Fortpflanzung bei Krabben

Krabbenweibchen suchen ihren Partner selbst aus und sind dabei sehr wählerisch.

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Viele Krabben umfangen einander mit allen zehn Gliedern von Angesicht zu Angesicht, andere Krabben – besonders die im Meer – sitzen rücklings aufeinander.© pixabay.com/Kirkby (CC0 Public Domain)

Vielleicht war und ist diese Auslese der Besten die notwendige Grundlage dafür, dass viele Krabben ihren angestammten Lebensraum "Wasser" verlassen konnten, um im Laufe der Evolution zusätzlich neue Bereiche für sich zu erobern – das Land.

Geschlechterunterscheidung

Krabben besiedeln die unterschiedlichsten Lebensräume: Wasser, Land oder beides. Demnach können sie sehr unterschiedlich aussehen, und auch ihre Körperfunktionen können sich unterscheiden, ganz besonders die Atmung. Dennoch gibt es natürlich viele krabbentypische Gemeinsamkeiten, wie etwa der seitliche Gang, ihre kompakte Körperform im Vergleich zu anderen Krebstieren und nicht zuletzt die Art der Geschlechterunterscheidung. Einige Männchen – zum Beispiel Winkerkrabben und einige Landkrabben – sind auf den ersten Blick als solche zu erkennen, denn eine ihrer beiden Scheren ist stark vergrößert. Allerdings sind diese sogenannten sekundären Geschlechtsmerkmale nicht bei allen Arten so stark ausgeprägt. Rote Mangrovenkrabben haben zum Beispiel gleich große Scheren, die der Männchen sind allerdings etwas größer als die der weiblichen Krabben. Und dennoch – um das Geschlecht eindeutig zu bestimmen, hilft ein Blick auf die Körperunterseite – zumindest sofern Krabbe uns lässt. Das bei Krebsen und Garnelen längliche Hinterteil (Pleon) tragen Krabben sozusagen unter den Bauch geklappt. Bei den Männchen hat sich daraus ein schmales Bauchsegment entwickelt, das der Weibchen ist sehr viel breiter und reicht nicht selten bis an die Beinansätze. Hier sind die Geschlechtsorgane verborgen; außerdem dient die weibliche Bauchtasche als Brutraum für befruchtete Eier. Sie werden hier bis zum Schlupf mit sich geführt und betreut.

Unterschiedliche Fortpflanzungsstrategien

Neben der Fortpflanzung spielt auch die Häutung im Leben von Krabben eine zentrale Rolle. Da beides sehr kräftezehrend ist, müssen diese Ereignisse individuell gut aufeinander abgestimmt werden. Einige Krabben paaren sich, wenn der Panzer nach einer Häutung ausgehärtet ist, und können somit ein größeres Zeitfenster für die Werbung und anschließende Paarung nutzen. Diese hat dann nur insofern mit der Häutung zu tun, als sich diese beiden Ereignisse nicht überschneiden.

Andere Krabbenarten können sich nur fortpflanzen, wenn der Panzer unmittelbar nach der Häutung bei beiden Partnern noch weich, also noch nicht wieder ausgehärtet ist. Hier haben Häutung und Paarung einen festen Ablauf, der sich meist auch noch nach den Mondphasen richtet.

Wie finden sie sich?

Im Zusammenhang mit der Art und Weise der Partnerwahl lassen sich im Prinzip zwei große Gruppen unterscheiden: zum einen die geselligen Krabben wie Mangrovenkrabben, Vampir- und Winkerkrabben, zum anderen Einzelgänger wie zum Beispiel Harlekinkrabben. Die Geselligen leben in gemischten Gruppen, wobei es in menschlicher Obhut von Vorteil ist, wenn sich mehr Weibchen den gebotenen Raum mit zahlenmäßig unterlegeneren Männchen teilen. Diese Krabben können sich mit ausgehärtetem Panzer paaren, und so ist eigentlich das ganze Jahr über Paarungszeit, abhängig von individuellen Sympathien und Umweltbedingungen wie etwa dem Futterangebot und unterbrochen durch die Häutungen einzelner Tiere.

Die Krabben, die übrigens über individuelle Charakterzüge verfügen können, zeigen sich einfallsreich und clever bei der Partnersuche. Das bedeutet letztendlich, dass ein männliches und ein weibliches Tier nicht unbedingt ein Paar bilden.

Bei Einzelgängern ist das etwas anders: Ihre Paarungen sind weitgehend synchronisiert, und man trifft sich zeitversetzt nach Geschlechtern zum Zweck der Fortpflanzung an einem bestimmten Ort, zum Beispiel am Strand. Da wissen dann alle, worum es geht, und daher sind in dieser Zeit die Krabben etwas zugänglicher untereinander. Nach der Paarung geht jeder wieder seiner Wege.

Paarung und Fortpflanzung bei Krabben

Die Chemie muss stimmen – das steht für alle Krabbenarten fest –, wenn die Paarung erfolgreich sein soll. Die Geschmackszellen am Körper und an den Beinen der Tiere sind für Sinneseindrücke des anderen Geschlechts empfänglich. Der Rest wird mithilfe der teilweise sehr komplexen Kommunikation geregelt. Die Männchen müssen sich jedoch trotzdem etwas einfallen lassen, um auf sich aufmerksam zu machen, die Damen zu betören und schließlich für sich zu gewinnen. Bekanntestes Beispiel sind die Winkerkrabben, deren Männchen die Weibchen mit winkenden Bewegungen in ihre Wohnhöhle locken wollen.

Mangrovenkrabbenmännchen machen sogar gelegentlich Geschenke und kraulen die Augenstiele der Angebeteten, um erwählt zu werden. Man betrommelt sich gegenseitig und muss gleichzeitig auch noch lästige Rivalen in die Schranken weisen. Tödliche Verletzungen unter Krabben sind eher selten, mann und auch frau versucht, den Gegner eher temporär zu verunstalten, denn verloren gegangene Glieder wachsen mit der nächsten Häutung wieder nach. Auf zu beengtem Raum kann es jedoch durchaus zu Tötungen kommen! Ansonsten sind Kämpfe um Weibchen und Wohnräume aufgrund der schweren Bewaffnung weitgehend ritualisiert.

Mangrovenkrabbenweibchen ihrerseits ergreifen auch schon mal die Initiative und nehmen sich im wahrsten Sinne des Wortes, was beziehungsweise wen sie wollen. Körperliche Überlegenheiten in Form von Größe werden da schon mal ausgenutzt.

Viele Krabben umfangen einander mit allen zehn Gliedern von Angesicht zu Angesicht, andere Krabben – besonders die im Meer – sitzen rücklings aufeinander. Bei vielen Arten ist es gar nicht bekannt.

Die beiden Begattungsorgane der Krabbenmännchen befinden sich in ihrem beweglichen Bauchsegment. Während der Paarung platzieren sie damit ihre Spermienpakete im Körperinnern der weiblichen Krabbe. Die Eier werden nicht unbedingt unmittelbar während der Paarung befruchtet. Sie können erst einmal eingelagert und zu einem späteren Zeitpunkt von der weiblichen Krabbe zur Befruchtung der Eier herangezogen werden. Bei Mangrovenkrabben kann der Zeitraum der Speicherung bis zu zwei Jahren sein. Sind die Nahrungsgrundlagen gut und alles andere an gewünschten Lebensbedingungen perfekt, werden die Eier der erfolgreichen Befruchtung innerhalb des weiblichen Bauchsegmentes an den sogenannten Pleopoden befestigt und wachsen. (Annette Berkelmann)

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