Das Zwerghühner-ABC

Von A wie achtzig bis hundert verschiedene Zwerghuhnrassen über L wie das Legen von Eiern bis Z wie zehn Quadratmeter als optimale Auslauffläche. Hier erfahren Sie alles rund um Zwerghühner.

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Bantams nannten die passionierten englischen Züchter früher alle Zwerghuhnrassen.© Image courtesy of jiggoja at FreeDigitalPhotos.net

Achtzig bis hundert verschiedene Zwerghuhnrassen scharren in Deutschland, weltweit mehr als hundert. Die eine Gruppe besteht aus verzwergten, d.h. kleiner gezüchteten großen Rassen und die andere aus den eigentlichen Zwerghühnern, die es nur im Kleinformat gibt. Vor allem an den Fürstenhöfen Asiens war das Züchten von Zwerghühnern beliebt. In Europa engagierten sich zuerst die englischen Adligen dafür: Sie hatten Muße für die Zucht.

Bantams nannten die passionierten englischen Züchter früher alle Zwerghuhnrassen. Dabei hießen nur die Nachzuchten der Hühner von den Sunda-Inseln in Deutschland so – gemeinsam mit der indonesischen Hafenstadt Bantam. Bantamisieren war ein anderes Wort für das Verzwergen von Rassen.

Cockpit hieß in England früher die Arena der Hahnenkämpfe, die auch bei Adligen und Majestäten ein beliebter Sport waren. In Europa sind Hahnenkämpfe seit über 2000 Jahren bekannt, in China und Indien noch länger. In Griechenland weihte man Kampfhähne der Göttin Pallas Athene, persische und später gallische Krieger führten den Hahn wegen seiner Tapferkeit und Wachsamkeit als Feldzeichen mit. Bei uns ist der Hahnenkampf seit dem letzten Jahrhundert verboten.

Der Verband der Zwerghuhnzüchter-Vereine (VZV) im Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter (BDRG) informiert über alles rund um Zwerghühner und gibt auch gerne Auskunft.

Einzelhaltung ist möglich, aber grausam. Die sehr sozialen Tiere brauchen Körperkontakt, vor allem nachts und sind gut in kleinen Gruppen von etwa fünf Tieren zu halten.

Fünfhundert Gramm bis 1,4 Kilogramm wiegt so ein Zwerghuhn im Gegensatz zu den schweren großen Verwandten mit bis über 5 Kilo. Es ist auch um mehr als die Hälfte kleiner als die Großrassen.

Grüne Eier legen von allen Hühnerrassen nur die schwanzlosen Zwerg-Araucaner und ihre großen Brüder, die südamerikanischen Araucaner.

Was ist eigentlich Hudern?

Hudern nennt man die geduckte Hockstellung, bei der die Küken bei Regen und Kälte Deckung und Wärme unter Mamas leicht gesenkten Flügeln suchen, weil bei den feinen Daunen der Küken generell die Temperaturregulierung noch nicht ausgebildet ist. Glucken sind sprichwörtlich fürsorglich, bis die Küken mit acht Wochen allein zurechtkommen. Sie zeigen den Kleinen die Nahrung, zerkleinern sie und bringen ihnen bei, wie man richtig scharrt. Trinken müssen die Kleinen nicht lernen – dank eines Reflexes picken sie nach allem, was glitzert, wie zum Beispiel Tau- und Regentropfen.

In der Wirtschaftshühnerzucht und auf den meisten Bauernhöfen "arbeiten" die großen Geflügelrassen als Fleisch- und Eierlieferanten. Die dekorativen Zwerghühner werden dagegen nur von wahren Liebhabern gehalten.

Je nach Rasse und Seltenheit kosten Zwerghuhn-Küken von drei Euro aufwärts. Das geht bis zu seltenen Phantasiepreisen von mehreren hundert Euro pro Zwerghuhn für Liebhaber – doch das sind Ausnahmen für ganz rare Rassen. Für Futter muss man pro Huhn im Jahr etwa 30 bis 50 Euro hinlegen.

Körperpflege ist wenig aufwendig, die Vögel halten ihr Gefieder selbst in Ordnung. Wichtig ist für sie die Möglichkeit zum täglichen, ungestörten und entspannenden Staubbad in einer schönen Sandkuhle.

Gegen Federlinge (Läuse) und die seltenere rote Vogelmilbe gibt es Puder. Die Milbe sitzt allerdings nicht am Tier selber, sondern lauert heimtückisch in den Stallritzen. Für die Hygiene ist es besser, wenn Kotbrett und Sitzstangen des Hühnerstalls täglich gereinigt werden.

Wie viele Eier legen Zwerghühner im Jahr?

Legen können Zwerghühner zwischen 80 und 180 Eier im Jahr. Ihre armen Verwandten, die großen Geflügelrassen in den Legebatterien kommen unter drastischen Bedingungen auf über 360 Stück.

Mischfutter gibt es fertig für alle Altersgruppen von Hühnern zu kaufen. Leider lauern darin häufig Zusätze wie Antibiotika und Vitamin K3. Für den menschlichen Verzehr bei uns verboten, gelangen sie wie Pestizidrückstände über importiertes Getreide auch in hiesige Hühnermägen und Eier. Man kann die Zwerge allerdings leicht selber versorgen: Sie sind unkomplizierte Esser und mögen Getreideschrot, Getreidemischfutter, Körner-Brötchen (nur ohne Schimmel), gekochte Kartoffeln und Nudeln, Äpfel und anderes Obst, Gurken, Holunder- und andere Wildbeeren, Kürbis, geraspelte Möhren und Würmer aus dem Garten.

