Fortpflanzung bei Schnecken
Schnecken gelten gemeinhin als Zwitter. Für viele Arten trifft dies zwar zu, doch die Weichtiere nutzen noch weitere Möglichkeiten, sich fortzupflanzen. Auch unter den Wasserschnecken gibt es getrenntgeschlechtliche Arten.
Getrenntgeschlechtliche Fortpflanzung
Die in der Aquaristik beliebten Apfelschnecken sind ein klassisches Beispiel dafür, dass Schnecken auch anders können, nicht nur als Zwitter. Die runden Weichtiere sind entweder nur Männchen oder nur Weibchen, und das natürlich auch mit entsprechend anatomischen Merkmalen. Diese außerhalb der Paarungsaktivitäten zu erkennen ist jedoch recht schwierig und nur bei erwachsenen Schnecken – wenn überhaupt – möglich. Die Männchen haben eine leicht vergößerte und nach außen geschwungene Hausöffnung. Doch erst während einer Paarung wird der Zweck dieses Unterschiedes deutlich: Das Begattungsorgan der Männchen liegt hinter dem Kopf, da muss das Haus etwas geräumiger sein. Zur Paarung führt das Männchen seinen Penis unter die Mantelhöhle des Weibchens ein und überträgt in ihre Geschlechtsöffnung sein Samenpaket. Bei genauer Beobachtung des Schneckenalltags im Aquarium sind durchaus Vorlieben der Individuen untereinander spürbar.
Nach einigen Wochen ist das Weibchen ablaichbereit und versucht im Schutze der Dunkelheit, ihr Eipaket außerhalb des Wassers abzulegen. Von außen ist ein tragendes Weibchen nicht erkennbar, doch ist es immer wieder erstaunlich, welch umfangreiche Eimassen zusätzlich im Körper der Weibchen untergebracht werden können. Die besondere Fortbewegungsart der Schnecken erlaubt es dem Tier, sich selbst, das Schneckenhaus sowie den Laich aus dem Wasser zu wuchten und ggf. kopfüber stundenlang hängen zu bleiben. Ein Ei nach dem andere wandert durch eine speziell geformte Röhre an ihren Bestimmungsort. Der Vorgang kann Stunden dauern, bis einige hundert Eier auf einem länglichen Haufen liegen und mit einem schleimigen Liquid umgeben sind. Dieses trocknet später ab und umschließt jedes einzelne Ei mit einer starren Kalkschicht. Ist der Ablaichvorgang beendet, lässt sich das erschöpfte Weibchen einfach zurück ins Wasser fallen. Landet sie an Land, kriecht sie zurück in ihr angestammtes Element, da Apfelschnecken auch atmosphärische Luft atmen können.
In der Aquaristik kommen Verletzungen der Muttertiere durch Aufschlag auf Deko, Technik o.ä erstaunlicherweise eher selten vor. Und so mancher Schneckenfreund staunt nicht schlecht, wenn er beim Austausch der Aquarienleuchten in den unmöglichsten Ecken der Abdeckung längst vertrocknete Eipakete findet.
Zwitter
Viele andere Arten wie Rennschnecken und viele Teichschnecken sind dagegen Zwitter. Selbstbefruchtungen kommen kaum vor, denn während der Paarung werden die geschlechtsspezifischen Beiträge ordentlich ausgetauscht, wobei die Rollen jedoch wechseln können. Diese Art der Fortpflanzung gewährleistet bei optimalen Bedingungen eine Vielzahl von Nachkommen. Diese werden portionsweise in Eiern deponiert, die mit einer geleeartigen Schicht geschützt sind. Sie sind durchscheinend, und die Entwicklung der Jungtiere lässt sich mit entsprechenden Vergrößerungshilfen gut beobachten.
Parthogenese oder Jungfernzeugung
Während für uns Menschen das Klonen von Artgenossen sehr umstritten ist, sind in der Natur bereits viele von ihnen unterwegs. Dort ist diese effiziente Art der Fortpflanzung allerdings auch entwicklungsgeschichtlich angelegt. Die nützlichen Turmdeckelschnecken (Melanoides tuberculata) bringen sogar zusätzlich lebende Junge zur Welt. Offenbar sind die Tiere keine Zwitter und vorwiegend mit weiblichen Anlagen ausgestattet. Sie könnten sich möglicherweise auch getrenntgeschlechtlich fortpflanzen, doch männliche Tiere scheinen kaum vorhanden zu sein. Unbefruchtete Eizellen werden dann mittels Hormonen zur Teilung angeregt und Kopien des "Muttertieres" entstehen. Diese entwickeln sich wie gewohnt innerhalb eines Eis, nach abgeschlossener Entwicklung verlassen die Jungtiere dies jedoch bereits an ihrem Entstehungsort, und fertig entwickelte Schnecken verlassen den Körper. (Annete Berkelmann)