Haltung von Steppenlemmingen

Der Wunsch nach einem Steppenlemming als Haustier ist schnell geweckt, wenn man die putzigen Tiere erstmals sieht. Um sowohl den Tieren, als auch dem Halter dauerhaft gerecht zu werden, gilt es, einige Vorüberlegungen anzustellen.

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© Daniel Schüller / steppenlemming.com

So sollten Sie vor der Anschaffung unbedingt klären, welche Anforderungen Sie an den Steppenlemming als Heimtier stellen. Denn ein Tier zu erwerben, einfach weil es "niedlich" aussieht, ist sicher der falsche Weg. 

  1. Habe ich mich ausreichend über die Ansprüche und Bedürfnisse der Steppenlemminge informiert?  
  2. Habe ich ausreichend Zeit, um mich mit den Lemmingen zu beschäftigen?  
  3. Ist mir bewusst, dass Steppenlemminge ihr Aktivitätsmaximum nachts haben?  
  4. Bin ich bereit, regelmäßig Zeit zum Reinigen des Käfigs zu investieren?  
  5. Was passiert mit meinen Steppenlemmingen im Urlaub?  
  6. Sind die Kosten für Futter, Streu und Gemüse im Haushaltsbudget eingeplant?  
  7. Bin ich bereit, die für die Behandlung eines kranken Steppenlemmings anfallenden Tierarztkosten zu tragen?  
  8. Ist mir bewusst, dass Steppenlemminge keine Kuscheltiere sind?  
  9. Bin ich bereit, mindestens zwei Steppenlemminge anzuschaffen?  
  10. Habe ich einen zweiten Käfig, um ein krankes oder verletztes Tier gesondert (Quarantäne) halten zu können?
Können Sie alle zehn Fragen mit einem klaren "Ja" beantworten, steht einer Anschaffung von Steppenlemmingen fast nichts mehr im Wege. Denn bei der Entscheidung ist auch die Meinung der übrigen Familienangehörigen zu beachten. Nur wenn diese auch mit der Anschaffung einverstanden sind, ist ein dauerhaftes friedvolles Zusammenleben gewährleistet.

Woher bekommt man Steppenlemminge?

Steppenlemminge werden als Heimtiere immer beliebter, weshalb sie inzwischen auch im Zoofachhandel angeboten werden. Zwar hat nicht jede Zoohandlung Steppenlemminge im Angebot, aber zumindest die auf exotische Kleinsäuger spezialisierten Geschäfte bieten sie regelmäßig an oder können sie auf Wunsch besorgen. Am besten kauft man die Tiere aber direkt beim Züchter. Neben einer ausführlichen und sachkundigen Beratung, die auch in guten Zoofachgeschäften gewährleistet ist, kann man sich beim Züchter zusätzlich die bisherigen Haltungsbedingungen der Tiere anschauen. Dabei fällt meist so mancher Tipp für die eigene Haltung ab, wovon vor allem Neulinge in der Lemminghaltung profitieren. Da Lemmingzüchter aber nur selten in der direkten Nachbarschaft wohnen, muss man manchmal einen weiteren Anfahrtsweg in Kauf nehmen.  Den Kontakt zu einem Züchter erhält man z. B. über das Internet oder über die Kleinanzeigen in Fachzeitschriften. Eine weitere Kontaktmöglichkeit sind die inzwischen bundesweit stattfindenden Tierbörsen. Hierbei handelt es sich meist um Terrarienbörsen, auf denen auch exotische Kleinsäuger angeboten werden. Die Börsen bieten eine gute Gelegenheit, mit Gleichgesinnten zu fachsimpeln und nicht nur die Steppenlemminge sondern auch artgerechtes Zubehör zu erwerben.

Steppenlemminge aus dem Tierheim

Mit der zunehmenden Beliebtheit von Steppenlemmingen als Heimtier kommt es leider auch dazu, dass "unbequem" gewordene Tiere im Tierheim landen. Noch ist dies zwar eher selten, dennoch sind in einigen größeren Tierheimen inzwischen immer wieder auch Steppenlemminge zu finden. Es lohnt sich also, auch einmal dort nachzufragen, wenn Sie sich Lemminge anschaffen wollen. Auf diese Weise erhalten Sie nicht nur neue Mitbewohner, Sie sorgen gleichzeitig dafür, dass die Tiere ein tiergerechtes Leben führen können. Denn gerade Steppenlemminge, die sehr lärmempfindlich sind, leiden unter den Bedingungen im Tierheim sehr. Auch der Blick in den Anzeigenteil der lokale Zeitung hilft manchmal bei der Suche nach Steppenlemmingen, da auch hier ab und an Tiere angeboten werden. Oft sind dies ältere Tiere, die aus verschiedensten Gründen abgegeben werden. Mit dem Erwerb dieser Tiere können sie eventuell verhindern, dass sie im Tierheim landen.

