Welpen-Razzia: 853 Hunde aus Höllenzuchten gerettet
Bei einer Razzia wurden 853 Hunde und Welpen aus illegalen Massenzuchten befreit. Die Tiere sollten auch nach Deutschland verkauft werden.
Der illegale Handel mit Hundewelpen floriert – er ist ein lukratives Geschäft auf Kosten der Tiere. In industriellem Maßstab werden Welpen gezüchtet, über Grenzen hinweg geschleust und im Ausland gewinnbringend verkauft. Nun ist der slowakischen Polizei ein bedeutender Schlag gegen dieses System gelungen: Die Umweltpolizei deckte den bisher größten Fall illegaler Hundezucht in der Geschichte des Landes auf.
Im Rahmen der „Operation Claw“ durchsuchten Einsatzkräfte in den Bezirken Prievidza und Partizánske drei Grundstücke und entdeckten dort 853 Hunde und Welpen, die illegal gezüchtet wurden. „Die Tiere waren für den Verkauf in Italien, Deutschland und Belgien vorgesehen. Darunter befanden sich unter anderem Cocker Spaniel, Spitze, Pudel, Malteser, Yorkshire Terrier sowie Mischlinge“, hieß es in einem offiziellen Statement der Polizei auf Facebook
305 Hunde in einem einzigen Wohnhaus entdeckt
Zwei Bauernhöfe in den Ortschaften Malá Čausa und Bystričany sowie ein Wohnhaus wurden durchsucht. Allein in dem Wohnhaus lebten 305 Hunde – unter katastrophalen Bedingungen. Sie fristeten ihr Dasein in engen Käfigen, mit kaum Licht – lediglich eine kleine Lampe beleuchtete den Raum. Viele Tiere waren unterernährt, wie ein Video der Polizei dokumentiert.
„Angesichts des Ausmaßes der Aktion und der Anzahl der lebenden Tiere handelt es sich um die größte Maßnahme gegen illegale Hundezucht in der Geschichte der Slowakischen Republik“, teilte die Polizei weiter mit.
Die Slowakei zählt gemeinsam mit Polen, Ungarn und Rumänien zu den Ländern mit den meisten sogenannten Hundevermehrern in Europa. Diese Zuchtbetriebe betreiben eine rücksichtslose Massenproduktion von Welpen, die häufig viel zu jung in andere EU-Länder ausgeführt werden – legal oder illegal. Beliebte Zielländer sind unter anderem Deutschland, Österreich und Italien.
Tiere als Produktionsmittel missbraucht
Tierschutzverbände warnen seit Jahren vor diesen Zuständen. Die aktuelle Polizeiaktion sprengt jedoch alle bisherigen Dimensionen. Martin Chudý, Leiter der Veterinärbehörde, sagte gegenüber der Zeitung „SME“: „Bei einem der Züchter wurde eine große Zahl an Hunden sichergestellt, die für den Export bestimmt waren. Leider gibt es in der Slowakei sogenannte Züchter, die Tiere nur als Produktionsmaschinen betrachten.“
Obwohl die Behörden zunehmend gegen illegale Zuchtstätten vorgehen, ist die Nachfrage ungebrochen. Besonders kleine Rassen wie Pudel oder Cavalier King Charles Spaniel sind in Westeuropa äußerst begehrt. Laut Chudý erzielen einzelne Tiere Verkaufspreise zwischen 500 und 1.000 Euro.
Behörden und Anwohner im Unwissen
Zur Höhe der möglichen Strafen für die Betreiber äußerte sich die Polizei bislang nicht. Die geretteten Hunde wurden auf verschiedene Tierheime in der Umgebung verteilt. Die Tierschutzorganisation „Sloboda zvierat“ rechnet mit einem hohen Pflegeaufwand sowie enormen Kosten und logistischen Herausforderungen für die Versorgung der Tiere.
Der Bürgermeister von Malá Čausa, Jozef Krpelan, zeigte sich schockiert. „Wir erfuhren erst über die Medien von der Zuchtanlage. Der Besitzer war bei uns nur als Halter einiger weniger Hunde bekannt – eine größere Zucht war uns nicht bekannt“, erklärte er gegenüber „Radio Slowakia international“. Der Mann sei kein Dorfbewohner, sondern Besitzer eines Gebäudes auf dem Gelände einer ehemaligen landwirtschaftlichen Genossenschaft.
Auch Nachbargemeinden überrascht
„Es gab keinerlei Beschwerden. Der Mann galt als freundlich und unauffällig. Wir hatten nie Probleme mit ihm“, so Krpelan weiter. Auch vor der Polizeiaktion sei er nicht informiert worden: „Ich bemerkte lediglich verstärkte Polizeipräsenz, kannte aber den Hintergrund nicht.“
Ähnlich äußerte sich Filip Lukáč, Bürgermeister von Bystričany bei Nováky: Auch dort sei die Existenz der Zuchtstation unbekannt gewesen. „Wir haben erst aus dem Fernsehen erfahren, dass unsere Gemeinde betroffen ist. Sobald wir mehr wissen, werden wir Stellung nehmen“, sagte Lukáč.
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Quellen: