Hundeverhalten - Kein Spieletyp
So mancher Hund kann mit einem Ball nichts anfangen. Wer aber richtig spielt, kann seinen Hund durchaus motivieren und begeistern.
Ja, manche Hunde sind eben Spielmuffel. Sie haben keine Lust auf Stöckchen-Holen und kein Interesse an Wettrennen mit anderen Hunden. Ob man solche Spaßbremsen animieren soll oder überhaupt kann, ist von Tier zu Tier unterschiedlich und hängt natürlich von der Ursache der Spielunlust ab. "Was hat er nur?", fragt sich der Hundebesitzer und packt halb besorgt, halb enttäuscht den schönen neuen Ball wieder ein. Der Hund schnuppert derweil vergnügt am Wegesrand und ist sich selbst genug. Er braucht keinen Ball.In der Regel ist ein solches Verhalten kein Grund zur Besorgnis. Wie bei uns Menschen gibt es auch bei Hunden verschiedene Typen. Angsthasen, Draufgänger – und eben Spielverweigerer. Einen Hund, der nicht gern spielt, weil er einfach keine Lust hat, den sollten wir nehmen, wie er ist. Er entspricht vielleicht nicht dem Klischee, aber wenn er zufrieden ist, brauchen wir ihn auch nicht zu seinem Glück zu zwingen. Wenn er allerdings unausgeglichen scheint oder auch anderweitig Probleme im Umgang mit anderen Hunden hat, dann sollte man doch eingreifen. Eine Hundeschul-Besuch kann dann sinnvoll sein.
Übrigens will Spielen auch gelernt sein. Ein Hund, der in der Prägephase als Welpe nie mit Bällen in Berührung kam, wird auch später nichts damit anzufangen wissen. Wenn Sie einen bereits äteren Hund aus dem Tierheim haben, dann könnte es sich also auch um so einen "ungelernten" Spieler handeln. Solche Hund lassen sich oft motivieren. Probieren Sie einfach verschiedene Dinge aus. Vielleicht apportiert er lieber alte Geschirrtücher oder Kauknochen.Es gibt durchaus Rassen, die spielfreudiger sind als andere. Jagdhunde zum Beispiel sind in der Regel alte Kindsköpfe und immer zu Balgereien mit anderen oder Apportierspielchen mit dem Besitzer bereit. Auch Hütehunde und Terrier können meistens nicht genug bekommen. So wurden sie auch extra gezüchtet: lebhaft und allzeit bereit.
Herdenschutzhunde dagegen haben wenig Spieltrieb. Weder mit Artgenossen noch mit dem Besitzer. Es gehört rassegeschichtlich nicht zu ihrem Verhaltensrepertoire. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber wer sich für diese Rasse entscheidet, sollte lieber keinen Spieler erwarten. Auch Windhunde und Nordische Hunde haben kaum Interesse daran.Wenn der Verdacht besteht, der Hund würde gerne, aber kann nicht, dann sollte er auf jeden Fall einem Tierarzt vorgestellt werden. Vielleicht hat er Schmerzen, die ihn daran hindern, hinter dem Stöckchen herzujagen oder mit anderen Hunden mitzuhalten.
Manchmal liegt es auch an der Präsentation des Spielzeugs, wenn ein Hund es links liegen lässt. Ball, Dummy und Co. werden oft erst interessant, wenn sie nicht stets erreichbar, sondern etwas Besonderes sind. Der Ball, den Herrchen beim Spaziergang bei sich trägt, den er dem Hund öfter vor die Nase hält und – am besten mit Worten wie "So ein schöner Ball!" garniert – wieder wegzieht, dieser wird erst begehrenswert. Wichtig: Vor und nach dem Spielen wird das Spielzeug wieder weggeräumt. Viele Hunde steigen darauf ein – je mehr Getue der Besitzer um den Ball macht, umso toller erscheint er dem Hund. Einen Versuch ist es wert.
© Victoria Schwalb