FUS bei Katzen
Es begann vergleichsweise harmlos: Perserkater Pasha zeigte die klassischen Symptome einer Blasenentzündung. Häufig setzte er drängend und pressend kleine Mengen Urin ab und fand auch nachts keine Ruhe.
Anhand einer Urinprobe diagnostizierte der Tierarzt eine Blasenentzündung sowie Harngrieß. Gegen die Entzündung wurden Antibiotika verordnet sowie eine spezielle Diät gegen den Harngrieß. Nach kurzer Zeit zeigte sich eine scheinbare Besserung. Doch nach wenigen Tagen verschlimmerte sich der Zustand akut: Kater Pasha saß nur noch im Katzenklo, versuchte erfolglos, Urin abzusetzen, und war vor kolikartigen Schmerzen nicht mehr ansprechbar. Der Tierarzt diagnostizierte eine Harnröhrenverstopfung. Pasha wurde sofort narkotisiert. Ein Katheter wurde gelegt und die Blase mit harngrießlösenden Medikamenten gespült. Der kleine Kater litt bereits unter Harnvergiftung.
Blasenentzündung
Setzt die Katze häufig drängend und pressend Urin in kleinen Mengen ab und zeigt Schmerzen, können dies Anzeichen einer beginnenden Blasenentzündung oder einer Behinderung des Harnflusses durch Harnsteine oder Harngrieß sein. Beide Erkrankungen können auch gleichzeitig auftreten und bedürfen sofortiger tierärztlicher Hilfe. Weitere Symptome einer Blasenentzündung sind Blut im Urin und getrübter ("colafarbener") Urin, der oft scharf riecht. Im fortgeschrittenen Stadium treten Fieber und Störungen im Allgemeinbefinden auf. Beim Abtasten des Bauches zeigt sich die Katze in der Blasengegend schmerzempfindlich.
Auswirkungen auf die Nieren
Ursache für eine Blasenentzündung sind häufig Bakterien. Die Behandlung kann sehr langwierig sein und gehört auf jeden Fall in die Hände des Tierarztes. Wird dieser nicht rechtzeitig aufgesucht, können aus dem akuten Zustand eine chronische Blasenentzündung und Auswirkungen auf die Nieren entstehen, die sich nur schwer medikamentös behandeln lassen.
Harnröhrenverstopfung
Harnröhrenverstopfung (auch häufig als FUS = Felines Urologisches Syndrom bezeichnet) ist die unter Katerbesitzern am meisten befürchtete Erkrankung. Harnsteine bzw. Harngrieß, die dazu führen, sind bei Katzen nicht selten. Verschiedene statistische Erhebungen zeigen Erkrankungszahlen zwischen 06% bis 1% der Katzenpopulation. Die Erkrankung ist nicht an Alter oder Geschlecht gebunden, allerdings erkranken am häufigsten Kater und männliche Kastraten, da ihre Harnröhre länger ist als bei weiblichen Tieren, ein kleineres Lumen besitzt und auch eine geringere Dehnfähigkeit hat. Bei erkrankten Katzen sind immer Blasensteine die Ursache der Erkrankung, während es bei Katern sowohl Harngrieß als auch Harnsteine sein können.
