Wanderung mit Hund im winterlichen Harzer Zauberwald

Bei 18 Grad unter Null erlebte Christina Hoffmann mit ihren vier Hunden im idyllisch verschneiten Harz die abenteuerlichste Tour ihres Lebens. Der Brocken sah aus wie eine arktische Polarstation! Lesen Sie hier die Reisereportage.

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Wanderung mit Hunden im winterlichen Harzer Zauberwald.© pixabay.com/rnest (CC0 Public Domain)

Um acht Uhr 40 startete ich mit meinen Hunden am Torfhaus. Die Sonne war leider ohne uns aufgegangen, und das Thermometer meldete stattliche 18 Grad unter Null! Schnell noch 16 Pfoten mit Melkfett einschmieren, dann begannen wir die Tour auf dem wunderschönen Goetheweg.

Die Streckenqualität war super – entweder festgetrampelte Pfade oder präparierte Wege für Wanderer und Skifahrer. In der Hütte Eckersprung machten meine vier Hunde und ich eine erste kleine Trinkpause. Von dort kann man den Brocken schon sehen.

Nach weiteren anderthalb Kilometern hatten wir eine wunderschöne Aussicht auf die umliegende Harzlandschaft. Die Fichten waren teilweise mit einem Panzer aus Eis überzogen und knarrten im Sturm. Die letzten dreieinhalb Kilometer geht man immer entlang der Schmalspurbahn. Ein Grund, warum ich diese Strecke des Brockenaufstiegs so liebe – ich begegne der Bahn mindestens vier Mal, wenn sie schnaufend an uns vorbeifährt. Lustig dabei ist, dass die Menschen auf den Wegen die Bahn fotografieren und die Menschen im Zug fotografieren die Landschaft und die Menschen auf den Wegen – ein Bild für die Götter.

Der Brocken sah aus wie eine arktische Polarstation

Wir waren nur wenige hundert Meter vom Brocken entfernt, als uns ein Ehepaar entgegenkam und uns mitteilte, dass es soooo kalt dort oben sei und sie es nicht lange dort ausgehalten hätten. "Kälter als auf den letzten zwei Kilometern kann es gar nicht mehr werden. Vielleicht sind es ja verweichlichte Menschlein oder sie haben die falsche Kleidung an...", dachte ich. Aber weit gefehlt. Es war tatsächlich noch kälter dort oben - viiiiieeel kälter.

Auf dem Brocken pustete uns der eiskalte Ostwind wirklich von jeder Seite die letzte Wärme aus dem Körper. Der Brocken glich atmosphärisch und optisch eher einer arktischen Polarstation. Schneewände, die locker zwei Meter überschritten, eingeschneite und mit einer dicken Eisschicht überzogene Gebäude und viele völlig vermummte Menschen. Von dieser erbarmungslosen Kälte waren sogar meine Hunde sichtlich irritiert. Wer hätte das gedacht von unseren Schneehunden. An einer einigermaßen geschützten Ecke legten wir eine kleine Pause ein. Es war zwar unglaublich schwer, mit den Handschuhen Proviant aus dem Rucksack zu pulen, aber die Mühe lohnt sich, der heiße Tee war richtig richtig gut. Für die Hunde goss ich warmes Wasser in den Napf. Keine drei Minuten später war es von einer leichten Eisschicht überzogen – unglaublich!

Nicht nur die Butter, das ganze Brot erstarrte bei der Kälte zu Eis

Der Versuch, einen Happen zu essen, schlug fehl. Nicht nur die Butter war gefroren, sondern das ganze Brot. Die Hunde bekamen einen Fettsnack, dann packte ich schnell zusammen, denn ich fing an, überall kalt zu werden. Trotzdem wollte ich unbedingt noch ein Foto vom mir und den Hunden. Wir positionierten uns am eisverzierten Wegweiser, und ich beobachtete die aus dem Museum kommenden Leute, wem ich die Kamera in die Hände drücken könnte. Ein Familienvater war der Auserwählte, als Dank bekam er ein Foto der Huskys mit seinen Kindern. Handy, GPS-Gerät und Ersatzakkus hatte ich direkt am Leib getragen, aber trotzdem waren sie fast leer. Bevor wir uns auf den Rückweg machten, rief mein Mann an. Das Gespräch dauerte zwei Minuten, dann hatten wir keine Verbindung mehr. Eigentlich ein Hohn, auf dem Brocken keine Handyverbindung zu haben...

Auf dem Weg nach unten wurde es mir mit jedem Schritt wärmer. An einer Stelle war es fast windstill, und die Sonne wirkte recht warm. Dort wollte ich eine Weile Wärme tanken. Meine zwei Jungspunde hüpften vor Langeweile auf die Schneemauer, Aska und Akim konnte ich dann auch noch überreden, es ihnen für ein Foto gleichzutun. Das beobachtete ein kleiner Menschenschwarm und bat darum, auch ein Foto machen zu dürfen. Ich weiß gar nicht, wie viele Leute mich das an diesem Tag gefragt haben.

Diese Tour auf den Brocken war außergewöhnlich und unvergesslich

Was in den Köpfen der Hunde dabei wohl so vorging? Denn die Leute gaben die seltsamsten und lustigsten Lockrufe von sich, um die Blicke der Hunde auf sich zu lenken. Meine Wuffis haben alles gemacht, nur nicht in die Kamera geschaut. Es war eine goldrichtige Entscheidung, unter diesen Bedingungen auf den Brocken zu gehen. Diese Tour war einzigartig, denn die Temperaturen waren selbst für unseren Brocken extrem und außergewöhnlich. Dazu noch der blaue Himmel und Sonnenschein. Ich kann es nur jedem empfehlen und werde es auf jeden Fall wiederholen. Außerdem weiß ich jetzt, was KALT ist…

Text: Christina Hoffmann

 

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