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Tötung von Tigern im Zoo: Experten klären auf

Die Einschläferung von drei neugeborenen Tiger-Babys in Leipzig sorgt aktuell für Diskussionen. Der Grund: Die Mutter hatte den Wurf nicht angenommen, eine Handaufzucht kam für den Zoo nicht infrage.

Tötung von Tigern im Zoo Experten klären auf
Hätte das fatale Ende der Tiger vermieden werden können? (Symbolbild)© stock.adobe.com/Elena

Für Außenstehende wirkt die Entscheidung drastisch, doch Experten sehen sie als notwendige Maßnahme. Sie begründen dies mit dem Schutz des Tierwohls und der natürlichen Entwicklung der Raubkatzen.

Warum die Tiger eingeschläfert werden mussten

Anfang August wurde bekannt, dass drei Tiger-Babys im Zoo Leipzig kurz nach ihrer Geburt eingeschläfert wurden. Die Mutter hatte die Jungen nicht angenommen, eine Handaufzucht durch die Pfleger wurde abgelehnt.

Tierarzt Volker Jähnig, Vizepräsident der Sächsischen Landestierärztekammer, erklärt: „Nur die Aufzucht durch die Mutter sichert ein natürliches Verhalten ohne Fehlprägungen.“ Fehlprägungen entstehen, wenn Jungtiere menschliche Bezugspersonen als Ersatz für ihre Mutter wahrnehmen. Dies führt später zu Problemen bei der Vergesellschaftung mit Artgenossen und macht eine Vermittlung in andere Zoos unmöglich.

Warum Handaufzucht oft keine Option ist

  • Fehlprägungen auf Menschen, nicht auf Artgenossen
  • Schwierige spätere Integration in Zoos
  • Praktische Aufzucht nur in Einzelfällen sinnvoll
  • In Zirkussen üblich, in modernen Zoos selten

Jähnig betont, dass eine Handaufzucht in Zoos nur in sehr speziellen Situationen und bei bestimmten Arten eine Alternative darstellt. Ziel moderner Zoos sei eine naturnahe Haltung, die das Verhalten der Tiere respektiert.

Alternativen: Vermittlung oder Zirkus?

Ein häufig diskutiertes Szenario: Könnten die Tiere in einem Zirkus untergebracht werden? „Theoretisch ja, praktisch nein“, erklärt der Experte. Die Haltung von Großsäugern in Zirkussen sei stark zurückgegangen, und die Bedingungen seien deutlich schlechter. Damit wäre eine Vermittlung weder artgerecht noch tierschützerisch vertretbar gewesen.

Die Entscheidung zur Einschläferung sei daher die einzige Möglichkeit gewesen, den Tieren Leid zu ersparen. Selbst bei optimalen Bedingungen könne eine Mutter ihr Jungtier ablehnen, ähnlich wie dies auch bei Hunden oder Menschen vorkommen könne.

Die Rolle der Mutter und der natürliche Prozess

Die Annahme eines Wurfs durch die Mutter ist kein Automatismus, sondern ein sensibler Prozess, der von vielen Faktoren abhängt. „Der Zoo hat alle Bedingungen optimiert, um die Annahme zu fördern“, so Jähnig. Dennoch gebe es keine Garantie, dass die Mutter die Jungtiere akzeptiert.

Für die Tiger-Mutter kann die Erfahrung wertvoll sein: Beim nächsten Wurf ist sie erfahrener, und die Pfleger können sie gezielter unterstützen. Fehlprägungen und schlechte Aufzucht verhindern in der modernen Zoohaltung langfristig Tierleid.

Tierärztliche Perspektive: Schuldzuweisungen vermeiden

Jähnig betont, dass Schuldzuweisungen in diesem Zusammenhang unangebracht sind. „Von Schuld zu reden verbietet sich. Das ist ein natürlicher Prozess, bei dem viele Faktoren nicht vorhersehbar sind.“ Die tierschützerische Maßnahme eines absolut schmerzfreien Einschläferns sei unter diesen Umständen die sauberste Lösung.

Die Entscheidung, die Tiger-Babys einzuschläfern, basierte auf fachlichen Kriterien zum Schutz der Tiere. Natürliche Aufzucht, Vermeidung von Fehlprägungen und das Wohl der Mutter standen im Vordergrund. Alternativen wie Handaufzucht oder Zirkusvermittlung hätten die Situation nicht verbessert und möglicherweise zu längerem Leid geführt.

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Quellen:

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