Meist sind es Phosphatsteine
Es gibt verschiedene Steinarten, deren Zusammensetzung sich durch chemische Analyse ermitteln lässt. In etwa 90% der Fälle handelt es sich um Phosphatsteine, einer Verbindung aus Ammonium und Magnesium, die auch als Struvit bezeichnet wird. Die Ursachen für das Auskristallisieren sind bisher noch nicht eindeutig geklärt, jedoch scheinen immer mehrere Faktoren an der Steinbildung beteiligt zu sein. Die wichtigste Ursache ist eine zu hohe Harnkonzentration. Katzen trinken im Allgemeinen weniger, als ihrem tatsächlichen Bedarf entspricht. Dadurch nimmt die Harndichte (das spezifische Gewicht des Harns) zu, die Konzentration an Elektrolyten (gelösten Salzen) im Harn erhöht sich. Ein weiterer Faktor ist der Säuregrad des Urins, der auch futterabhängig ist. Struvit entwickelt sich in alkalischem Milieu, deshalb muss der Urin sauer gehalten werden. Ein weiterer Faktor kann die Mineralstoffkonzentration des Futters sein. Magnesium und Phosphor können die Steinbildung auslösen. Des weiteren können Haltungsbedingungen indirekte Ursache sein. Verschmutzte Katzentoiletten werden nur ungern benutzt, und die Katze hält den Harn zurück, was wiederum die Steinbildung beeinflussen kann. Harnsteine und -grieß reizen die Blasenschleimhaut. Erste Anzeichen sind wie bei der Blasenentzündung häufige und erfolglose Gänge zur Katzentoilette. Wird Urin abgesetzt, ist er im Endstrahl oft blutig. Manche Katzen leiden unter solch starkem Harndrang, dass sie versuchen, auch an anderen Stellen außerhalb der Katzentoilette zu urinieren. Manchmal ist der Drang so stark, dass das Tier beim erfolglosen Pressen Kot mit absetzt. Kater belecken ständig ihren Penis, so dass dieser durch die raue Zunge Abrasionen erleidet. In einigen Fällen sind an der Penisspitze auch kleine Kristalle zu erkennen. Gleichzeitig bilden sich in der Harnröhre gelatineartige Schleimpfröpfe als Reaktion auf die Irritation und Schädigung von Blasen- und Harnröhrenschleimhaut, die die Verstopfung noch weiter verschlimmern.
Lebensbedrohliche Harnsperre
Der Zustand der Harnröhrenverstopfung ist lebensbedrohlich. Die Blase wird immer voller, aber der Urin kann nicht mehr abgesetzt werden. Die vergrößerte Blase ist tastempfindlich, und es besteht die Gefahr, dass die Blasenwand reißt. Aus einer Vielzahl von harnpflichtigen Stoffen (hauptsächlich Endprodukte des Eiweißstoffwechsels, z.B. Harnstoff oder Kreatinin), die sonst über den Harn ausgeschieden werden, jetzt aber im Blutkreislauf verbleiben, entwickelt sich innerhalb weniger Tage eine Harnvergiftung (Urämie), die die Prognose weiter verschlechtert. Eine vollständige Harnsperre wird max. 48 Stunden ertragen, danach ist sie lebensbedrohlich. Der Tierarzt narkotisiert die Katze und führt einen Katheter in die Harnröhre ein. Harngrießlösende Medikamente werden zur Spülung von Blase und Harnröhre verwendet und sollen gleichzeitig der Neubildung vorbeugen. Manchmal kann der Tierarzt auch Kristalle und Schleimpfropfen aus der Penisspitze herausmassieren und so die Verstopfung lösen. Mit Hilfe einer Ultraschallsonde, die in die Harnröhre eingeführt wird, kann Harngrieß zertrümmert werden. Mit diesen Maßnahmen kann manchmal ein komplizierter chirurgischer Eingriff (Penisamputation) vermieden werden.
Dem Rückfall vorbeugen
Da die Rückfallquote sehr hoch ist (ca. 50%), muss der Neubildung von Konkrementen vorgebeugt werden. Der Tierarzt kann entsprechende Harnsteindiäten verordnen, die als Feucht- oder Trockenfutter fertig in der Praxis erhältlich sind. Zudem gibt es verschiedene Pasten und Tabletten, die den Harn ansäuern und der Struvitbildung vorbeugen sollen. Der Besitzer muss auf regelmäßigen und täglichen Harnabsatz achten. Trinkt die Katze zu wenig, kann man ihren Durst durch das Untermischen von Kochsalz unters Feuchtfutter erhöhen (1 g auf 100 g Futter).