Die Auswahl der Tiere

Bevor sie einen Steppenlemming kaufen, sollten sie unbedingt seinen Gesundheitszustand überprüfen. Hier hilft oftmals schon der erste Eindruck des Geheges bzw. der Verkaufsanlage. Muffig riechende Einstreu oder starke Verunreinigungen sind ein Warnsignal. In einem solchen Fall sollten Sie von einem Kauf Abstand nehmen. Achten sie auch darauf, ob die Tiere ausreichend mit frischem Futter und Wasser versorgt sind. Lassen Sie sich ausführlich beraten. Sowohl seriöse Zoofachhändler als auch seriöse Züchter beantworten Ihnen ihre Fragen gerne und ausführlich. Auch der Umgang des Anbieters mit den Tieren ist ein wesentlicher Fingerzeig. Stresst er die Tiere, indem er ständig in das Gehege fasst, um sie zu präsentieren oder lässt er sie weitestgehend in Ruhe? Stress macht Steppenlemminge extrem krankheitsanfällig. Nachdem Sie diese Punkte geklärt haben, sollten Sie die in Frage kommenden Tiere aus einiger Entfernung beobachten. Sind sie lebhaft oder laufen sie verstört umher bzw. liegen apathisch herum? Dabei dürfen sie aber niemals die Tageszeit aus dem Auge verlieren. So ist es für gesunde Steppenlemminge durchaus normal, dass sie tagsüber hauptsächlich schlafen. Ist schließlich ein Tier in die engere Auswahl genommen, gilt es nun, das Tier einem gründlichen Gesundheitscheck zu unterziehen. Gesunde Tiere haben klare Augen und ein glänzendes Fell, die Afterregion ist trocken und nicht mit Kot verschmiert. Der Steppenlemming darf auch nicht so dünn sein, dass die Knochen deutlich hervorstehen, da es sich dann entweder um ein erkranktes oder ein sehr altes Tier handelt. Auch Felllücken sind ein weiterer Hinweis auf ein hohes Alter oder eine Erkrankung bzw. Parasiten.

Das richtige Alter

Haben sie sich für ein Tier entschieden, sollten Sie noch dessen Alter erfragen. Erwerben Sie keinen Steppenlemming, der jünger als 6 Wochen ist, da in diesem Alter die Sozialisation noch nicht abgeschlossen ist, was zu Problemen beim Umgang mit anderen Steppenlemmingen führen kann. Schlimmstenfalls entwickelt sich ein solches Tier zu einem Einzelgänger, welcher sich mit keinem anderen Lemming vergesellschaften lässt. Die immer wieder geäußerte Befürchtung, dass Weibchen über 6 Wochen bereits trächtig sind, ist in vielen Fällen unbegründet. Seriöse Verkäufer werden Ihnen für diesen Fall aber anbieten, die Jungtiere später aufzunehmen. Aufgrund der geringen Lebensdauer sollten Sie auch keinen Steppenlemming erwerben, der älter als 1,5 Jahren ist, da Sie sonst nur sehr kurze Zeit Freude an ihrem neuen Hausgenossen haben werden.

Als letzten Test vor dem Erwerb können sie den ausgewählten Steppenlemming vorsichtig in die Hand nehmen. Im Normalfall wird er versuchen, sich diesem Zugriff durch Flucht zu entziehen. Tut er dies nicht und versucht Sie zu beißen, sollten Sie dieses Tier nicht erwerben, da es diese Bissigkeit wahrscheinlich nie ablegen wird. Steppenlemminge können trotz ihrer geringen Größe sehr schmerzhaft beißen. Und denken Sie stets daran – ein Lemming ist kein Lemming. Erwerben Sie immer mindestens zwei Tiere. Erwerben Sie niemals ein Tier aus schlechter Haltung aus Mitleid, da der Verkäufer dieses meist sehr schnell durch ein Neues ersetzt. Auf diese Weise unterstützen sie nur unseriöse Verkäufer. (Ralf Sistermann)

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