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Hund und Besitzer ähneln sich oft deutlich – das zeigen Studien

Wer einen Hund besitzt, kennt es vielleicht: Man erkennt sich selbst in seinem Vierbeiner wieder – äußerlich oder auch charakterlich. Wissenschaftliche Studien zeigen nun, dass diese Beobachtung mehr als nur subjektives Empfinden ist.

Frau und Hund, die sich sehr ähnlich sehen
© stock.adobe.com/Anna Averianova

Viele Hundebesitzer berichten, dass sie in bestimmten Eigenschaften mit ihrem Tier übereinstimmen – sei es in ruhigem Verhalten, Kontaktfreudigkeit oder Dickköpfigkeit.

Ähnlichkeiten zwischen Mensch und Hund: Zufall oder System?

Forscherinnen und Forscher des Max-Planck-Instituts für Geoanthropologie und der Universität Jena gingen diesem Eindruck nach. Ihre Analyse von 15 Studien zu optischen und charakterlichen Parallelen zwischen Hund und Halter wurde im Februar 2025 im Fachjournal „Personality and Individual Differences“ veröffentlicht.

Ziel der Untersuchung war es, herauszufinden, ob Hunde wirklich ihren Besitzern ähneln – und wenn ja, ob diese Ähnlichkeiten bereits bei der Auswahl des Tieres bestehen oder sich im Laufe der gemeinsamen Zeit entwickeln. Die enge Verbindung zwischen Mensch und Hund, die sich über etwa 30.000 Jahre entwickelt hat, spielt hierbei eine wichtige Rolle.

Erstaunliche Übereinstimmungen in Aussehen und Persönlichkeit

Die Studienanalyse zeigte, dass sowohl äußerliche als auch charakterliche Ähnlichkeiten zwischen Mensch und Hund häufig vorkommen. Besonders bei Rassehunden war es für Außenstehende einfacher, Halter und Hund richtig zuzuordnen.

Bemerkenswert war unter anderem, dass Frauen mit langen Haaren häufiger Hunde mit langen Ohren wählen, während Frauen mit kürzeren Frisuren oft kurzohrige Rassen bevorzugen. Auch beim Gewicht gab es Überschneidungen: Halter mit höherem BMI haben überdurchschnittlich häufig übergewichtige Hunde. Gemeinsame Lebensgewohnheiten könnten dafür mitverantwortlich sein.

Interessanterweise reichte in manchen Studien schon der Blick auf den Augenbereich aus, um Hund-Mensch-Paare korrekt zu identifizieren. Diese Ergebnisse sprechen für die sogenannte Auswahlhypothese: Menschen tendieren dazu, sich für Tiere zu entscheiden, die ihnen optisch ähneln. Psychologische Erklärungsansätze sind hier der Mere-Exposure-Effekt oder das Prinzip der Selbstähnlichkeit.

Verhalten gleicht sich mit der Zeit an

Doch nicht nur die äußere Erscheinung wird untersucht: Auch charakterliche Merkmale wie Neurotizismus oder Extraversion zeigten bei Hund und Mensch messbare Ähnlichkeiten. Diese Gemeinsamkeiten entstehen laut den Studienergebnissen oft im Laufe der Beziehung – eine Entwicklung, die durch emotionale Synchronisation, wechselseitige Verhaltensanpassung und unbewusste Verstärkung erklärt werden kann.

Warum Gemeinsamkeiten verbinden

Evolutionär betrachtet fühlen sich Menschen zu anderen hingezogen, die ihnen ähnlich sind – das gilt auch für die Tierwelt. Ähnlichkeiten fördern Nähe, Vertrauen und Kooperation – Faktoren, die früher das Überleben sicherten und heute noch unsere sozialen Bindungen prägen.

Emotionale Wechselwirkungen im Alltag sorgen dafür, dass Mensch und Hund einander unbewusst beeinflussen. Routinen, Stimmungen und Vorlieben übertragen sich auf das Tier – und umgekehrt. Diese Dynamik stärkt nicht nur die Bindung, sondern beeinflusst auch, wie Halter auf Probleme im Verhalten ihres Tieres reagieren: Häufig mit mehr Nachsicht, wenn sie sich selbst im Verhalten ihres Hundes wiedererkennen.

Gegensätze mit positiver Wirkung

Bei der Wahl bestimmter Hunderassen spielen auch Erwartungen an das Verhalten eine Rolle. Viele Menschen wählen bewusst Tiere mit bestimmten Eigenschaften – verspielt, wachsam, unkompliziert. Diese Projektionen können jedoch auch zu unrealistischen Vorstellungen führen, da jedes Tier individuelle Charakterzüge und Erfahrungen mitbringt.

Dennoch kann auch ein gegensätzliches Mensch-Hund-Duo gut funktionieren. Ein aktiver Hund kann etwa einen zurückhaltenden Menschen zu mehr Bewegung motivieren. Gemeinsame Erlebnisse – ob fröhlich oder traurig – fördern das Gefühl gegenseitiger Unterstützung.

Das Herz zählt mehr als die Ähnlichkeit

Letztlich entscheidet nicht das Äußere, sondern die emotionale Kompatibilität darüber, wie gut die Beziehung zwischen Mensch und Hund funktioniert. Persönlichkeitsstruktur und Bindungsstil des Menschen sind dabei entscheidende Faktoren – selbst wenn zunächst keine offensichtliche Ähnlichkeit besteht.

Die Forschung zeigt: Hunde spiegeln oft das Innenleben ihrer Halter. Diese Erkenntnis könnte helfen, das Verhalten von Hunden besser zu verstehen und Mensch-Hund-Beziehungen gezielter zu gestalten – etwa bei der Auswahl von Therapiehunden oder im familiären Umfeld.

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Quellen:

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