Besuch auf vier Pfoten
Tiere sind Seelentröster, helfen bei Einsamkeit und bauen Brücken - vor allem dort, wo Menschen oft alleine sind. Wir haben Hunde bei einem Besuch im Seniorenheim begleitet
Leny braucht nur wenige Augenblicke, um mit ihrem Gegenüber Kontakt aufzunehmen. Sie kommt vorsichtig näher und stupst dann freundlich mit ihrer feuchten Nase. Die Nachricht ist klar: "Bitte streichle mich", und die Damen und Herren des Seniorenheims St. Josef in Bad Lippspringe kommen der Aufforderung gerne nach. Denn die Zwergpudeldame Leny ist ein Besuchshund. Zusammen mit ihrer Halterin Sandra bildet sie ein Mensch-Hund-Team, das ehrenamtlich kleine und große Tierliebhaber in Kitas, Schulen, Seniorenheimen, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen oder für Menschen mit Suchterkrankungen besucht.
Da Leny sehr verschmust, neugierig und menschenbezogen ist und die Senioren und Seniorinnen ihr gerne diese Aufmerksamkeit schenken, ist der Besuch ein Gewinn für alle Beteiligten. Auch ihre Hundekollegen wie der kuschelige und gutmütige Leonberger Django und die Labrador-Hündinnen Mira und Lotta gehen in Einrichtungen und sorgen für gute Laune.
"Gib dem Menschen einen und, und seine Seele wird gesund." Dieses Zitat wird Hildegard von Bingen zugeschrieben, und die Wahrheit darin steht außer Frage. Davon konnten sich die Markenbotschafter des Tiernahrungsherstellers Purina, Angelina Kirsch und Jochen Bendel, überzeugen, die mit dem gemeinnützigen Verein Tiere bauen Brücken e. V. das Seniorenheim St. Josef besuchen. Der Verein organisiert einmal wöchentlich die Hundebesuche, die so wichtig sind für die Menschen. Purina unterstützt diese ehrenamtliche Initiative und finanziert die Ausbildung der Besuchshunde-Teams, die für interessierte Hundehalter kostenlos ist.
https://www.purina.de/ueber-purina/verantwortung/unsere-herzenspartner
Tiere bauen Brücken
"Ältere Leute fallen in unserer Gesellschaft auch etwas hinten runter und verlieren ein bisschen den Anschluss. Nicht immer gibt es Angehörige. Das Betreuungspersonal tut wirklich viel, aber es kann natürlich nicht alles auffangen. Da sind die Besuche von den Hunden Gold wert", sagt TV-Moderator Jochen Bendel.
Es gibt einige wenige Senioreneinrichtungen, in denen die Menschen ihre Tiere behalten können. Aber schnell sieht man sich wichtigen Fragen gegenüber: Wer geht mit dem Hund raus, wenn die Halterin es nicht mehr kann? Wie bringt man Hund, Katze oder Maus unter einen Hut, wenn nebenbei auch noch der Heimalltag reibungslos ablaufen muss? Genau dann kommt der Verein Tiere bauen Brücken e. V. ins Spiel.
Der Verein bildet interessierte Menschen und ihre Tiere aus, damit die Teams dann in soziale Einrichtungen gehen und dort helfen, auf besondere Weise die Herzen zu öffnen. Weil nicht jeder Vierbeiner sich dabei wohl fühlt, von unbekannten Menschen gestreichelt zu werden, kann auch nicht jeder ein Besuchshund werden. Die Tiere dürfen nicht gestresst sein oder gar Angst verspüren. Ein Hund sollte kontaktfreudig, freundlich und aufgeschlossen sein. Grundsätzlich gibt es keine Hunderassen, die als Besuchshund besonders gut oder schlecht geeignet sind. Entscheidend ist vielmehr das Wesen und der Charakter. Ob ein Tier die Voraussetzungen erfüllt, wird mit einem ersten Eignungstest ermittelt. Ist diese Hürde genommen, wird mit Hilfe von Hunde- und Verhaltenstrainern sowie durch praktische und theoretische Lektionen an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden und dann über ein Jahr verteilt gelernt, worauf bei der Arbeit in den sozialen Einrichtungen zu achten ist. Die Halter lernen ihren Hund genauer kennen, um dann schnell zu erkennen, wenn er nervös wird. Es kann also so gut wie jeder, ohne Vorkenntnisse, diese ehrenamtliche Arbeit machen.
"Der Mensch braucht eigentlich mehr Ausbildung als das Tier", erklärt Armin Brüggemann, Vorstandsvorsitzender von Tiere bauen Brücken e. V. "Unser Ansatz ist es, die Energie zwischen Menschen und Hunden ganz alleine wirken zu lassen.
Nur gute Energien
Es gibt physiologische Prozesse, die passieren, ohne dass jemand etwas macht. Legt sich der Hund entspannt ab, entspannt sich auch der Mensch, und es entsteht diese gute Energie, wenn man sich Zeit lässt. Die Hunde lernen auch kleine Tricks, wie apportieren oder Pfötchen geben, damit das Eis schnell bricht und die Interaktion viel leichter fällt. In besonderen Einrichtungen, zum Beispiel dort, wo Menschen mit Demenz leben, entwickelt der Verein zusammen mit den Verantwortlichen ein Konzept, wie die Tiere am besten eingesetzt werden können.
