Trend in der Hundeernährung

Hund getreidefrei ernähren – ja oder nein?

Es gibt viele Trends in der Hundeernährung. Eine davon ist die getreidefreie Ernährung. In den USA wurde jetzt eine Verbindung zwischen getreidefreiem Hundefutter und Herzerkrankungen bei Hunden festgestellt.

Hund getreidefrei ernähren
Getreidefreies Hundefutter steht im Verdacht, Herzleiden zu verursachen.© shutterstock.com / Jaromir Chalabala

Die Meinungen, ob man seinen Hund getreidefrei ernähren sollte oder nicht gehen weit auseinander. Der Hund sei ein Carnivore, die Fütterung mit Getreide und anderen Pflanzen daher nicht artgerecht und sogar schädlich.  Zudem würden immer mehr Hunde an Futtermittelunverträglichkeiten und -allergien leiden. Getreide und das darin enthaltene Gluten seien unter anderem die Auslöser, so die Verfechter von getreidefreier Ernährung. Das sind starke Argumente für besorgte Hundehalter, die ihren Vierbeiner artgerecht und gesund ernähren wollen. Sie greifen daher zu getreidefreiem Hundefutter.

Auch in den USA gibt es den Trend hin zur getreidefreien Hundeernährung. Immer mehr Marken bieten getreidefreies Hundefutter an. Sechzehn Hundefuttersorten stehen jetzt aber im Verdacht, Herzerkrankungen bei Hunden zu begünstigen.

Fördert getreidefreies Hundefutter Herzerkrankungen?

Die US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel (U. S. Food and Drug Administration, kurz FDA) bringt einige getreidefreien Hundefuttersorten in Verbindung mit einer schweren Herzerkrankung bei Hunden: Ein Großteil der untersuchten Hunde, die an dilatativer Kardiomyopathie leiden, wurden mit diesen Hundefuttersorten ernährt.

Info: Bei der Dilatativen Kardiomyopathie (kurz DKM oder DCM) handelt es sich um eine Schädigung des Herzmuskels, bei der dessen Wanddicke und Kontraktionskraft abnimmt, während das Herz gleichzeitig an Größe zunimmt. Die Leistungsfähigkeit des Herzens vermindert sich. Bei fortschreitender Erkrankung kann das zum Tod des Hundes führen.

 Konkret identifiziert die Behörde 16 bekannte Hundefuttersorten, die in Zusammenhang mit einer Steigerung von Herzleiden stehen sollen. Untersucht wurden 500 Fälle von DCM. Die Behörde nennt diese Entwicklung "rätselhaft". Einige Tierärzte warnen daher davor, Hunde mit diesen Futtersorten zu füttern.

Genannt werden die Marken Acana, Zignature, Taste of the Wild, 4Health, Earthborn Holistic, Blue Buffalo, Nature’s Domain, Fromm, Merrick, California Natural, Natural Balance, Orijen, Nature’s Variety, NutriSource, Nutro und Rachael Ray Nutrish.

In den meisten Fällen handelt es sich um getreidefreies Trockenfutter, das Erbsen und Linsen enthält. Die Hälfte der Produkte enthält Kartoffeln und/oder Süßkartoffeln.

Weiter wurde festgestellt, dass Golden Retriever am häufigsten von der scheinbar durch getreidefreie Ernährung verursachten DCM betroffen sind. Die Behörde gibt aber zu bedenken, dass dieses Ergebnis davon beeinflusst sein könnte, dass in rassespezifischen Social Media Communitys dazu aufgerufen wurde, solche Fälle an die FDA zu melden.

Golden Retriever wird mit getreidefreiem Hundefutter gefüttert.

Laut FDA scheinen besonders Golden Retriever von der durch getreidefreies Futter ausgelösten Herzerkrankung betroffen zu sein. © shutterstock.com / Augustin Vai

Einige der betroffenen Hundefutterhersteller haben sich bereits dazu zu Wort gemeldet und klargestellt, dass die Untersuchungen der Behörde noch nicht abgeschlossen seien. "Die FDA hat immer noch keinerlei wissenschaftlich begründeter Fälle gefunden, die eine Verbindung zwischen getreidefreier Ernährung und DCM herstellen", erklärt die betroffene Marke Taste of The Wild auf Facebook.

Derzeit gibt es keine offizielle Warnung der FDA, die identifizierten Futtersorten zu meiden. Dennoch weisen Tierärzte darauf hin, dass getreidefreie Ernährung unnötig ist und von Hundehaltern überdacht werden sollte.

Was ist getreidefreie Ernährung?

Im herkömmlichen Hundefutter sind verschiedene Getreidesorten enthalten. Zu den gängigsten Sorten gehören: Weizen, Dinkel, Roggen, Hafer, Hirse, Mais und Reis.

