Operation mit Augmented Reality: Erste erfolgreiche Gehirn-OP bei Hund
Gehirnoperationen gehören zu den anspruchsvollsten Eingriffen in der Humanmedizin. Bei Hunden werden sie in erster Linie zur Behandlung von Tumoren eingesetzt, doch der Erfolg ist oft begrenzt. Ein Team der University of Pennsylvania hat nun Geschichte geschrieben: Erstmals setzten die Spezialisten eine innovative Technik ein und retteten so das Leben einer Hündin.
Im September 2024 wurde bei der achtjährigen Hündin Geddy ein Tumor im Gehirn entdeckt. Sie litt unter starken epileptischen Anfällen und wurde in die Tierklinik Penn Vet’s Ryan Hospital gebracht. Die Diagnose ergab eine tumoröse Masse im rechten Frontallappen.
Während solche Tumore bei Menschen operativ entfernt werden, ist dieser Eingriff bei Hunden mit hohen Risiken verbunden. Oft bleibt ein Teil des Tumorgewebes zurück, was zu erneutem Wachstum führen kann. Dennoch entschieden sich Geddys Besitzer für eine Behandlung, sodass ein interdisziplinäres Expertenteam eine bahnbrechende Methode zur Tumorentfernung erprobte. Dabei wurde eine holographische Darstellung genutzt, die das Gehirn während der Operation visualisierte.
Ohne Eingriff geringe Überlebenschancen
Die MRT-Bilder deuteten auf ein Gliom hin – eine aggressive Tumorart, die sowohl bei Menschen als auch bei Hunden auftritt. Je nach Lage können neurologische Ausfälle entstehen, in Geddys Fall waren es epileptische Anfälle. Ohne Behandlung beträgt die Lebenserwartung betroffener Hunde oft nur wenige Monate. Eine konventionelle Therapie mit Bestrahlung ist mit starken Nebenwirkungen verbunden, während chirurgische Eingriffe als schwierig gelten.Dank neuer Technologien bot sich jedoch die Möglichkeit, den Tumor vollständig zu entfernen, was Geddy eine Überlebenschance gab. Zusätzlich wurde eine Gewebeprobe entnommen, um genauere Erkenntnisse über die Tumorart zu gewinnen und mögliche weitere Behandlungen festzulegen.
Innovative Operation durch Augmented Reality
Für diesen hochkomplexen Eingriff kam ein interdisziplinäres Team aus Veterinär- und Humanmedizinern zusammen. Dazu gehörten Neurochirurgen, Radiologen, Anästhesisten und Pathologen. Das Hauptziel der Operation war die vollständige Entfernung des Tumors, da selbst kleinste Reste das Risiko einer erneuten Erkrankung erhöhen.
Hierfür nutzten die Experten Augmented Reality, eine Technologie, die digitale Elemente in die reale Umgebung einfügt. Basierend auf den MRT-Daten von Geddy wurde ein detailliertes Hologramm ihres Gehirns erstellt, das während der Operation auf den Schädel projiziert wurde. Diese Technik half, den Eingriff präzise zu planen und sicher durchzuführen.
Gezielte Tumorentfernung durch spezielle Markierung
Um den Tumor möglichst exakt zu lokalisieren, erhielt Geddy einen Tag vor der Operation eine Injektion mit einem speziellen Farbstoff. Dieser reichert sich in Krebszellen an und leuchtet unter Infrarotlicht. Am Operationstag wurde die Hündin in Vollnarkose gelegt, und das Ärzteteam öffnete vorsichtig ihren Schädel, um den Tumor freizulegen. Mithilfe der projizierten MRT-Bilder konnten die Chirurgen den exakten Sitz des Tumors bestimmen. Zunächst wurde eine Gewebeprobe entnommen, bevor der Tumor vollständig entfernt wurde.
Erfolgreiche Heilung und medizinische Relevanz
Die Operation verlief erfolgreich, und Geddy konnte die Klinik bereits nach einer Woche verlassen. Eine MRT-Nachkontrolle im November zeigte keine Hinweise auf erneutes Tumorwachstum. Dieser Durchbruch ist nicht nur für Geddy von Bedeutung, sondern könnte auch zukünftige Behandlungen von Tumorerkrankungen bei Tieren und Menschen revolutionieren. „Gliome bei Hunden ähneln denen des Menschen nahezu vollständig“, erklärt Wojciech Panek, Assistenzprofessor für Neurologie und Neurochirurgie. „Dies macht sie zu wertvollen Modellen für die Krebsforschung.“ Durch die Untersuchung natürlicher Gliome bei Hunden könnten Wissenschaftler neue Erkenntnisse gewinnen, die über die bisherigen Mausmodelle hinausgehen. Da Mausmodelle oft nicht die volle Komplexität menschlicher Tumorerkrankungen abbilden, eröffnet die Erforschung dieser Tumore in ihrer natürlichen Umgebung neue Perspektiven.
Im März steht eine erneute Untersuchung von Geddy an, bei der die endgültigen Ergebnisse der Biopsie vorliegen sollen.
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