So vermeiden Sie Pflanzenschäden
Kümmernde und beschädigte Pflanzen sind leider eine weit verbreitete Erscheinung in der Aquaristik. Die Ursachen sind nicht immer sofort eindeutig erkennbar, doch bestimmte Anzeichen können die Richtung weisen
Pflanzen sind auch Mitbewohner
Die grünen Gesellen aller Art sind ebenfalls als Mitbewohner des Aquariums oder Gartenteiches zu sehen. Sie benötigen eine gewisse Eingewöhnungszeit, wenn sie im wahrsten Sinne des Wortes "verpflanzt" werden. Sie müssen erst einmal Wurzeln schlagen, und sich auch sonst den neuen Gegebenheiten anpassen. Sie bieten den tierischen Bewohnern nicht nur Lebensraum und dem Betrachter eine schöne Optik, sie sind mit ihrem Stoffwechsel (Photosynthese) aktiv an der Qualität des Wassers beteiligt. Mithilfe von Licht nutzen sie organische Abfallstoffe als Nahrung und stellen so den lebensnotwendigen Sauerstoff als Endprodukt zur Verfügung.
Die Pflanzen streiken – was nun?
Fehlt ein Glied in der komplizierten Kette des Stoffwechsels, z.B. Licht, C02, oder sind die Wurzeln durch Fäulnis geschädigt, können Nährstoffe weder aufgenommen noch umgebaut werden. Sie reichern sich als Schadstoffe im Wasser an und die Algen nutzen das Überangebot sofort für sich. Sind die Pflanzen also unpässlich, können unüberlegt gesteigerte Düngergaben gar nichts ausrichten, sondern füttern nur die Algen. Zu wenig Dünger insgesamt ist meistens also nicht die Ursache für geschädigte Pflanzen.
Eine genaue und vor allem umfangreiche Spurensuche ist wichtig, dazu gehört auch, die Rahmenbedingungen sowie die Wasserwerte zu überprüfen. Wurden die Leuchten regelmäßig ausgewechselt? Reicht das Lichtangebot für die vorhandenen Pflanzenarten überhaupt aus? Ist das Wasser so sehr belastet (starker Fischbesatz und/oder zuviel Futter), dass sich die Werte verändern und Algen die Pflanzen überziehen? Ist ausreichend C02 vorhanden (optimaler pH-Wert um 7)?
Mangelerscheinungen
Diese zeigen sich häufig als Verfärbungen oder Schäden des Blattgrüns oder der Blattadern. Auch Verdrehungen und Krüppelwuchs ist häufig zu beobachten. Nährstoffmangel muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass diese nicht im Aquarium vorhanden sind. Möglicherweise können sie nur nicht aufgenommen werden, sind also nicht verfügbar. Stickstoff ist ein wesentlicher Bestandteil des Blattgrüns (Chlorphyll). Liegt ein Mangel in der Pflanze vor, ist diese insgesamt nur noch gelbgrün gefärbt. Auch Eisen kann zwar verfügbar sein, aber nicht in der für Pflanzen verfügbaren Form. Eisenmangel zeigt sich durch gelbgrüne Jungtriebe. Die jungen Blätter der Wasserpest bleiben zusätzlich schmal und klammern sich an den Stängel. Die neuen Blätter der Schwertpflanzen (Echinodorus) bleiben kleiner und zeigen gelbliche Längsstreifen. Auch gelbe, sich ausbreitende Flecken, die zu Löchern werden (Chlorosen) sind ein Zeichen für Mängel. Die Blattadern können, müssen aber nicht betroffen sein.
Wurzelfäule
Geschädigte Wurzeln sind eine häufige Ursache für schlechten Pflanzenwuchs. Pflanzen nehmen Nährstoffe hauptsächlich auf diesem Wege auf, doch durch ihre unterirdische Lage fallen Schädigungen nicht sofort auf. Diese werden gefördert durch Fäulnisherde, z.B. durch unzureichendes Substrat oder unsachgemäße Einpflanzung. Sorgfalt bereits bei der Einrichtung des Aquariums sowie eine gelegentliche Überprüfung des Bodens gehören sozusagen zur Pflanzenpflege mit dazu. Eingebrachte Turmdeckelschnecken sind die Regenwürmer der Wohnzimmer-Wasserwelten und sollten keinesfalls fehlen.
Sich selbst auflösende Pflanzen
Es wirkt wie ein Spuk: scheinbar gesunde Pflanzen werden plötzlich farblos und fadenscheinig, und schließlich zerfallen sie in gammelige Einzelteile. Diese sind oft so klein, dass sie kaum herausgefischt werden können. Oftmals wird wieder und wieder ein neuer Pflanzensatz angeschafft – und nichts scheint zu helfen. Hier ist der pH–Wert des Wassers zu hoch. Eine erhöhte Schadstoffbelastung und/oder zu wenig C02 können die Ursache sein. Während des Schadstoffabbaus entsteht Ammonium. Da viel organisches Material (Kot, Futterreste etc.) im Aquarium anfällt, speichern die Pflanzen überschüssige Nährstoffe (auch Ammonium in großen Mengen). Steigt der pH-Wert stark an, wandelt sich das Ammonium in das hochgiftige Ammoniak um – auch das gespeicherte Ammonium innerhalb der Pflanzen. So vergiften sich die Pflanzen praktisch selbst. Ihre verrottenden Einzelteile belasten schließlich wieder das Wasser. (Annette Berkelmann)