Während Moderatorin und Purina-Markenbotschafterin Angelina Kirsch zwischen zwei Damen sitzt, sagt sie: "Ich würde mir wünschen, dass es noch viel mehr Seniorenheime gibt, die die Hunde in ihre Räume einladen und sich noch mehr Mensch-Hund-Teams ausbilden lassen."
Damit immer mehr soziale Einrichtungen in den Genuss von Leny, Peppa und Django kommen können, können sie sich über die Website des Vereins Tiere bauen Brücken e. V. anmelden, und manchmal geht der Verein auch proaktiv auf die Verantwortlichen zu.
"Es passiert schon, dass unser Angebot abgelehnt wird. Aber nicht, weil man die Vorteile nicht sieht, sondern weil es aus organisatorischen Gründen schlicht nicht passt. Doch in den meisten Fällen kann man es kaum erwarten, bis wir vor der Tür stehen", erklärt Armin Brüggemann.
Glückliche Gesichter bei Mensch und Tier
Es gibt viele Untersuchungen, die sich damit beschäftigen, wie sehr der Kontakt zu Tieren Menschen positiv beeinflusst. Aber im Grunde muss man dafür nicht die Wissenschaft zu Rate ziehen. Es reicht völlig, in die strahlenden Gesichter der Bewohner des Seniorenheims zu blicken und zu sehen, wie die Hunde mit dem Schwanzwedeln gar nicht mehr aufhören können.
"Ich bin beeindruckt von der Wirkung der Besuchshunde. Sie sind wahre Brückenbauer und schaffen einen Zugang zu Menschen, der ohne sie nicht möglich wäre. Heute bin ich mit einer älteren Dame ins Gespräch gekommen. Ihre Freude, als ich ihr von meinen Lieblingsmomenten mit meinem frechen Kater Balu erzählt habe, werde ich so schnell nicht vergessen", erzählt Moderatorin Angelina Kirsch.
So ist das oft, sobald die Menschen einen Draht zu den Tieren bekommen haben, sprudeln die Erinnerungen nur so aus ihnen heraus. Aber nicht nur mit Worten, wie Jochen Bendel erlebt hat: "Uns ist ein älterer Herr im Rollstuhl begegnet, der die Hunde streichelte, und sein Sohn, der neben ihm saß, sagte, dass er seinen Vater schon lange nicht mehr so lächeln gesehen habe."
Aber nicht jeder Mensch ist von Anfang an den Tieren gegenüber aufgeschlossen, wobei die Skepsis nie lange anhält. Denn wer kann schon treuen Hundeaugen und nassen Schnauzen widerstehen?
"Ich bin einfach jedes Mal von der Magie der Mensch-Hund-Beziehung begeistert", erzählt Jochen Bendel. "Heute konnte ich das hautnah bei der 96-jährigen Dorothee miterleben: Als ich mich mit der Besuchshündin Leny neben sie gesetzt habe, war sie erst skeptisch und etwas ängstlich. Dann hat sie vorsichtig Kontakt aufgenommen und mir aus ihrem oft schwierigen Leben erzählt."
Schließlich wollte sie sich gar nicht mehr von Leny trennen und hat über das ganze Gesicht gestrahlt. Ein wichtiger Faktor hierfür ist, dass die Kommunikation zwischen Mensch und Hund anders abläuft und anders wirkt als die zwischen Senioren und Pflegern. Hunde fordern den Menschen zur Zuwendung auf, nehmen von alleine Kontakt auf und bauen so eine emotionale Brücke zu den Personen. Sie bringen eine Natürlichkeit mit, mit der sie in der Lage sind, Menschen aus ihrer Komfortzone zu holen. Die Forschung weiß schon lange, dass das bloße Schnurren von Katzen oder das Streicheln eines Tieres Glückshormone fließen lässt.
Aber Tiere tun noch viel mehr für uns. Gerade bei älteren Menschen lindern sie Einsamkeit und wecken Erinnerungen. Besuchshunde verbessern außerdem die Lebensqualität von Menschen mit einer demenziellen Erkrankung, die oft mit Depressionen und Angst einhergeht. Die Wirkungsweise ihrer Anwesenheit ist eher subtil und unterstützend. Sie beruhigen die Klienten und geben ihnen Sicherheit. Und auch die Besuchshunde genießen die Zuwendung, die ihnen entgegengebracht wird. Kein Wunder, dass jeder Besuch der Hunde von Tiere bauen Brücken e. V. jede Woche sehnlichst erwartet wird.
Die Mensch-Hund-Teams sind in ganz Deutschland unterwegs. Die Ausbildung finanziert sich mit Hilfe von Tiernahrungshersteller Purina und durch Spenden.
tiere-bauen-bruecken.de