Nachwuchs bei Streifenhörnchen
Streifenhörnchenzucht ist extrem anspruchsvoll, denn für eine erfolgreiche Verpaarung müssen die ansonsten einzelgängerisch lebenden Tiere vergesellschaftet werden. Und das ist alles andere als einfach.
Deshalb sollten erste Zuchtversuche nur unter Anleitung eines erfahrenen Züchters stattfinden, um ernsthafte Verletzungen oder sogar Todesfälle durch Beißereien zu verhindern.
Und natürlich müssen Sie im Vorfeld überlegen, was mit dem Nachwuchs geschehen soll. Sie werden kaum Platz haben, alle Tiere später getrennt unterzubringen, was aber spätestens ab dem 3. Lebensmonat erforderlich ist. Also muss der Verbleib der Jungtiere vor einer Verpaarung geklärt werden. Wichtig ist es auch, nur gesunde Elterntiere zu verpaaren. Gerade bei den verschiedenen Farbformen kommen teilweise sehr schwache und kränkliche Exemplare vor. Diese dürfen keinesfalls verpaart werden.
Haben Sie die Frage nach der Unterbringung der Jungtiere geklärt und einen erfahrenen Züchter gefunden, der Ihnen bei der Verpaarung zur Seite steht, können Sie eine Verpaarung wagen.
Auswahl der Zuchttiere
Selbstverständlich dürfen nur Tiere zur Zucht verwandt werden, die absolut fit und gesund sind. Leider wird hier immer wieder gesündigt, weil viel Halter sich von ihren ach so süßen Lieblingen Nachwuchs wünschen, auch wenn diese nicht zuchttauglich sind. Die Folgen müssen dann die Jungtiere ausbaden, die evtl. mit Schäden geboren werden.
Gerade bei zimtfarbenen und weißen Streifenhörnchen ist es wichtig, nur kräftige und gesunde Tiere in die Zucht zu nehmen, die keinerlei gesundheitliche Einschränkungen zeigen. Verpaaren Sie niemals Farbschlag mit Farbschlag (z. B. Weiß mit Weiß), da hierbei immer wieder deutliche Gesundheitseinschränkungen auftreten, wie Taubheit oder Sehstörungen. Verantwortungsvolle Züchter ziehen die Farbschläge über spalterbige Tiere.
Geschlechtsreife und Paarung
Mit etwa elf Monaten erreichen Streifenhörnchen die Geschlechtsreife. Zwar gibt es auch Berichte über Weibchen, die schon deutlich früher Nachwuchs bekommen haben, dies ist aber unverantwortlich, da bei so jungen Muttertieren meistens Geburtskomplikationen auftreten.
Die Paarungszeit der Streifenhörnchen dauert von März bis Juni. Ist das Weibchen paarungsbereit, so gibt es oft sehr hohe und pfeifende Rufe von sich, beim Männchen sind in dieser Zeit die Hoden deutlich sichtbar. Paarungsbereite Tiere werden gegenüber deutlich friedlicher, dies gilt vor allem bei Männchen. Weibchen könne auch während der Paarungszeit aggressiv auf fremde Männchen reagieren. Am Besten testet man die Reaktionen der Tiere, indem man sie in zwei Käfigen nebeneinander stellt, bevor man die Tiere zusammenlässt.
Beim ersten Zusammentreffen flieht das Weibchen häufig vor dem Männchen und versucht, es zuerst abzuwehren. Erst nach einigen Verfolgungsjagden lässt es Kopulationsversuche zu. Während der Kopulation geben die Männchen oft knurrende und brummende Geräusche von sich.
Die Kopulation erfolgt am Boden, wobei sich das Weibchen hinkauert und seinen Schwanz in die Höhe streckt, woraufhin das Männchen auf seinen Rücken steigt.
Geburt und Entwicklung
Nach einer Tragzeit von 28 bis 32 Tagen werden nackte junge Streifenhörnchen geboren. Die Wurfgröße schwankt zwischen drei und zehn Jungtieren, der Durchschnitt liegt jedoch bei vier Jungtieren. Zu diesem Zeitpunkt ist das Weibchen wieder alleine und kümmert sich ohne Partner um die Jungenaufzucht. Die Jungen verbleiben ca. acht bis zehn Wochen bei der Mutter, bevor sie ihre eigenen Wege gehen. Mit elf Monaten sind sie selber geschlechtsreif und können sich fortpflanzen.
Geschlechtsbestimmung
Die Geschlechtsbestimmung ist bei Streifenhörnchen außerhalb der Paarungszeit nicht ganz einfach. Beim Weibchen beträgt der Abstand zwischen Harnröhrenzapfen und Afters nur wenige Millimeter, beim Männchen liegt dagegen etwa ein Zentimeter dazwischen. Während der Paarungszeit kann man beim Männchen auch gut die Hoden erkennen, was die Geschlechtsbestimmung erleichtert. Das Problem bei der Bestimmung der Geschlechter liegt darin, dass sich die Hörnchen nur ungern festhalten lassen und sich heftig wehren. Es ist deshalb dringend anzuraten, Handschuhe zu benutzen, um sich vor den Bissen der Hörnchen zu schützen.
Kompliziertes Familienleben
Wer selbst schon mal Bekanntschaft mit den scharfen Zähnen seines Streifenhörnchens gemacht hat, der weiß, welche schwere Verletzungen sich zwei Streithähne zufügen können. Und Krach ist im engen Käfig immer vorprogrammiert, sogar dann, wenn zwei Geschwister gemeinsam aufgewachsen und ins Zuhause gezogen sind. Erstes Anzeichen für Revierkämpfe ist ein scharfer Geruch, mit dem die Hörnchen ihre Ansprüche geltend machen wollen.
Während sie normalerweise für ihre Geschäfte eine möglichst versteckte Ecke suchen und sich gut an eine Minitoilette gewöhnen lassen, markieren sie absichtlich mit Harn und Kot Häuschen oder Bretter, in deren Nähe sie kein anderes Hörnchen dulden wollen. Lebt ein Pärchen unter guten Raumbedingungen zusammen, geht’s zwar auch zur Sache, aber heftig und herzlich. Der Freier bezirzt seine Braut durch artistisches Imponiergehabe und zirpende Balzlaute. Ist sie nicht bald willig (und das ist sie selten), verfolgt er sie mit einer regelrechten Brautjagd quer durchs Revier. Dabei sind die beiden nicht nur blitzschnell und schlangengleich wendig, sondern auch so auf ihr Ritual konzentriert, dass alles, was nicht niet- und nagelfest angebracht ist, von den beiden Blitz-Körpern weggeschleudert wird.
Erst nach der Hochzeit ist Ruhe und es folgen die sicherlich für uns Menschen schönsten Szenen einer Ehe. Das Männchen zeigt sich nämlich während der Nestbauphase bis zu den ersten Ausflügen der Babys umsichtig, wachsam, verteidigungsbereit und unglaublich zärtlich der werdenden Mama gegenüber. Er putzt sie, schleppt Futter an, attackiert jeden Eindringling und spielt auch Babysitter, wenn sie sich die steifen Beine vertritt. Allerdings währt der Frieden nicht lange: Große Kinder sind beiden Eltern ein Greuel und müssen umziehen. Sonst bekommen sie früher oder später die gnadenlosen scharfen Zähne ihrer Eltern zu spüren. (Ralf Sistermann)