Wildtier-Lexikon

Vielfraß

Obwohl der Vielfraß seinen Namen zu Recht trägt, hat er ihn nicht wegen seines großen Appetits bekommen. Erfahren Sie im Steckbrief alles über den Vielfraß: Systematik, Aussehen, Fortpflanzung, Entwicklung, Lebensweise, Verhalten und Ernährung.

Vielfraß (Gulo gulo)
Obwohl der Vielfraß seinen Namen zu Recht trägt, hat er ihn nicht wegen seines großen Appetits bekommen. © shutterstock

Der Vielfraß im Steckbrief

  • Körperlänge: Weibchen: 65 - 85 cm, Männchen: 70 - 90 cm
  • Gewicht: Weibchen: 10 - 14 kg, Männchen: 15 - 20 kg
  • Lebenserwartung: 8 - 10 Jahre
  • Verbreitung: Skandinavien, Sibirien, Alaska, USA, Kanada
  • Lebensraum: Nadelwälder, Moore, Gebirge
  • Artbestand: nicht gefährdet

Systematik des Vielfraßes

  • Klasse: Säugetiere
  • Ordnung: Raubtiere
  • Familie: Marder
  • Gattung: Gulo
  • Art: Vielfraß (Gulo gulo)

Der Vielfraß und seine Ernährung

Der Vielfraß ist immer hungrig und frisst alles, was er bekommen kann. Am liebsten frisst der Vielfraß Fleisch. Im Sommer fällt ihm die Jagd schwer, da der Vielfraß sich nur sehr langsam und geräuschvoll fortbewegen kann. Zu dieser Zeit frisst der Vielfraß vorwiegend:

Aussehen des Vielfraßes

Obwohl er zur Familie der Marder gehört, sieht der Vielfraß auf den ersten Blick eher wie ein Bär aus. Der Körper ist kräftig und kompakt, aber dennoch schlank. Der Vielfraß steht auf langen Beinen, die in breiten Füßen enden. Der Vielfraß ist auch an den Sohlen seiner Füße behaart, und zwischen seinen Zehen befindet sich eine Spannhaut. Dadurch sinkt der Vielfraß nicht in den Schnee ein. Der Vielfraß hat einen großen Kopf mit einer langen Schnauze und kleinen Ohren.

Der Vielfraß hat einen buschigen, dicken Schwanz, der zirka 25 Zentimeter lang wird. Das Fell ist lang und dicht. Es schützt den Vielfraß vor Kälte und Nässe, da es wasserabstoßend ist. Der Vielfraß hat dunkelbraunes oder schwarzes Fell. Viele Vielfraße haben eine helle Bandzeichnung; sie beginnt am Kopf, teilt sich entlang der beiden Körperseiten und vereint sich am Schwanz wieder.

Fortpflanzung und Entwicklung des Vielfraßes

Vielfraße paaren sich zwischen April und Juni. Männchen und Weibchen leben nach der Paarung noch einige Monate zusammen - an der Aufzucht beteiligt sich der Vater jedoch nicht. Vor der Geburt sucht sich das Vielfraß-Weibchen eine Baumhöhle, eine Felsspalte oder gräbt selbst eine Höhle in den Schnee. Zwischen Februar und März bringt sie dort in der Regel drei bis vier Junge zur Welt. Die Vielfraße wiegen bei der Geburt 100 Gramm und sind etwa 15 Zentimeter lang. Sie werden blind und mit weißem Fell geboren. Die ersten Wochen verbringen sie in ihrer geschützten Höhle.

Erst im Alter von etwa fünf Wochen beginnen die kleinen Vielfraße damit, die Mutter auf die Jagd zu begleiten. Die Mutter säugt ihren Nachwuchs acht bis zehn Wochen lang. Danach füttert das Weibchen die Jungen mit vorgekautem Fleisch. Etwa sechs Monate nach der Geburt sind die Jungtiere bereits in der Lage, selbst für sich zu sorgen. Mit einem Jahr sind sie vollständig ausgewachsen. Sie bleiben jedoch meist noch ein bis zwei Jahre bei der Mutter. Diese vertreibt sie, sobald der Nachwuchs geschlechtsreif wird.

Lebensweise und Verhalten des Vielfraßes

Der Vielfraß ist ein Einzelgänger. Nur während der Paarungszeit leben Männchen und Weibchen für einige Monate zusammen. Der Vielfraß bewohnt ein festes Gebiet, das bis zu 2.000 Quadratmeter umfassen kann. Er markiert dieses Gebiet mit Kot und Urin. Der Vielfraß duldet keine Artgenossen im Revier, sein Revier kann sich jedoch mit den Revieren von Artgenossen des anderen Geschlechts überschneiden. Der Vielfraß ist nachtaktiv. Tagsüber schläft der Vielfraß in geschützten Bauen.

Diese Baue legt der Vielfraß meist flüchtig unter gefallenen Bäumen oder in Felsspalten an und polstert sie mit Blättern und Gräsern aus. Manchmal übernimmt der Vielfraß auch Baue anderer Tiere oder gräbt Höhlen in den Schnee. Nachts geht der Vielfraß auf Nahrungssuche und legt dabei bis zu 45 Kilometer zurück. Obwohl der Vielfraß sehr gut klettern kann, bevorzugt er es, auf dem Boden zu leben.

Der Vielfraß und seine Sinnesleistungen

Der Vielfraß hat einen ausgezeichneten Geruchsinn. Mit seiner feinen Nase kann der Vielfraß seine Nahrung auch unter dicken Schneeschichten aufstöbern. Das Gehör ist ebenfalls sehr gut ausgeprägt. Obwohl auch der Sehsinn gut entwickelt ist, ist der Vielfraß auf diesen kaum angewiesen; vorwiegend kommen Geruchsinn und Gehör zum Einsatz. Im Winter, wenn Schnee liegt, kann sich der Vielfraß lautlos und schnell fortbewegen, da er nicht in den Schnee einsinkt. Jetzt macht er Jagd auf Schneehasen, Eichhörnchen und Mäuse. Der Vielfraß erbeutet oft Tiere, die viel größer sind als er, wie Elche oder Luchse. Selbst vor Menschen schreckt der Vielfraß nicht zurück und raubt gerne Hütten aus.

Hätten Sie das über den Vielfraß gewusst?

Obwohl der Vielfraß seinen Namen zu Recht trägt, hat er ihn nicht wegen seines großen Appetits bekommen. Schuld ist vielmehr eine Fehlübersetzung. In Skandinavien heißt der Vielfraß nämlich "Fjäl-Fräs", was so viel wie "Felsenkatze" bedeutet. Mangelnde Fremdsprachenkenntnisse ließen die Felsenkatze im Deutschen also zum Vielfraß werden.

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