Warum können Raubvögel so gut sehen?
Den Begriff „Adlerauge“ kennt jeder: Menschen, die besonders gut sehen, haben Adleraugen. Aber warum können die Raubvögel so gut sehen? Und was heißt eigentlich „gut“? Hier erfahren Sie alles rund um die Sehkraft von Vögeln.
Sehen wie ein Adler – dieser Ausdruck kommt nicht von ungefähr. Denn das sprichwörtliche Adlerauge hat einen Hintergrund: Die Sehkraft von Raubvögeln ist einmalig: Aus dem Flug in mehreren Kilometern Höhe erkennen Adler, Falken oder Geier winzige Beutetiere, die in Feld und Wiese herumlaufen, noch bevor ein Mensch den Vogel in der Luft sehen würde. Haben die Vögel ihre Beute gesichtet, so setzen sie zum Sturzflug an und ergreifen ihre Beute haargenau. Wie ist das möglich?
Darum können Greifvögel so gut sehen
Die Augen von Raubvögeln haben sich über Jahrmillionen an die äußeren Bedingungen angepasst. So hat sich ihre einzigartige Sehleistung entwickelt:
- Obwohl ihr Kopf deutlich kleiner ist als ein Menschenkopf, sind die Augen von Adlern beinahe genauso groß wie die Augen von Menschen.
- Greifvögel haben fünf verschiedene Farbsehzellen in ihrem Auge. Menschen haben nur drei. Die Vögel können deshalb mehrere Farbtöne voneinander unterscheiden als Menschen.
- Einige Vögel können ultraviolettes Licht sehen. Das hilft ihnen beim Aufspüren der Beute.
- Die Dichte der Sehzellen der Greifvögel ist deutlich höher als die vom Menschen. Während ein Mensch etwa 200.000 Sehzellen pro mm² hat, sind es beim Adler eine Million!
- Ein Adleraugen hat zwei sogenannte Sehgruben, ein Menschenauge nur eine.
- Die Vögel haben ein viel höheres Auflösevermögen als Menschen und können bis zu 150 Bilder pro Sekunde wahrnehmen – beim Mensch sind es etwa 25! Daher sehen Greifvögel viel schärfer.
- Das "Scharfstellen“ funktioniert bei Greifvögeln viel schneller als beim Menschen.
- Einige Greifvögel verfügen über eine Art „eingebautes Fernrohr“, mit dem sie bestimmte Bildusschnitte stark vergrößern können.
Sehleistungen anderer Vögel
Es sind vor allem Greifvögel, die für ihre außergewöhnlichen Sehleistungen bekannt sind. Die Vogelwelt hat aber noch weitere interessante Fakten zum Thema Sehen zu bieten:
- Auch kleinere Sing- und Gartenvögel können sehr gut sehen und Insekten oder versteckte Insektenlarven schon von Weitem entdecken.
- Für kleinere Vögel ist die Sehkraft auch wichtig, um sich vor Feinden zu schützen.
- Insektenfressende Vögel wie zum Beispiel Schwalben können ihre Beute im Flug entdecken, auf sie „scharfstellen“ und sie im Flug fangen.
- Beutevögel haben ihre Augen oft ganz seitlich am Kopf sitzen und haben so einen 360°- Rundumblick. Dafür ist das räumliche Sehen stark eingeschränkt.
- Eulen können ihren Hals drehen und haben so einen Sehradius von bis zu 270°. Das räumliche Sehvermögen wird dadurch nicht beeinträchtigt.
Das Kopfwackeln bei Vögeln
Für den Mensch sieht es oftmals komisch aus, wenn Vögel gehen. Denn dabei wackelt ihr Kopf meist kurios nach vorne und hinten. Doch das täuscht! Tatsächlich bewegt sich der Kopf des Vogels dabei nicht, sondern nur der restliche Körper! So können die Vögel ihre Umgebung für einen Moment ganz in Ruhe wahrnehmen.