Steppenschildkröte

Unbedingte Voraussetzung für eine erfolgreiche Nachzucht der Steppenschildkröte ist eine lange und sehr kalte Überwinterung in Anlehnung an ihr heimatliches Temperaturregime. Erfahren Sie im Steckbrief Details zu Aussehen, Nachwuchs, Lebensweise, Ernährung und Haltung der Steppenschildkröte.

Steckbrief Steppenschildkröte
Bei zu trockenen, heißen Jahren verharren Steppenschildkröten mitunter über mehrere Jahre in ihren Höhlen.© Joachim Neumann / Fotolia

Steckbrief

  • Körperlänge: Panzerlänge bis 28 cm
  • Lebenserwartung: über 60 Jahre
  • Verbreitung: Iran, Afghanistan, mittelasiat. Republiken Russlands, Pakistan, nordwestl. China
  • Lebensraum: Halbwüsten und Steppengebiete
  • Lebensweise: einzelgängerisch, graben Wohnhöhlen
  • Artbestand: gefährdet laut EU-Artenschutz- verordnung, WA Kategorie B

Systematik

  • Klasse: Reptilien (Kriechtiere)
  • Ordnung: Testudines (Schildkröten)
  • Familie: Testudinidae (Landschildkröten)
  • Gattung: Testudo (Europäische Landschildkröte)
  • Art: Testudo horsfieldii (Steppenschildkröte)

Aussehen

Die Steppenschildkröte (auch Vierzehenlandschildkröte oder Russische Landschildkröte genannt) ist vom Panzer her oval, beinahe rund gebaut. Auffällig sind der extrem glatte, relativ flache Panzer und die starke Beschuppung der Vorderbeine. Im Unterschied zu südeuropäischen Landschildkröten weisen die Vorderbeine die namensgebenden vier Zehen auf, während alle anderen Arten fünf Krallen besitzen. Große Weibchen können ein Gewicht von bis zu 2 kg erreichen. Die Männchen bleiben deutlich kleiner als die Weibchen und haben einen längeren und dickeren Schwanz als diese, der in einem Hornnagel endet.

Nachwuchs und Aufzucht

Unbedingte Voraussetzung für eine erfolgreiche Nachzucht der Steppenschildkröte ist eine lange und sehr kalte Überwinterung in Anlehnung an ihr heimatliches Temperaturregime. Nach dem Zusammensetzen der Paare versucht das Männchen sofort aufzureiten und die Kopula zu vollziehen. Bei gelungener Paarung legt das Weibchen nach ca. fünf Wochen ein Gelege von drei bis fünf Eiern (teilweise darüber) in eine Grube, die es mit den Hinterbeinen gräbt. Bei etwa 30° C und einer Luftfeuchte von 70 bis 80 Prozent beginnen die Jungtiere nach 60 bis 80 Tagen zu schlüpfen, d. h. sie beginnen, die Eischale mit ihrer Eischwiele (ähnlich dem Eizahn bei anderen Reptilien und Vögeln) aufzubrechen. Meist bleiben sie noch ein bis zwei Tage im Ei, sodass beim eigentlichen Schlupf der Dottersack vollständig resorbiert ist. Die Aufzucht erfolgt in gut beleuchteten Terrarien und, wenn es die Witterung erlaubt, in Freilandhaltung.

Lebensweise und Verhalten

In der Natur benutzen die Schildkröten tiefe Wohnhöhlen, die sie teilweise selbst graben, aber auch von Nagern, sozusagen in Untermiete, übernehmen. So werden die extremen Temperaturschwankungen ausgeglichen. In klimatisch besonders harten Jahren sind die Schildkröten ausschließlich in den Frühlingsmonaten aktiv und gehen dann aus der Trockenruhe nahtlos in den Winterschlaf über. Die Tiere gehen nur dann auf Nahrungssuche, wenn sie spüren, dass es sich lohnt. Sie leben einzelgängerisch und vertreiben Rivalen erbittert, was nicht zuletzt aus der Nahrungsknappheit resultiert.

Kommunikation und Sinnesleistungen

Schildkröten sind taub, können aber durchaus tiefe Töne schwingungsmäßig wahrnehmen. Fußtritte beispielsweise werden schon auf größere Entfernungen registriert. Ihr Gesichtsfeld ist gut ausgebildet, potenzielle Nahrung wird über weite Entfernung wahrgenommen. Wahrscheinlich verfügen sie auch über einen guten Geruchssinn, entsprechende Versuche weisen darauf hin. Interessant sind die pfeifenden Geräusche, die die Männchen beim Aufreiten während der Paarung von sich geben. Manche Weibchen imitieren dieses Verhalten und werden somit mit männlichen Tieren verwechselt.

Ernährung

Als Nahrung dienen jegliche Arten von Kräutern, Grünzeug und Blüten, allerdings wird auch trockene Nahrung wie Heu akzeptiert. Mittlerweile gibt es auch eine Reihe von Fertigfutter, das trocken oder angefeuchtet aufgenommen wird. Wichtig sind viele Ballaststoffe und wenig Eiweiß. Steppenschildkröten nehmen fast nie tierische Nahrung zu sich. Die klassische Kopfsalatfütterung sollte der Vergangenheit angehören.

Haltung

Zumindest teilweise, aber immer wenn das Wetter es erlaubt, sollten Steppenschildkröten im Freien gehalten werden. Wichtig ist dabei, an einen trockenen, zugfreien Unterschlupf zu denken, ein Frühbeet leistet hier gute Dienste. Viele Terrarianer halten diese Schildkröten ganzjährig im Freien, dabei muss auf eine frostfreie und nagersichere Winterschlafgelegenheit geachtet werden. Desgleichen muss die extreme Grabfähigkeit der Tiere bei der Umzäunung beachtet werden. Wenn Zimmerhaltung unausweichlich ist, muss auf starke UVB-Strahlung und große Temperaturschwankungen geachtet werden. Grabfähiger Bodengrund und enge Versteckmöglichkeiten sind in jedem Fall anzubieten.

Hätten Sie's gewusst?

Bei zu trockenen, heißen Jahren verharren Steppenschildkröten mitunter über mehrere Jahre in ihren Höhlen, die bis zwölf Meter lang und bis über fünf Meter tief sein können.

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