Aufzucht bei Zwergkrallenfröschen
Zwergkrallenfrösche paaren sich häufig, es gibt also immer neue Gelegenheiten, eigene Nachzuchten aufzuziehen und in die bestehende Gruppe zu integrieren. Nicht nur für Kinder ein unvergessenes Erlebnis.
Die Kinderstube
Die Eltern fressen die Eier und auch die winzigen Schlüpflinge gern, daher wird der Nachwuchs selten groß, wenn er im elterlichen Aquarium verbleibt. Die Aufzucht in einem separaten kleinen Aquarium ist recht unkompliziert, dennoch werden von den vielen Eiern nur wenige tatsächlich junge Frösche. Der Erfolg hängt letztlich von der guten Futter- und Wasserqualität sowie von der Temperatur ab.
Die Kinderstube ist schnell hergerichtet: Ein sog. Mini-Aquarium oder eine helle Plastikbox mit einem Fassungsvermögen von drei bis sechs Litern Wasser sind bestens geeignet. Bodengrund ist nicht unbedingt erforderlich, es handelt sich ja um ein Aquarium auf Zeit. Wichtig sind einige dichte Bündel Pflanzen – gut eignen sich z.B. Wasserpest und/oder Moosbälle. Um die Nitratbelastung niedrig zu halten, lässt sich gut ein bewurzelter Ableger der Efeutute mit hineinstellen. Den tierischen Säuberungstrupp stellen die winzigen Wasserschnecken oder auch kleine Apfelschnecken. Die Winzlinge mögen es warm, eine Temperatur von 25 bis 26° C ist optimal. Ein Filter ist nicht notwendig, er würde die künftigen Frösche einsaugen. Im Sommer bietet eine Fensterbank ausreichend Wärme und Licht, gegen direkte Sonne muss jedoch Abhilfe geschaffen werden. Einige Grünalgen bieten zusätzlich Unterschlupf. Etwas freier Raum im Wasser ist hilfreich, er ermöglicht nicht nur die Beobachtung der Kleinen, sondern erleichtert auch den notwendigen Wasserwechsel. Der lässt sich bequem bei Bedarf mit einem Becher o.ä bewerkstelligen.
Das Wasser stammt zu gut zwei Dritteln aus dem elterlichen Aquarium, der Rest ist Frischwasser. Mit ausreichend Pflanzen sowie vorsichtiger Fütterung hält sich das biologische Gleichgewicht ganz gut im leicht sauren Bereich.
Ein weiterer unschätzbarer Vorteil, die Aufzucht während der warmen Jahreszeit zu probieren: Natürliche Gewässer sind voll mit Kleinstlebewesen – die perfekte Nahrung für die Nachzucht. Wer also die Möglichkeit dazu hat, sollte dieses Wasser nehmen. Außerdem fällt ja auch reichlich an Lebendfutter für die erwachsenen Frösche mit an. Jetzt können die abgelaichten Eier z.B. mit einem Teesieb aus Kunststoff abgeschöpft und ins Aufzuchtaquarium entlassen werden.
Die ersten drei bis vier Wochen
Es ist immer wieder erstaunlich zu beobachten, wie aus kleinen Punkten erst Embryos, dann Kaulquappen und schließlich winzige, vollständige Zwergkrallenfrösche werden. Je nach Temperatur dauert die Entwicklung etwa drei bis vier Monate.
Die schmalen und länglichen Embryos schlüpfen nach ein bis drei Tagen. Sie ernähren sich zunächst von ihrem Dottersack und halten sich in der Vegetation auf. In dieser sog. "Kommaphase" sind sie auch durch ihre Unbeweglichkeit gut vor Räubern geschützt, denn in der Natur stellt niemand ein separates Aufwuchsaquarium zur Verfügung. Sie atmen mittels Kiemen; Pflanzen sind also für eine ausreichende Sauerstoffversorgung wichtig. Nach wenigen Tagen werden sie zu richtigen Kaulquappen und halten sich besonders an der Wasseroberfläche auf.
In den ersten Wochen können die Kleinen in menschlicher Obhut von Infusorien, Staubfutter sowie mit Babynahrung und Vitaminen für carnivore Fische ernährt werden. Optimal sind zwei bis drei Liter Wasser aus einem natürlichen Gewässer, das nach einigen Tagen zum Teil gewechselt wird, um eine gesunde Rundumversorgung besonders der Kleinsten zu gewährleisten. Das Wasser im Aufzuchtaquarium wird dadurch außerdem weniger belastet. Alternativ dazu kann Lebendfutter auch separat gezüchtet oder gekauft werden.
In dieser Zeit fällt ein beidseitig metallisch schimmernder Fleck auf den Kaulquappen auf, er dient vermutlich der Tarnung. Neben dem allgemeinen Wachstum verändert sich leicht die Kopfform, und eines Tages sind die Augen beweglich. Wenn nach etwa vier bis sechs Wochen die Hinterbeinstummel zu sehen sind, verschwindet der metallische Fleck.
Die Metamorphose
So langsam kann den Kaulquappen in winzigen Mengen direkt kleinteiliges Frostfutter angeboten werden, wie z.B. Cyclops (Hüpferlinge). In den nächsten Wochen bilden sich Stück für Stück die zunächst noch unbeweglichen Hinterbeine aus. Nach Bildung der Knie und bei den ersten Bewegungsübungen sind dann Schwimmhäute zwischen den Zehen erkennbar. Die typischen drei Zehenkrallen sind bei den Kleinen noch weiß. Nach einigen weiteren Tagen sind die Beine getrennt beweglich. Lebendfutter ist weiterhin wichtig, doch das Interesse steigt weiter an Frostfutter (zerkleinerte Rote Mückenlarven werden gern genommen).
Sind die Hinterbeine fertig entwickelt, gibt es einen ordentlichen Wachstumsschub, bei dem der Körper der Kaulquappen länglicher wird. Nach gut zwei Monaten werden die Beine auch benutzt, die Kleinen halten sich verstärkt am Boden auf und bilden den froschtypischen Tagesrhythmus aus. Ausgesprochen schnell bilden sich jetzt die Vorderglieder innerhalb weniger Tage. Der Kopf formt sich froschähnlicher; bis dahin erinnert die Form an Fische. Das Schwimmverhalten bessert sich zusehends. Sehen die Kleinen schließlich aus wie kleine Frösche (1 cm) mit Schwanz, sieht man sie plötzlich wie die großen an der Wasseroberfläche Luft holen – die Metamorphose ist geschafft. Aus Kiemenatmern sind Lungenatmer geworden.
In der letzten Woche streckt sich das Maul noch etwas, der Schwanz wird als letzte Energiespritze innerhalb von zwei bis drei Tagen völlig absorbiert. Bei einigen Jungfröschen lässt sich ein Punkt unter den Achseln ausmachen: die Männchen. Alle fressen mittlerweile Frostfutter und sind nun bereit, mit den Erwachsenen in einer Gruppe zu leben. (Annette Berkelmann)