Für die Gesundheit Ihrer Katze: Besser vorsorgen – oder besser lassen?

Wir möchten für unsere Katzen nur das Beste, vor allem in Sachen Gesundheit. Doch welche Vorsorge-Maßnahmen machen wirklich Sinn? Unser Experte Dr. med. vet. Michael Streicher gibt darauf eine Antwort.

Katze auf dem Untersuchungstisch beim Tierarzt
© stock.adobe.com/Elnur

Gehen Sie regelmäßig zu Ihrem Hausarzt und lassen sich gesundheitlich überprüfen? Falls ja, gehen Sie vermutlich auch mit Ihrer Katze regelmäßig zur Untersuchung zum Tierarzt.

Katzen lassen uns leider nicht immer an ihrem Gesundheitszustand teilhaben, denn sie können selbst schwere Krankheitssymptome sehr lange unterdrücken und somit vor uns verbergen.

Deshalb die Empfehlung: Bringen Sie Ihre Katze alle ein bis zwei Jahre für eine allgemeine Untersuchung in die Tierarztpraxis. Ein Blick in die Augen, den Mund und die Ohren, das Herz abhören, Krallen- und Gewichtskontrolle sowie Temperaturmessung – mehr muss meist nicht gemacht werden.

Wie häufig sollten Katzen entwurmt werden?

Eine Wohnungskatze läuft kaum Gefahr, sich mit Würmern zu infizieren. Theoretisch könnten Sie Wurmeier an Ihren Schuhen mit nach Hause tragen, diese müssten dann von der Katze oral aufgenommen werden. Auch könnte eine Fliege, die zuvor auf infiziertem Kot gesessen hat, sich auf das Katzenfutter setzen und so die Wurmeier übertragen. Die Wahrscheinlichkeit ist allerdings äußerst gering und rechtfertigt nicht die prophylaktische Anwendung von Entwurmungspräparaten.

Bei Wohnungskatzen empfiehlt es sich daher, einmal jährlich eine Kotprobe zur Untersuchung beim Tierarzt vorbeizubringen. Aus eigener Praxiserfahrung ist ein positiver Wurmeierbefund sehr selten, sodass nur die aller wenigsten Wohnungskatzen jemals ein Entwurmungspräparat benötigen.

Katzen mit Freigang zeigen in Kotproben hingegen sehr häufig einen Wurmbefall, sodass hier je nach Wurmpräparat und Infektionsdruck von monatlich bis zweimal jährlich eine Entwurmung durgeführt werden kann.

Impfungen: So viel wie nötig, so wenig wie möglich

Seit der Corona-Pandemie wissen wir alle: An den Impfungen scheiden sich die Geister. Während die einen sich nach den Expertenmeinungen richten, handeln andere nach dem Prinzip „viel hilft viel“, und wieder andere sehen in Impfungen prinzipiell das Böse. So auch bei den Impfungen für unsere Katzen.

Eine Impfempfehlung für Ihre Katze wird individuell anhand ihres Alters und ihrer Lebensumstände von Ihrem Tierarzt erstellt. Viel hilft bei Impfungen nicht viel. Um etwas Licht in das Dunkel zu bringen, hat die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) eine Leitlinie zur Impfung von Kleintieren herausgebracht, die für alle Haustierbesitzer online zur Verfügung steht.

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Nicht auf gut Glück gegen Floh & Co. behandeln

Auch hier müssen, ähnlich wie bei Impfungen, die Lebensumstände der Katze berücksichtigt werden. Kommen da, wo die Katze lebt, Zecken und Flöhe vor? In der Wohnung und auf dem Balkon ist das Vorkommen dieser Parasiten eher unwahrscheinlich.

Aber auch bei Freigängerkatzen gibt es Unterschiede. Während die eine Katze nach jedem Streifzug mit unzähligen Zecken zurückkommt, finden Sie bei anderen Katzen nicht eine Zecke.

Es sollte nicht jede Katze wahllos mit Antiparasitika behandelt werden, da diese, wie jedes andere Medikament auch, Nebenwirkungen haben können (z. B. allergische Hautreaktionen). Bürstet man regelmäßig nach dem Freigang das Fell, können viele Zecken im Vorfeld entfernt werden, bevor sie sich festsetzen. Meist brauchen die Zecken einige Zeit, bis sie die geeignete Stelle zum Blutsaugen gefunden haben. Lesen Sie dazu auch unseren Artikel: Zecken bei Katzen entfernen: So gehen Sie richtig vor

Früherkennung von Krankheiten durch eine Blutuntersuchung

Eine Blutuntersuchung ist immer dann anzuraten, wenn Ihre Katze Symptome zeigt, die auf eine internistische Erkrankung hindeuten können. Ein Symptom, welches Katzenhaltern besonders häufig als erstes auffällt, ist gesteigerter Durst. Entweder sieht man die Katze ständig am Wassernapf, oder in der Katzentoilette ist auffällig viel Urin. Vermehrter Durst kann auf Diabetes oder eine Nierenerkrankung hindeuten, aber auch eine Bauchspeichel- oder Leberentzündung kommen infrage, sowie eine Schilddrüsenüberfunktion.

