Eisbär: Das faszinierende und bedrohte Königreich der Eisbären

Er ist das größte Landraubtier der Erde, perfekt an sein Leben im hohen Norden angepasst und doch bedroht. Hier erfahren Sie alles über das gefährdete Leben der Eisbären.

Eisbär
Eisbären sind beeindruckende Tiere. © vaclav-stock.adobe.com

Drei Meter lang und 500 Kilo schwer kann ein ausgewachsenes Eisbär-Männchen werden. Einzelne Tiere werden sogar noch größer und können bis zu 800kg auf die Waage bringen. Der Eisbär (Ursus maritimus) ist ein beeindruckendes Tier. Nicht nur aufgrund seiner Größe, sondern auch aufgrund seiner hervorragenden Anpassung an den extremen Lebensraum Arktis:

Zum Schutz vor der Kälte dient den Eisbären ihr dicker Pelz. Ihre Haut darunter ist schwarz, denn schwarz speichert die Sonnenwärme am besten. Auch in Hinblick auf die Nahrungssuche sind Eisbären perfekt an ihren Lebensraum angepasst. Die Jagdzeit für die Bären ist vor allem der Winter und auch noch das Frühjahr, bevor das Packeis schmilzt. Eisbären besitzen einen im Vergleich zu anderen Raubtieren überdimensional großen Magen und sind dazu in der Lage, sich derartige Fettreserven anzufressen, dass sie vier bis acht Monate, während des Sommers, davon zehren können.

So bedroht ist der Eisbär

Trotz seiner perfekten Anpassungen an das Leben im Eis ist der Polarbär bedroht. Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) wird er als gefährdet eingestuft. Weltweit leben schätzungsweise noch 26.000 Eisbären, wobei der tatsächliche Bestand nicht bekannt ist. Es gibt 19 verschiedene Eisbär-Subpopulationen, die sich über die Polarregionen Kanadas, Russlands, Norwegens und der USA verteilen. Die IUCN nennt für diese Populationen folgende Entwicklungstrends:

  • wachsend: 1 Population
  • stabil: 6 Populationen
  • schrumpfend: 3 Populationen
  • unzureichende Daten: 9 Populationen

Die Bedrohungen des Eisbären sind vielfältig:

  • Überjagung von Robben (Hauptnahrung von Eisbären) durch den Menschen
  • Trophäenjagd
  • Schadstoffe
  • Meeresverschmutzung
  • zunehmende Schifffahrt
  • Öl- und Gasförderung in der Arktis

Die bekannteste Bedrohung für Eisbären ist der Klimawandel.

Eisbären
Die Bedrohungen für Eisbären sind vielfältig. Oft sind die Jungtiere besonders betroffen.© outdoorsman-stock.adobe.com

Wie sehr bedroht der Klimawandel den Eisbären?

Der Eisbär hat sich in den vergangenen Jahren zum Symbol des Klimawandels entwickelt. Ein Eisbär auf einer einzelnen Eisscholle ist das Bild, das viele Menschen im Kopf haben, wenn es um den Klimawandel und seine verheerenden Folgen geht. Auch wenn dieses Bild überspitzt ist, so stellt die Erderwärmung tatsächlich eine starke Bedrohung für die Polarbären dar. Wir erklären Ihnen, wieso:

  • Die Hauptnahrungsquelle von Eisbären sind (Ringel-)Robben. Die Eisbären fangen die Robben vor allem dann, wenn sie an ihren Atemlöchern im Packeis Luft holen und im Frühjahr die Robbenjungen geboren werden. Wenn das Eis dann schmilzt, wandern die Bären wieder Richtung Norden – den Robben hinterher. Im Sommer leben sie vor allem von ihren Fettreserven.
  • Durch die Erderwärmung friert im Winter aber immer weniger Eis zu. Außerdem beginnt das Eis im Frühjahr früher zu tauen und wird im Herbst später fest.
  • Die Folgen: Die Jagdzeiten der Eisbären verkürzen sich. Schon jetzt haben sie im Vergleich zu 1979 fast 7 Wochen weniger, in denen für sie optimale Jagdbedingungen herrschen. Außerdem müssen die Eisbären weitere Strecken zurücklegen, um Nahrung zu finden, verbrauchen dafür mehr Energie und müssen noch länger als sonst von ihren Fettreserven leben. Das wiederum verringert die Fortpflanzungsrate.
  • Oft bleiben die Eisbären der südlichen Populationen durch das schnelle Schmelzen des Eises auch am Festland hängen. Dort ist das Nahrungsangebot wesentlich dürftiger.
  • Für die Eisbär-Babys ist diese Entwicklung besonders gefährlich.

