Das furchtbare Schicksal der Straßenhunde in Qatar

Immer wieder steht das Emirat Qatar in der Kritik. Allen voran wegen der rücksichtslosen Ausbeutung der Arbeiter, die innerhalb der letzten Jahre die vielen Fußballstadien erbaut haben. Doch wie steht es um den Tierschutz in dem Wüstenstaat?

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Straßenhunde müssen in Qatar um ihr Leben fürchten© ErickN - stock.adobe.com

Natürlich möchte Qatar sich als mondänes und modernes Land geben und freut sich auf seine Gäste. Dennoch bleibt die Fußball-WM 2022 die wohl umstrittenste aller Zeiten. Neben der Korruption der Fifa-Funktionäre und der schlicht desaströsen Klimabilanz des gesamten Events, ist es vor allem die untragbare Menschenrechtsituation, die das Land in die Kritik bringt. Und auch um den Tierschutz ist es nicht gut bestellt, wie die Tierschutzorganisation Animals‘ Angels auf ihren Recherchen in Qatar herausgefunden hat.

Tierrechte werden schlicht ignoriert

Zwar gibt es bereits seit 1974 ein Gesetz gegen das Aussetzen von Tieren in dem Wüstenstaat, dabei geht es jedoch um den Schutz der Gesundheit der Bevölkerung, und nicht um den Tierschutz. Seit 2013 ist bei den Staaten des Golfkooperationsrates wie Saudi-Arabien, Bahrain oder dem Oman ein Tierschutzgesetz im Gespräch und wurde in einigen Staaten bereits umgesetzt, allerdings nicht so in Qatar. Tiere gelten in Qatar als Konsumgüter. Auf den Märkten, wie etwa dem Touristenmarkt Souq Waqif, können Haustiere aller Art erworben werden: Huskies, Papageien oder übereinander gestapelte Schildkröten in kleinen Terrarien. Der Zweck der Tiere: Gartenverschönerung der Wochenendvilla, Freizeitvertreib, oder auch Spielzeug für Kinder. Werden die Tiere pflegeintensiver, wachsen, oder „funktionieren“ nicht so, wie ursprünglich gewünscht, werden sie ausgesetzt oder in den völlig überlasteten Tierheimen abgegeben.

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Hundwelpen, wie hier ein Husky, werden auf dem Touristenmarkt Souq Watif in Qatar in winzigen Käfigen gehalten und verkauft© Animals‘ Angels e. V.

Straßenhunde in der Hauptstadt Doha

Die Zahl der Straßenhunde in Doha nahm in den letzten Jahren merklich zu. Deshalb migrieren die Rudel nun auch in Wohngebiete, aus denen sie auf grausamste Art und Weise wieder verdrängt werden. Offizielle Stellen sehen dabei tatenlos zu. Im Zuge der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 gibt es aktuell umfassende Tötungsaktionen auf Dohas Straßen, wie Anwohner und auch der Guardian kürzlich ein einem Artikel berichtet hatten. Streuner werden verfolgt, brutal erschossen oder vergiftet. 

Tiere als fühlende Wesen sehen

Möglich ist das, da laut einer ortsansäßigen Tierschutzgesellschaft Straßenhunde von der Bevölkerung in Qatar nicht als Lebewesen angesehen werden, die Hunger, Angst und Schmerz fühlen können. Menschen, die Tiere misshandeln und verletzen, werden weder angezeigt noch verurteilt, da Tiermisshandlungen von der breiten Bevölkerung nicht als Verbrechen gesehen werden. Sowieso sind Hunde auf öffentlichen Plätzen verboten, ebenso wie an vielen Stränden.

Staatliches Tierheim mit verschlossenen Türen

Es gibt eine Reihe an privaten Tierschutzinitiativen, die sich für das Wohl der Tiere einsetzen. Außerdem existiert das staatliche Tierheim Rawdat Al Faras, in dem angeblich 3000 Tiere unter widrigsten Umständen ihr Dasein fristen. Offizielle Stellen verweigern den Zugang zu dem Tierheim oder eine Berichterstattung, was Aktivisten und Tierfreunde äußerst besorgt, und die schlimmsten Annahmen über die Zustände in diesem Tierheim zulässt.

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Qatar baut für die Fußball-WM 2022 eine Reihe an neuen Stadien und möchte das Event gebührend feiern.© philipus - stock.adobe.com

Umfassende Aufklärungsarbeit ist notwendig

Dringender als je zuvor wird in Sachen Tierschutz das Einschreiten von offizieller Stelle in Qatar nötig. Der nicht regulierte oder überwachte Verkauf von Tieren muss verboten und Aufklärungsarbeit über Tiere bereits in Schulen geleistet werden. Die Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit muss auf den Tierschutz gelenkt und der Respekt gegenüber Tieren erlernt werden. Außerdem sollten Tierhalter darüber aufgeklärt werden, wie ein Tier artgerecht gehalten werden kann. Es ist höchste Zeit, dass ein Tierschutzgesetz verbindlich umgesetzt wird, und härtere Strafen für das Aussetzen, Misshandeln und Töten von Tieren erlassen werden.

Qatar – ein weltoffenes Land?

Qatar gibt sich – vor allem im Zuge der Weltmeisterschaften – als modernes, weltoffenes Land mit hohem Bildungs- und Lebensstandard, ignoriert den Tierschutz jedoch auf allen Ebenen. Es bleibt nur zu hoffen, dass eines der reichsten Länder der Welt die Chance, die die viele internationale Aufmerksamkeit bringt, wahrnimmt und sich endlich auch für die schwächsten Glieder der Gesellschaft einsetzt. Der Wüstenstaat hat noch einen langen Weg vor sich und nur durch die Erhöhung des öffentlichen Drucks können Fortschritte erreicht werden.

 

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