Typische Krankheiten bei Krebsen
Für handfeste Feinde sind Krebse mit ihrem Panzer und ihren Scheren meist gut ausgerüstet. Aggressiven Winzlingen dagegen wie Pilzen und Bakterien stehen sie und auch ihre Pfleger meist eher hilflos gegenüber.
Die Krebspest
Die sogenannte Krebspest ist eine der schlimmsten Krankheiten für Krebse. Nicht nur, weil sie einzelne Tiere oder Aquarienbestände vernichten kann, sondern die Krebspopulationen ganzer Länder. Amerikanische Flusskrebse haben im Laufe der Zeit durch das Zusammenleben mit dem verursachenden Pilz wirksame Gegenmaßnahmen entwickeln können. Sie kapseln den Pilz einfach ein. Dieser schadet dann zwar nicht dem befallenen Krebs, kommt dieser jedoch mit Krebsen aus anderen Gegenden zusammen, die keine Möglichkeit hatten, sich anzupassen, werden diese Krebse befallen und vernichtet. Auf diese Weise wurde der Europäische Flusskrebs durch die Einführung und vor allem durch die Freisetzung des Amerikanischen Sumpfkrebses (Procambarus clarkii) annähernd ausgerottet.
Nicht einheimische Krebse sollten daher niemals ausgesetzt oder in Teichen gehalten werden. Auch bei der gleichzeitigen Pflege der unterschiedlichen Arten muss unbedingt darauf geachtet werden, dass nicht nur die Tiere selbst, sondern auch alle Gerätschaften hygienisch behandelt und nicht miteinander vermischt werden. Denn auch gesund erscheinende Krebse können Überträger des gefürchteten Fadenpilzes Aphanomyces astaci sein.
Weitere Krankheiten
Es existiert eine Vielzahl anderer Bakterien, Pilzsporen und Viren, die den Krebsen gefährlich werden können. Vorbeugend wirkt eine gesunde, ausgewogene Ernährung, wobei Laub eine wichtige Rolle bei der Stärkung des Immunsystems spielt.
Eine weitere bekannte Infektion unter Krebsen ist die Rost- oder Brandfleckenkrankheit. Sie ist gekennzeichnet durch rostrote und/oder schwarze Stellen am Panzer. Die verursachenden Pilze und Bakterien kommen praktisch überall und immer vor (omnipräsent). Daher siedeln sie sich immer an jeder noch so kleinen Panzerbeschädigung an und können durchaus harmlos sein. Denn die Krebse ergreifen ihrerseits Gegenmaßnahmen – daher die Verfärbungen. Allerdings gibt es zwei Verlaufsformen. Die harmlose Variante ist nach der nächsten Häutung verschwunden, beim chronischen Verlauf hat der Krebs nicht genügend Eigenabwehr und wird komplett befallen, bis er schließlich stirbt.
Was tun bei Patienten mit Scheren?
Werden kleine, vereinzelte Flecken beobachtet, können diese, wie gesagt, wieder verschwinden. Sind ernsthafte und dauerhafte Erkrankungen erkennbar, die sich auch durch Apathie, Appetitlosigkeit und Lähmungen äußern, sollten die erkrankten Exemplare sofort isoliert werden. Um weitere Tiere nicht zu gefährden, ist im Umgang mit Krebsen immer besondere Achtsamkeit und Hygiene erforderlich, insbesondere dann, wenn Arten unterschiedlicher Kontinente gepflegt werden.
Widrige Wasserbedingungen
Sind Krebse mit der Gesamtsituation unzufrieden (Wasser zu sehr belastet, zu wenig Sauerstoff), versuchen die Tiere sehr intensiv, das Wasser zu verlassen. Auch in der Natur verlassen Krebse ihre angestammten Gewässer, wenn sich die Situation zu sehr verschlechtert. Übermäßiges Verhalten dieser Art sollte dazu veranlassen, die Wasserparameter zu überprüfen und gegebenenfalls zu korrigieren.
Die Häutung bei Krebsen
Die Häutung ist zwar keine Krankheit, sondern Teil eines jeden Krebslebens, der jedoch sehr risikoreich und anstrengend ist. Unter Umständen kann es zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen und auch den Tod bedeuten. Wichtigste Voraussetzungen für einen erfolgreichen Kleiderwechsel sind: beizeiten ein ungestörtes Plätzchen im Wasser, artgerechte Ernährung und möglichst optimale Lebensbedingungen ohne Dauerstress.
Der starre Panzer aller Krebstiere kann nicht mitwachsen und wird daher in mehr oder weniger großen Abständen abgelegt. Ist dies geschehen, wird Wasser in die noch weiche neue Haut gepumpt, das Tier wächst. Anschließend härtet alles aus, und neues Gewebe wird innerhalb der nächsten Tage und Wochen gebildet.
Doch nicht nur die Außenhaut wird gewechselt, die Kiemen und andere innere Organe sind in den Erneuerungsprozess mit einbezogen. Ein Blick in eine frisch abgestreifte Hülle – die sogenannte Exuvie – verdeutlicht dies sehr anschaulich. Der Ausstieg aus der alten Haut dauert nur wenige Minuten. Entscheidend sind die Vorbereitungen: Der Krebs muss bereits lange vor dem eigentlichen Ereignis genug Nahrung aufnehmen, um einerseits den neuen Panzer bilden zu können und andererseits für diese Zeit sowie die Nachsorge (Bildung neuen Gewebes nach dem Wachstumsschub) ausreichend Reserven einzulagern, damit die Kraft ausreicht. Zu proteinreiche Ernährung führt allerdings im ungünstigsten Fall zu Missbildungen an den Gliedern.
Keine Sorge wegen fehlender Glieder
Krebstiere verfügen über die Fähigkeit, abhanden gekommene Glieder im Rahmen einer Häutung wieder zu erneuern. Zunächst etwas kleiner als das Original, aber voll funktionstüchtig. Nach einer weiteren Häutung sind vormals fehlende Glieder nicht von den anderen zu unterscheiden. Die Ordnung der Zehnfüßer (Dekapoden) kann zusätzlich eigenmächtig beschädigte oder verletzte Gliedmaßen entfernen. Sind allerdings häufig fehlende Glieder oder Scheren bei den Tieren zu beobachten, könnte dies auf übermäßige Streitigkeiten innerhalb der Gruppe der Krebse oder auf ungeeignete Vergesellschaftung hindeuten und sollte behoben werden.
Dauert eine Häutung – also der Ausstieg selbst – länger als eine Stunde oder liegt der betreffende Krebs deutlich auf der Seite, ist dies ein Zeichen für Komplikationen. Manchmal gelingt die Häutung noch, manchmal aber auch nicht. Da die Tiere dann sehr weich sind, ist von einer Hilfestellung seitens des Pflegers eher abzuraten. (Annette Berkelmann)