Tierschutz

Erste Hilfe für Jungvögel - Teil 2

Aufzucht von Jungvögeln bedeutet Verantwortung. Denn es gibt einiges zu beachten, wenn Sie die verwaisten Tiere zu sich holen. Die richtige Fütterung spielt dabei eine große Rolle.

Jungvögel pflegen - Teil 2
Wer ein Vogelkind aufziehen will, muss vor allem sehr viel Zeit haben.© Gabriela Neumeier/pixelio.de

Das Küken braucht eine Wärmequelle

Auch hier ist eine äußere Wärmequelle (60/80-Watt-Infrarotstrahler oder 60/100-Watt-Glühbirne) nötig, wenn Sie einen ganz jungen Vogel gefunden haben, der noch kein vollständiges Federkleid trägt. Sie wird über dem Auslauf angebracht. So kann sich Ihr Schützling den Temperaturbereich aussuchen, der ihm am angenehmsten ist. Die meisten Nestflüchter nehmen nicht nur vom ersten Lebenstag an allein Nahrung auf, sie trinken auch, und manche baden sogar ganz gerne. Das neue Heim wird also auch mit Schälchen für Wasser und Futter ausgestattet. Platzieren Sie diese in der Mitte der Behausung, damit der Vogel beim Hin- und Herlaufen an den Wänden nicht ständig durchtappen und auf diese Weise Wasser und Futter verschmutzen kann.

Richtig füttern

Wer ein Vogelkind aufziehen will, muss vor allem sehr viel Zeit haben. Die Tiere erleiden Schäden, wenn die richtigen Fütterungszeiten nicht eingehalten werden. Jungvögel müssen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang mindestens stündlich gefüttert werden. Dafür benutzt man eine Pinzette mit stumpfen Enden. Ihr kleiner Gast zeigt Ihnen auch, wann er genug hat, indem er mit dem Betteln aufhört. Wichtig: Nach der Futteraufnahme sollten Sie ihm mit einer Pipette oder Plastik-Einwegspritze auch einige Tropfen handwarmes Wasser einflößen. Größere Vogelarten brauchen entsprechend größere Mengen Futter. Geben Sie ihm nur ganz kleine Bröckchen, damit das Vogeljunge sich nicht verschlucken und daran ersticken kann.

Futter möglichst weit nach hinten schieben

Außer Eulen, Greifvögeln, Mauerseglern und Tauben sperren alle Nesthocker. Sperren bedeutet, dass der Jungvogel den Schnabel weit öffnet und darauf wartet, dass ihm das Futter tief in den Schlund gesteckt wird. Sie müssen also dem sperrenden Vogeljungen Das Futter möglichst weit nach hinten in den Schnabel stecken, damit es verschluckt werden kann. Eine Pinzette mit stumpfen Enden ist das richtige Instrument dafür.  Ältere Jungvögel befördern das Futter vom vorderen Schnabelteil mit Hilfe der Zunge allein nach hinten. Haben Sie ein etwas älteres Vogelkind mit nach Hause genommen, ist es wahrscheinlich, dass es anfangs aus Misstrauen oder Angst nicht sperrt. Dann müssen Sie sanft etwas nachhelfen. Geben Sie bitte besonders Acht auf die empfindlichen Schnäbel, die leicht verbiegen oder einreißen. Am besten nehmen Sie Ihren kleinen Schützling in die eine Hand, fixieren seinen Kopf zwischen Daumen und Zeigefinger und führen ein stumpfes weiches Holzstäbchen seitlich zwischen Ober- und Unterschnabel. Es wird nicht lange dauern, dann sperrt der Kleine von allein. Einfacher ist die Fütterung der Arten, die das vorgehaltene Futter selbst abnehmen.

Was tun, wenn der Vogel die Nahrung verweigert?

Solch einem Jungvogeol brauchen sie das Futterstück nur vor den Schnabel zu halten, er kann es selber nehmen und in seinen Schlund befördern. Doch auch diese Arten können das Futter anfangs verweigern. Dann hilft oft das Berühren der Schnabelwinkel mit dem Futter oder ein Entlangstreichen am Schnabelrand. Das reizt den Vogel zum Zupacken. Da ein unterkühltes Tier keine Nahrung aufnimmt, sorgen Sie möglichst für eine Wärmequelle.

Spezielle Tipps

Spielen Sie Ihrem Findelkind Vogelgesänge vor. Das ist wichtig, damit er später, wenn er wieder in die Freiheit entlassen wird, einen Partner findet. DVDs und CDs mit Vogelstimmen gibt es mitlerweile in vielen Geschäften oder Online-Shops zu kaufen. Achten Sie nur darauf, dass Sie ihm den Vogelgesang von seiner Vogelart vorspielen.

Futterzusammenstellungen für die verschiedenen Vogelarten

Wildvögel, die von Menschen aufgezogen werden, sollten soweit wie möglich mit dem Futter ernährt werden, das auch in der Freiheit ihre Nahrungsgrundlage bildet! Anderenfalls können schwere Darmentzündungen sowie Nieren- und Lebererkrankungen auftreten. Kurzfristig kann man alle Findlinge mit handwarmem Magerquark und gekochtem Eigelb füttern. Wenn der erste Hunger gestillt ist, können Sie das inzwischen besorgte Aufzuchtfutter vorbereiten. Spinnen und Stubenfliegen aus einem giftfreien Haushalt oder Garten werden immer gern angenommen.

So füttert man Insektenfresser

Insekten- und Körnerfresser (auch Körnerfresser ziehen meist ihre Jungen mit Insekten groß): Das Optimum für jeden Jungvögel sind kleine braune Heimchen (Grillen), welche man in vielen Zoofachgeschäften kaufen kann. Mit ihnen gelingt die Aufzucht immer, wird allerdings auch kostenintensiv. Es lohnt sich, diese Heimchen über den Großhandel zu beziehen, schockzufrosten und dann portionsweise wieder aufzutauen. Bitte keine schwarzverfärbten Heimchen verfüttern. Diese könnten verdorben sein. Auch zerdrückte Angler-Fliegenmaden sind geeignet.

Auf Mehlwürmer sollte nur notfalls zurückgegriffen werden, und wenn, dann bitte nur weiche, weiße füttern! Mehlwürmer verursachen böse Darmkrankheiten und schlechtes Gefieder; der Vogel wäre im Regen dann flugunfähig! Man kann auch Fertigfutter-Mischungen für "empfindliche Weichfresser" aus dem Zoofachhandel zufüttern. Die bestehen  zu 100 Prozent aus Insekten. Diese Nahrung kann besser verabreicht werden, wenn Sie mit Magerquark angefeuchtet wird. Mischen Sie am besten etwas Vogel- Vitaminpräparat bei. Für die Körnerfresser ist frische Vogelmiere eine wertvolle Zugabe. Größere Jungvögel erhalten das im Fachhandel erhältliche "Waldvogelfutter".

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