihrem Fleisch und Fell (zum Beispiel in Sibirien).

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