Mann ließ Hunde in verdreckten Zimmern fast verhungern: „Ich war überfordert“
Ein 28 Jahre alter Mann aus dem Altkreis Ziegenhain (Hessen) wurde wegen Tierquälerei vom Amtsgericht verurteilt und muss eine hohe Geldstrafe zahlen. Er hatte seine Tiere schwer vernachlässigt.
Schwalmstadt – Laut Gerichtsurteil war der Angeklagte mit der Haltung von drei Hunden, Ziegen, Hühnern und Kaninchen überfordert. Bei einem Besuch des Veterinäramts im zweiten Halbjahr 2023 befanden sich zwei der Hunde in einem lebensbedrohlichen Zustand. Sie wurden fast ausschließlich in zwei Zimmern gehalten, in dem Sie auch Kot und Urin absetzten.
Kot und Urin im Zimmer
Eine Tierärztin des Veterinäramts schilderte den Zustand: „Eine deutsche Dogge und ein Chihuahua-Rehpinscher-Mischling waren in einem Zimmer eingesperrt. Auf dem Boden lagen Kot und Urin der Hunde, der Napf war leer und die Tiere hochgradig abgemagert. Ich konnte jede Rippe, die Wirbelsäule und die Hüftknochen sehen, die Muskeln hatten sich zurückgebildet“, berichtete sie. An den langen Krallen habe sie erkannt, dass die Hunde nicht ausgeführt wurden.
Die Tierärztin forderte den Mann sofort auf, die Hunde zu versorgen. „Die beiden Hunde haben Wasser und Futter regelrecht inhaliert“, beschrieb sie. Ein weiterer Hund, ein Cane Corso-Labrador-Mix, war in einem guten Zustand, weshalb der Angeklagte zunächst die Möglichkeit erhielt, sich besser um die Tiere zu kümmern.
„Unser Ziel ist, dass Tier und Mensch glücklich sind – nicht, Tiere einzusammeln“, erklärte die Amtstierärztin. Die Entscheidung, die Hunde nicht sofort wegzunehmen, sei ihr nicht leicht gefallen.
Die Exfrau und eine ehemalige Partnerin des Mannes hatten das Veterinäramt auf die Missstände hingewiesen. Beide sagten vor Gericht aus, dass der Angeklagte immer viele Tiere gehabt habe, sich aber nie richtig um sie kümmerte.
„Ich musste mich um die Hunde kümmern. Als ich im Sommer 2022 ausgezogen bin, waren die Hunde in einem guten Zustand“, sagte die Exfrau. Angebote von ihr, die Hunde zu übernehmen, habe der Angeklagte abgelehnt.
Vier Kinder, Arbeit und die Tiere: „Ich war überfordert“
„Es wurde relativ schnell klar, dass sich der Angeklagte mit den Hunden überfordert war“, schilderte eine 23-jährige Expartnerin. Der Vater von vier Kindern habe die Hunde entweder nur in den Garten gelassen oder in einem viel zu kleinen Zimmer eingesperrt.
„Irgendwann wurde mir verboten, die Hunde ausreichend zu füttern, dann würden sie zu viel Kot absetzen. Dosenfutter war dem Angeklagten zu teuer. Das Zimmer, in dem die Hunde lebten, war immer verdreckt“, erklärte sie.
Der Angeklagte stritt ab, die Fütterung verboten zu haben, und erklärte: „Ich war überfordert mit der Arbeit, von meiner Familie bekam ich keine Unterstützung, alles blieb an mir hängen.“ Irgendwann sei ihm alles zu viel geworden. Aktuell halte er nach eigenen Angaben zwei Hunde, Hühner, Ziegen, Schweine, Hasen und Katzen und betonte, dass er an seinen Tieren hänge.
„Ich kriege Gänsehaut, wenn ich nur an die Zustände denke, in denen die Tiere leben mussten“
„Wie soll das funktionieren? Warum halten sie so viele Tiere? Ich weiß, alleine die Hunde sind ein Fulltime-Job. Dazu noch die vier Kinder“, sagte der Staatsanwalt. Die Hunde hätten lange leiden müssen und seien nicht artgerecht gehalten worden. „Ich kriege Gänsehaut, wenn ich nur an die Zustände denke, in denen die Tiere leben mussten“, so der Staatsanwalt weiter.
Eine Freiheitsstrafe oder ein Tierhaltungsverbot hielt er jedoch rechtlich nicht für möglich. Neue Fotos von Zeugen würden voraussichtlich ein weiteres Verfahren nach sich ziehen.
„Da bekommt man den Wunsch, dass Sie das Gleiche durchmachen müssen“
Die Richterin verurteilte den Mann zu einer Geldstrafe von 95 Tagessätzen – eine noch höhere Strafe als von der Staatsanwaltschaft gefordert. Das Urteil würde den Mann vorbestraft machen, wenn es rechtskräftig wird. „Die Tiere mussten in furchtbaren Zuständen vor sich hinvegetieren, da bekommt man den Wunsch, dass Sie das Gleiche durchmachen müssen“, sagte die Richterin. „Ihre Art von Liebe braucht kein Tier, schaffen Sie ihre Tiere ab und bringen Sie sie in Sicherheit vor ihnen“, appellierte sie an den Angeklagten.
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