Eine Blutuntersuchung kann immer nur Hinweise auf eine bereits bestehende Erkrankung liefern. Es ist nicht möglich, anhand des Blutbildes beispielsweise einen Diabetes im Voraus zu erkennen und dagegen zu steuern. Anders sieht es bei den Nierenerkrankungen aus: Je eher man hier eine Diagnose hat, desto eher kann man den Erkrankungsverlauf hinauszuzögern.

Zahnschmerzen sind in (fast) aller Munde

Wenn Sie regelmäßig beim Tierarzt sind, sollte es zu keinen bösen Überraschungen im Mund Ihrer Katze kommen. Dennoch können sich Zähne und das Zahnfleisch innerhalb eines Jahres stark verändern.

Je älter eine Katze wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, an den Zähnen oder dem Zahnhalteapparat zu erkranken. Ausnahmen bestätigen aber die Regel: Bereits viele Katzen unter drei Jahren haben massive Probleme mit ihren Zähnen. Insbesondere die Resorptiven Läsionen (FORL/RL) bereiten Katzen große Probleme. Deren Erkennung gelingt meist nur unter Zuhilfenahme dentaler Röntgenaufnahmen.

Was vielen Katzenhaltern als erster Hinweis auf eine mögliche Erkrankung in der Mundhöhle auffällt, ist der immer stärker werdende Mundgeruch. Hier sollte umgehend ein Tierarzt eine entsprechende Kontrolle durchführen.

Eine Vorsorgemaßnahme zur Erhaltung der Zahngesundheit stellt das Zähneputzen dar. Dies schützt zwar nicht vor den FORL oder RL, aber vor Zahnstein.

Urin-Untersuchung: herausfordernd, aber aussagekräftig

Was ist die häufigste Todesursache beim jungen Kater? Der Harnröhrenverschluss! In den meisten Fällen sind mikroskopisch kleine Kristalle in Verbindung mit Entzündungszellen und Blut verantwortlich für die Bildung eines kleinen Pfropfens, welcher dann die Harnröhre verschließt.

Bei der Kätzin ist die Harnröhre nicht so eng wie beim Kater, sodass es bei ihr sehr selten zu solchen Verschlüssen kommt. Eine regelmäßige Urinuntersuchung kann helfen, vorhandene Kristalle zu erkennen und zu behandeln, damit es hoffentlich nicht zu einem Harnröhrenverschluss kommt.

Aber auch bei chronischen Blasenentzündungen sollte man immer an Kristalle im Urin denken, die solche Entzündungen auslösen können. Die Urinuntersuchung Ihrer Katze stellt eine einfache Vorsorgeuntersuchung dar, um vorhandene Kristalle oder bereits bestehende Entzündungen der Harnblase zu erkennen, um so schwerwiegendere Erkrankungen zu verhindern.

Langfristige Gewichtskontrolle

Viele Katzen mit einer Erkrankung nehmen langsam, aber stetig ab. Bei einem langsamen Gewichtsverlust fällt das den meisten Katzenhaltern nicht so schnell auf, wie wenn die Katze innerhalb kürzester Zeit viel Gewicht verliert.

Insbesondere Katzen ab sieben Jahren sollten regelmäßig gewogen werden, dabei kommt es nicht auf 100 Gramm mehr oder weniger an. Entscheidend ist die Verlaufskontrolle über einen längeren Zeitraum. Auch deutet nicht jeder Gewichtsverlust auf eine Erkrankung hin. Im Sommer beispielsweise können manche Katzen hitzebedingt bis zu 20 Prozent Gewicht verlieren, ohne dass sie krank sind. Im Herbst wird das Gewicht dann meist wieder ausgeglichen.

Home-Monitoring als Routine

Die beste aller Vorsorgemaßnahmen ist die tägliche Beobachtung Ihrer Katze. Jede Veränderung könnte auf eine Problematik hindeuten.

Leider zeigen unsere Katzen uns erst deutliche Krankheitssymptome, wenn sie bereits krank sind. Da Katzen zu den noch ungezähmten Haustieren zählen, unterdrücken sie Krankheitsanzeichen so lange wie möglich. In der freien Natur würde Schwäche den sicheren Tod bedeuten.

Gesteigerter oder verminderter Appetit, vermehrter Durst, erschwerte Atmung, ungewohnte Schlaf- und Liegeplätze oder einfach unbekannte Verhaltensmuster können auf eine Erkrankung hindeuten. 

Sicherheit für Samtpfoten

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Über unseren Experten

In seiner Tierarztpraxis im hessischen Oberursel behandelt Dr. med. vet. Streicher ausschließlich Katzen. Infos unter www.katzen-praxis.de.

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