Den Eisbären schmilzt also tatsächlich ihr Jagd- und Lebensraum unter den Füßen weg. Wie drastisch, das zeigt eine Animation der NASA:

(Vergleich bei Minute 2:25)

Bei einigen südlichen Eisbärpopulationen sind die Folgen der Erderwärmung schon sehr deutlich zu spüren. Regher et al. (2010) fanden zum Beispiel heraus, dass 2004 das Eis in Churchill (Kanada) bereits drei Wochen früher gebrochen ist als noch 1984. Außerdem nehmen dort die Mensch-Eisbär Interaktionen zu. Die Forscher vermuten, dass die Bären auf Nahrungssuche sind. Wie der WWF berichtet, sind die Eisbärpopulationen an der Hudson Bay sowie in der Beaufort Sea zurückgegangen sind.

Die Prognosen diverser Wissenschaftler für die Eisbären sind düster. Forscher der Universität Toronto untersuchten anhand der maximal möglichen Fastenzeiten der Eisbären und Hochrechnungen zu den eisfreien Zeiten, wie lange Eisbären noch mit der Erderwärmung leben, also wie lange sie die immer länger werdenden Sommer noch überstehen können. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass bei hohen Treibhausgas-Emissionen durch die steil sinkende Überlebens- und Fortpflanzungsrate alle bis auf wenige hocharktische Eisbärpopulationen bis 2100 weitestgehend ausgestorben sein könnten.

Wie die Tierschutzorganisation Pro Wildlife berichtet, gehen Wissenschaftler davon aus, „dass die Erderwärmung den Eisbärbestand bis 2050 um mehr als 30 Prozent reduzieren wird.“

Eisbär nass
Das Eis in der Arktis schmilzt – zu schnell für die Eisbären. © Kirk Hewlett-stock.adobe.com

Auch wenn diese Prognosen düster klingen, möchten wir hier kurz anmerken, dass...

  1. ...jede Studie ihre Grenzen hat. Die Untersuchungen von Eisbärpopulationen sind schwer und keine Studie kann ganzheitliche Prognosen für alle Eisbären liefern. Dennoch sollten die wissenschaftlichen Erkenntnisse ernst genommen werden.
  2. ...es noch nicht zu spät ist! Diese Studienergebnisse und der Rückgang des Eises sollten ein Alarmsignal an jeden sein! Sie sollten dazu dienen, dass Menschen aktiv werden und ganz bewusst klimafreundlich leben. Weniger fliegen, weniger Plastik verbrauchen, auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad umsteigen – diese Maßnahmen sind auch Eisbärschutz! Wer noch mehr tun möchte, kann spenden oder Petitionen unterschreiben, die sich für den Schutz von Eisbären einsetzen (z.B. für das Stoppen von Trophäenjagd).

Buch: Das Königreich der Eisbären

Die Fotografen Melissa Schäfer und Fredrik Granath haben sich auf die Suche nach dem gefährdeten arktischen Symboltier gemacht, um seine Rolle in einem sich verändernden Klima zu erforschen. In vielen Wintern auf Expedition sind sie ihm sehr nah gekommen. Der Bildband „Das Königreich der Eisbären“ ist das Resultat davon.

Er zeigt den Lebensraum der Eisbären in einzigartigen Aufnahmen und stellt dar, dass die Arktis ein Ort ist, der geschützt werden muss.

Eisbär Gewinnspiel
Der Bildband "Das Königreich der Eisbären" mit faszinierenden Bildern und Informationen über den Eisbär und seinen Lebensraum© Melissa Schäfer, Fredrik Granath
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