Getreide liefert unter anderem pflanzliches Eiweiß, Kohlenhydrate, Fette, Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente. Einige Getreidesorten enthalten darüber hinaus auch Gluten, zum Beispiel Weizen, Dinkel und Roggen. Andere Getreidesorten wie Mais, Reis und Hirse sind wiederum glutenfrei.

Pflanzliches Eiweiß und Gluten können Futtermittelallergien und-unverträglichkeiten bei Hunden auslösen. Auch gibt es Stimmen, die argumentieren, dass die in Getreide enthaltenen Kohlenhydrate für Hunde schlecht verdaulich und damit gesundheitsschädigend seien.

Daher meiden einige Hundehalter Hundefutter mit Getreide und greifen auf getreidefreie Sorten zurück. In getreidefreiem Hundefutter werden alternative Rohstoffe verwendet, um dem Hund pflanzliche Nährstoffe und leicht verdauliche Kohlenhydrate zu liefern. Darunter sind Kohlehydratquellen wie Kartoffeln, Süßkartoffeln und Erbsen und sogenanntes Pseudogetreide wie Quinoa, Amaranth und Buchweizen.

Ist Hundefutter mit Getreide wirklich schädlich?

Ob Getreide Hunden wirklich schadet, dazu gehen die Meinungen weit auseinander:

  • Pflanzliche Bestandteile in der Hundeernährung sind nicht artgerecht: Hunde stammen von Wölfen ab und sind demnach Fleischfresser, auch Carnivoren genannt. Eine Ernährung mit pflanzlichen Bestandteilen sowie Getreide wird demnach als nicht artgerecht verrufen. Dagegenhalten kann man, dass Hunde im Zuge der Domestifikation zu Allesfressern wurden. Sie haben sich an die menschliche Ernährung angepasst und die Fähigkeit entwickelt, größere Mengen Stärke, wie in Getreide enthalten, zu verdauen und als Energiequelle zu nutzen. Und selbst der Wolf ist auf lösliche Kohlenhydrate (Stärke) und unlösliche Kohlenhydrate (Zellulose aus Pflanzenfasern) angewiesen, die ihm der Darminhalt seiner Beutetiere liefert, um Energie zuzuführen und die Darmgesundheit zu erhalten.
  • Hunde können Kohlenhydrate nicht verdauen: Das Kohlenhydrat Stärke ist Hauptbestandteil von Getreide. Durch das Enzym Amylase wird die Stärke in Zuckermolekülen zerkleinert und als Energielieferant in den Blutstrom aufgenommen. Werden Hunde mit stärkereicher Nahrung gefüttert, sind sie in der Lage die Produktion des Enzyms Amylase hochzufahren, die Stärke zu spalten und zur Energiezufuhr zu nutzen. So kann bis zu zwei Drittel der Energie im Futter aus Stärke stammen, ohne dass es dem Hund schadet. Enthält das Hundefutter aber mehr als sechzig Prozent Stärke, kann der Hund es nicht mehr verdauen. Durchfall wäre die Folge. Im herkömmlichen Hundefutter sind Kohlenhydrate in einem Maße vorhanden und durch Erhitzung so gespalten, dass der Hund es in der Regel gut verdauen kann.
  • Getreide löst Allergien und Unverträglichkeiten aus: Immer mehr Hunde entwickeln Futtermittelallergien und -unverträglichkeiten. Haarausfall, Juckreiz und Durchfall sind die Folgen. Getreide und Gluten stehen unter Verdacht, Auslöser zu sein. Tatsächlich ist es möglich, dass manche Hunde auf bestimmte pflanzliche Eiweiße allergisch reagieren. Grundsätzlich sind solche Eiweiße aber nicht allergener als andere Eiweiße. Glutenunverträglichkeiten kommen nach aktuellem Forschungsstand bei Hunden eher selten vor.

Wann sollte man den Hund getreidefrei ernähren?

Den Hund getreidefrei zu ernähren ist dann sinnvoll, wenn bekannt ist, dass der Hund auf ein Getreideallergen reagiert und um welches Allergen es sich dabei handelt. Dann sollten Sie auf Futter, dass das entsprechende Allergen enthält, verzichten. Auch wenn beim Hund eine Unverträglichkeit auf Gluten nachgewiesen ist (was selten ist) kann eine getreidefreie Ernährung sinnvoll sein. In diesem Fall ist es aber auch ausreichend, auf glutenfreie Getreidesorten wie Mais und Reis auszuweichen. Bei Hunden, die an Diabetes leiden, sollten stärkereiche Futtermittel wie Getreide gemieden werden, da sie den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen lassen. Allerdings kann eine gänzlich kohlenhydratfreie Ernährung auch zur Stoffwechselkrankheit Ketose und einer Insulinresistenz führen, der Typ 2 Diabetes.

 

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