Natürliches Entgiftungsmittel gegen viele Schimmelpilze, die über das Getreide aufgenommen werden, ist die Vitamin K1-haltige kleingehackte Brennnessel.

Ohrmuscheln haben Zwerghühner zwar nicht, hören aber trotzdem fabelhaft. Sie kommunizieren mit vielen verschiedenen Lautäußerungen – vom Kükenpieps bis zum Warn- oder Angstruf. Der Wortschatz der Haushühner ist dabei wesentlich größer als der ihrer wilden Vettern – z.B. gackern sie nach der Eiablage. Das Wildhuhn dagegen schweigt: Es würde sonst dem Feind seinen Standort verraten.

Prägung findet in den ersten Stunden nach dem Schlüpfen der Küken statt. In dieser Zeit sollten die Kleinen nicht von der Mutter getrennt werden, sonst verpassen sie den wichtigen Zeitraum, um Artgenossen und Umgebung kennenzulernen und damit vertraut zu werden. Auch die Glucke muss sich an ihre Küken gewöhnen. Fremde untergeschobene Jungtiere können totgepickt werden.

Quarantäne ist eine gute Idee, wenn Neuankömmlinge dazukommen. Vierzehn Tage sollten sie separat gehalten werden, damit keine Krankheit auf die anderen Tiere übertragen wird.

Gibt es eine Rangordnung?

Rangordnung ist von der Körpergröße abhängig – und vom schönsten Kamm, auch bei den Mädels. Verändert er sich irgendwie, wird die Trägerin den anderen fremd und angegriffen. Schon mit zwei Wochen beginnen spielerische Hackeleien, ab der Geschlechtsreife (ca. ein halbes Jahr) ist der Kampf um den Platz in der Hackordnung gelaufen. Die Hierarchie wird auch durch Rangordnungskämpfe neu festgelegt, wenn ein Mitglied der Herde krank wird, herausgenommen wird oder ein neues dazukommt. Auch ein Junghahn in einer erwachsenen Hennenschar muss sich erstmal durchsetzen und zu seinem Spitzenplatz aufsteigen. Doch man kann Hennen auch ohne Hahn halten.

Selten und besonders kostbar sind unter den Zwerghuhnrassen die Ruhlaer Zwergkaulhühner ohne Schwanz, die weißgesichtigen Zwerg-Spanier, Eulenbarthühner, Teufelshühner mit rotem Gesicht und "Hörnern" und die völlig flugunfähigen Seidenhühner mit dem kunstvoll zerschlissenen Federkleid.

Trinkwasser, in das zweimal wöchentlich Zwiebeln und Knoblauch geviertelt werden, schützt vor Würmern, verschiedenen Parasiten und stärkt die körpereigene Abwehr. Das Gemüse bleibt ca. drei Tage im täglich gewechselten Wasser und wird täglich kurz gereinigt. Übrigens: Einmal im Jahr ist eine Wurmkur angesagt.

Urahn unserer Haushühner ist das Bankivahuhn, das bis heute im indischen Dschungel und angrenzenden südöstlichen Gebieten scharrt: Bis zu 4000 v. Christus datieren die Knochenfunde des Haushuhns aus China und Indien. Chinesische Herrscher holten sich um 1400 vor Christus Kampfhühner aus Nordindien. In Ägypten verehrte man die Hähne, weil sie morgens den Sonnengott ankündigten. Im Land am Nil züchtete man bereits in großen Brutöfen Küken. Es waren auch die Ägypter, die mit anderen das Haushuhn nach Südeuropa exportierten. Die Römer schätzten es als Fleischlieferant, Kämpfer und Kultobjekt: Aus dem Krähen wurde zum Beispiel der Verlauf einer Schlacht vorausgedeutet. Der Siegeszug des Huhnes war unaufhaltsam: Griechen, Römer, Kelten schätzten ihr Frühstücksei – und seit etwa 500 Jahren auch die Amerikaner.

Wiege der Hühnerzucht sind China und der ostasiatische Raum. In Europa begannen Liebhaber erst im 19. Jahrhundert mit der Zucht der Rassehühner und ihrer Zwergformen: Äußere Merkmale zu erhalten wurde wichtiger als Fleisch- oder Legeleistung. 1852 begann in Görlitz der erste Geflügelzuchtverein auf dem europäischen Kontinent, nach Standards, das heißt festgelegten Erscheinungsformen, zu züchten.

Zehn Quadratmeter ist der optimale Auslauf. Die ideale Vorgabe scheitert jedoch meist in der Praxis. Rasen ist ideal und ein guter Indikator – wenn die Narbe kaputt gescharrt ist, bedeutet das, es werden zu viele Hühner auf dieser Fläche gehalten. Zu große Herden sind wenig sinnvoll, denn bei mehr als 30 Hühnern fällt es den Mitgliedern schwer, sich an den Platz einzelner in der Rangordnung zu erinnern und ständige Hierarchiekämpfe stören den Frieden – allerdings nur im Freilauf mit viel Platz. Bei Massentierhaltung verschwindet bei eingeschränktem Raum jede Individualität in der Masse und damit auch die Rangordnung.

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