Meeresschildkröte
Bestandsgröße: unbekannt, da die Zahl der Tiere auf offener See nicht bestimmt werden kann; nur die Anzahl der Weibchen an den Niststränden kann geschätzt werden.
Wer heutzutage beim Tauchgang das Glück hat, einer Meeresschildkröte zu begegnen, kann anschließend von einem Treffen mit einem Urzeitwesen berichten: Denn die Meeresschildkröten gibt es so, wie wir sie heute kennen, bereits seit etwa 225 Millionen Jahren. Sie haben seither alle Erdzeitalter mühelos überlebt - bis vor etwa 120.000 Jahren der Mensch und damit einer ihrer gefährlichsten Feinde die Weltbühne betrat.
Auch wenn keine genauen Bestandszahlen zur Verfügung stehen, gibt es verschiedene Anhaltspunkte, die zeigen, wie stark bedroht Meeresschildkröten sind. Die Beobachtungen der Niststrände beispielsweise zeigen häufig eine sehr deutliche Abnahme nistender Weibchen. Wo früher Hunderte Tiere zur Eiablage an den Strand kamen, sind es heute nur noch einige wenige. Anhand der langjährigen Dokumentation an Niststränden ist ersichtlich, dass zum Beispiel die Population der Lederschildkröten im Ostpazifik in den zurückliegenden 20 Jahren um fast 90 Prozent zurückging. Auch die geschätzte Anzahl an Tieren, die sich jährlich in Netzen und Langleinen der kommerziellen Fischerei verfangen, ist alarmierend hoch. So landen etwa 50.000 Lederschildkröten pro Jahrals ungewollter Beifang an den Langleinen der Fischerei-Industrie.
Nur die Grüne Meeresschildkröte ernährt sich rein pflanzlich, und zwar von Seegras. Die restlichen Meeresschildkröten fressen hauptsächlich Quallen, Krebse, Weichkorallen, Muscheln und Tintenfische sowie Seeigel und Seegurken. Immer häufiger werden ihnen die im Meer treibenden Plastiktüten zum Verhängnis, die sie von den Quallen, ihren Beutetieren, nicht unterscheiden können. Die Ansammlung von unverdaulichen Kunststoffen im Darm kann tödlich sein.
Die Unechte Karettschildkröte, die Grüne Meeresschildkröte und die Pazifische Bastardschildkröte werden von der Weltnaturschutzunion IUCN als "stark gefährdet" in der Roten Liste geführt. Drei weitere Arten, die Echte Karettschildkröte, die Kemp’s Bastardschildkröte und die Lederschildkröte, sind bereits "vom Aussterben bedroht". Alle Meeresschildkröten sind im Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES im Anhang I gelistet und somit vom kommerziellen internationalen Handel ausgeschlossen.