Wildtier-Lexikon

Orca / Schwertwal

Der Schwertwal ist ein beeindruckendes, intelligentes und hoch soziales Tier. In diesem Steckbrief lesen Sie alles zu Systematik, Aussehen, Fortpflanzung, Lebensweise, Verhalten und Ernährung des Orcas.

Orcas
Schwertwale, auch Orcas genannt, sind sehr intelligente und soziale Tiere.© Wirestock-stock.adobe.com

Der Orca ist einer der bekanntesten Wale überhaupt und gehört zu den geschicktesten Raubtieren im Tierreich.

Steckbrief

Körperlänge: Weibchen: 5 - 8 m, Männchen: 6 - 10 m
Gewicht: 4-7 t 
Lebenserwartung: 25 - 60 Jahre (Männchen) 40 - 90 Jahre (Weibchen)
Verbreitung: weltweit
Lebensraum: Ozeane
Artbestand: keine ausreichenden Daten

Systematik

Klasse: Säugetiere
Ordnung: Wale
Unterordnung: Zahnwale
Familie: Delfine
Gattung: Orcinus
Art: Großer Schwertwal (Orcinus orca)

Inhaltsübersicht

Aussehen des Schwertwals

Der Schwertwal gehört zu den Zahnwalen und ist der größte Vertreter aus der Familie der Delfine. Männchen können fast bis zu zehn Meter lang werden und 6,6 Tonnen wiegen. Weibchen sind deutlich kleiner und leichter.

Seinen Namen verdankt der Schwertwal seiner großen Rückenflosse (Finne). Sie ist bei Weibchen leicht nach hinten gebogen, während sie bei Männchen gerade ist oder nach vorne zeigt. Im Durchschnitt ist sie etwa 60 Zentimeter lang, bei manchen Männchen wird sie jedoch bis zu 1,8 Meter lang.

Die Brustflossen des Orcas können bis zu zwei Meter lang werden und sind stark abgerundet. Die Schwanzflosse ist waagrecht und leicht gegabelt. Der mächtige Kopf des Schwertwals läuft an der Schnauze spitz zu.

Der Körper ist größtenteils schwarz, Bauch, Kehle und Unterseite der Schwanzflosse sind leuchtend weiß. Auch über den Augen des Schwertwals befindet sich jeweils ein weißer Fleck.

Fortpflanzung und Entwicklung

Die Paarungszeit der Schwerwale ändert sich je nach Region. Im Nordatlantik paaren sich die Tiere zwischen November und Januar, im Nordpazifik zwischen Mai und Juni.

Die Orca-Weibchen bekommen in ihrem Leben in der Regel zwischen fünf und sechs Kälber, in etwa zwischen ihrem zwölften und vierzigsten Lebensjahr. Geschlechtsreif werden sie meist schon mit rund acht Jahren, Männchen mit 13.

Nach einer Tragzeit von 12 bis 18 Monaten bringen Schwertwal-Kühe ein Junges zur Welt. Das Jungtier ist bei der Geburt bereits völlig entwickelt. Es wiegt etwa 170 Kilogramm und ist gut zwei Meter lang. Die Mutter säugt ihren Nachwuchs etwa ein Jahr lang. Die Bindung zwischen Kalb und Mutter ist sehr eng. Die Jungtiere lernen von den erwachsenen Orcas, zum Beispiel das Jagen. So werden besondere Fähigkeiten und Strategien von Generation zu Generation weitergegeben.

Bei jungen Schwertwalen ist die Sterblichkeit sehr hoch. Erwachsene Orcas haben hingegen keine Fressfeinde und daher auch eine niedrige Sterblichkeit.

Orca
Orcas kommen in allen Weltmeeren vor.© Tobias-stock.adobe.com

Lebensweise und Verhalten

Alle Schwertwale sind sehr gesellig und sozial. Sie leben in Gruppen zusammen, die als Schulen oder Pods bezeichnet werden. Eine solche Gruppe kann aus bis zu 50 Tieren einer Familie bestehen und wird von einer Leitkuh, dem ältesten Weibchen, angeführt. In den Pods leben neben der Leitkuh auch deren Kälber und wiederum deren Nachkommen. Männchen verlassen die Gruppen häufiger, um den Genpool auszuweiten.

Manchmal entstehen auch größere Familienverbände, in denen auch mehrere verwandte Männchen leben. Die Mitglieder einer Gruppe haben eine enge Bindung zueinander und gehen gemeinsam auf die Jagd. Schwertwale sind nicht ortsgebunden, sondern wandern mit ihrer Nahrung und den Jahreszeiten.

Schwertwale können beim Schwimmen eine Geschwindigkeit von 55 km/h erreichen und so bis zu 200 Kilometer am Tag zurücklegen. Sie sind sehr aktiv und vollführen manchmal regelrechte Wasserakrobatik.

Viele verschiedene Orcas

Wichtig zu wissen ist: Den einen Orca gibt es nicht. Es gibt verschiedene Orca-Ökotypen, die in unterschiedlichen Gewässern vorkommen und sich auch nicht kreuzen. Diese Ökotypen unterscheiden sich nicht nur in Größe und Aussehen, sondern auch im Jagdverhalten und ihren sozialen Strukturen:

  • Die Antarktischen Orcas werden nach den Typen A, B, C und D unterschieden
  • Die Orcas im Nordostpazifik werden als Resident, die Transient und Offshore bezeichnet.
  • Im Nordatlantik gibt es die Orca-Typen 1 und 2.

Kommunikation bei Schwertwalen

Schwertwale kommunizieren äußerst intensiv mit ihren Artgenossen. Dazu steht ihnen eine ganze Reihe von schreienden, pfeifenden und kreischenden Tönen zur Verfügung.

Die Kommunikation von Schwertwalen verschiedener Regionen ist sehr unterschiedlich, sie verfügen sogar über regionale Dialekte. Neben den für den Menschen hörbaren Lauten kommunizieren die Wale auch über ein sogenanntes biologisches Sonar. Mit Ultraschalllauten können sie ihre Umgebung abtasten und Artgenossen identifizieren.

Schwertwale verfügen über ein sehr großes Gehirn und sind sehr intelligent. Ihre ausgeklügelten Jagdstrategien beweisen das. Sie sind auch dazu in der Lage, Emotionen wie Angst, Wut und Freude in für den Menschen nicht nachvollziehbaren Dimensionen zu empfinden.

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Ernährung des Orcas

Je nach Orca-Ökotyp unterscheidet sich auch die Nahrung der Schwertwale:

  • Resident-Schwertwale ernähren sich hauptsächlich von Fischen wie Lachs und Heilbutt.
  • Transient-Schwertwale fressen bevorzugt Meeressäuger wie Robben, Delfine und andere Walarten.
  • Über die Nahrung der Offshore-Schwertwale ist wenig bekannt, vermutlich besteht sie aus Fleisch und Fisch.
  • Typ A und B der Antarktischen Schwertwal-Typen ernähren sich von anderen Säugetieren (Robben, andere Wale).
  • Typ C und D der Antarktischen Schwertwal-Typen ernähren sich in erster Linie von Fisch.

Je nach Verbreitung haben die verschiedenen Orcas auch eine spezielle Leibspeise: Die Orcas vor Norwegen ernähren sich zum Beispiel vor allem von Hering, während in der Straße von Gibraltar Thunfisch die Leibspeise der Schwertwale ist.

Schwertwale jagen in Gruppen. Sie entwickeln darin individuelle Jagdtechniken. So können sie auch Tiere erlegen, die größer sind als sie selbst. Ein Schwertwal frisst etwa 300 Kilogramm Nahrung am Tag.

Hätten Sie's gewusst?

Der wohl bekannteste Schwertwal ist Keiko. Er wurde 1976 nahe der Küste Islands geboren. Jedoch geriet er schnell in Gefangenschaft und verlebte traurige Jahre in Vergnügungsparks in Kanada und Mexiko. Dort wurde er auch als Filmstar entdeckt. 1993 spielte er die Hauptrolle in dem erfolgreichen Film "Free Willy – Ruf der Freiheit". Wenige Jahre später wurde dann auch Keikos Ruf nach Freiheit endlich erhört. Er wurde zurück nach Island geflogen und dort erfolgreich ausgewildert. 2003 starb er im Alter von 27 Jahren an einer Lungenentzündung.

Noch immer werden Orcas in Delfinarien gehalten. Wieso die Haltung in Gefangenschaft für Orcas nicht geeignet ist und was sich hinter den Kulissen solcher Delfinarien abspielt, zeigt der Film "Blackfish", der auf Netflix verfügbar ist:

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